In der Kirche verlegte Leitungssysteme – es wurden 1.8 Kilometer verlegt (Foto: Evangelische Versöhnungsgemeinde Duisburg-Süd)
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Duisburg. In absehbarer Zeit kann Pfarrer Reiner Kaspers hinter Stufe zwei von drei auf dem Weg zur Klimaneutralität einen dicken Haken machen. Das Presbyterium der Evangelischen Versöhnungsgemeinde Duisburg-Süd hätte theoretisch noch einige Jahre Zeit gehabt, um die großen Umbauten in ihren Gebäuden auf den Weg zu bringen. Bis 2035 sollen alle öffentlichen Gebäude klimaneutral mit Energie und Wärme versorgt werden.

„Aber wir haben uns gesagt, es ist nie zu früh, um mit dem Sparen anzufangen“, sagt Kaspers, darüber herrsche Einigkeit in der Gemeindeleitung. Gesagt, getan. Erst vor sieben Monaten fusionierte die Großgemeinde mit etwa 8500 Gemeindemitgliedern. Das Huckinger Gemeindezentrum wurde als erster Standort mit einer Photovoltaik-Anlage und passenden Energiespeichern ausgestattet. Inzwischen stehen die Bauarbeiten im Standort Ungelsheim kurz vor dem Abschluss und der Baustaub legt sich allmählich. Die Gemeinde hat die Baufortschritte auf ihrer Facebookseite mit vielen Fotos dokumentiert. Auf der Sonnenseite des Kirchendaches glänzen die schwarzen Paneele der neuen PV-Anlage in der Sonne. Sieben Wärmepumpen stehen verteilt auf beiden Seiten der Kirche. Die Anlage ist groß dimensioniert, schließlich wird sie nicht nur die Kirche, sondern auch das Gemeindezentrum und die Kita versorgen. Das sind rund 1000 Quadratmeter Fläche.

Allein in der Kirche wurden für die Fußbodenheizung 1,8 Kilometer Schlaufen für die Heizkreisläufe verlegt. Ergänzend zur Fußbodenheizung wurde noch eine Sockelheizung installiert. Viel Erfahrung gab es mit der klimaneutralen Beheizung so großer Räume wie einer Kirche bei der ausführenden Fachfirma noch nicht. Die Ungelsheimer Versöhnungskirche wird in Duisburg die erste klimaneutrale Kirche sein. Nach vorsichtigen Schätzungen wird die Anlage etwa 50-70 Prozent des Energiebedarfs selbst erzeugen, der Rest muss weiter als „grüner Strom“ dazu gekauft werden.

Einige Probleme, die Eigenheimbesitzer so nicht haben, wurden in der Bauphase gelöst. Wie bewegt man einen massiven, steinernen „Klopper“ von Taufbecken? Wer bitte verfügt über die nötigen Kenntnisse, um eine empfindliche Orgel staub- und luftdicht zu verpacken? Unter dem vorgesehenen Platz für das Taufbecken wurden keine Heizspiralen verlegt. „Das Becken ist so schwer, dass es die Rohre zerdrücken würde“, sagt Kaspers. Die Orgel sieht noch immer aus, als wäre der Verpackungskünstler Christo zu Besuch dagewesen. Sie bleibt verpackt, bis die letzten Spuren der Bautätigkeiten beseitigt sind. Ob die Buntglasfenster nach innen hin eine zweite Schutzverglasung bekommen sollen, ist noch nicht entschieden. Gestrichen werden muss auch noch.

Rund 500 000 Euro hat die Gemeinde in die Anlage investieren müssen, amortisieren soll sie sich in 15 bis 20 Jahren. Pfarrer Kaspers deutet auf ein Drohnenbild, dass den ganzen Ungelsheimer Komplex von oben zeigt: „Wenn wir nichts unternommen hätten, dann wäre unser Kasten ab dem Jahr 2035 geschlossen“, sagt er. Er möchte ausdrücklich allen Gemeindemitgliedern danken, die mit ihrer Kirchensteuerzahlung dabei geholfen haben, eine solche Investition zu stemmen. Aber er denkt auch an alle anderen Nutzer und Nutzerinnen des Gemeindezentrums. „Wir sind ja hier auch öffentlicher Raum, es gibt Konzerte, Ausstellungen, Podiumsdiskussionen, Lesungen, Bürger- und Mieterversammlungen und vieles mehr für die Menschen im Stadtteil“, sagt er.

Nach der Baustelle ist vor der Baustelle. Zur Zeit arbeitet die Gemeindeleitung an einer neuen Gebäudekonzeption für den Standort in Großenbaum. Damit beginnt dann Stufe drei des Weges der Gemeinde in die Klimaneutralität.

Infos zur Gemeinde gibt es im Netz unter www.evgds.de.

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