Die neuen Köderschutzstationen, die jetzt eingesetzt werden (Foto: Stadt Ahlen)
Anzeige

Ahlen. Gezielte Rattenbekämpfung kombiniert mit einem besseren Umwelt- und Gewässerschutz – das ist das Ziel. Die Ahlener Umweltbetriebe (AUB) haben ihr Konzept zur Rattenbekämpfung überarbeitet und erneuert. „Es geht speziell um die Nager mit Kanalisationshintergrund“, erklärt Thomas Kröger, AUB Gruppenleiter Kläranlage, Kanalbetrieb und Hochwasserschutz.

„Bislang haben wir auf eine möglichst breite Verteilung der Giftköder gesetzt. Aber die Schwierigkeit beim Einsatz von Giftködern im Kanalnetz ist es, zu verhindern, dass der Köder mit Wasser in Kontakt kommt. Auf diese Weise könnten die Inhaltsstoffe sonst in das Abwasser gelangen und zur Kläranlage abgeleitet werden. Die enthaltenen Antikoagulanzien werden nicht vollständig in der Kläranlage abgebaut und als Folge würden diese in das Gewässer eingeleitet“, erklärt Kröger.

Aus den Erfahrungen und Beobachtungen der vergangenen Jahre sind jetzt so genannte Befall-Schwerpunkte ausgemacht worden. „An diesen Orten werden wir Köderschutzstationen einsetzen“, erläutert der Einsatzleiter Kanalbetrieb Peter Füchtenhans. „Konkret bedeutet dies, dass wir die Einsatzorte reduzieren konnten und uns aufgrund der vorherigen Monitoring-Maßnahmen Hotspot Belegung durchführen können“, so Füchtenhans weiter. Regenwasserkanäle werden zum Beispiel nicht mehr mit Fallen ausgestattet: „Es ist einfach nicht notwendig. Wir haben hier keine Nahrungsquelle für Ratten“, erklärt Thomas Kröger. Außerdem wird das Wasser direkt in ein Gewässer geleitet, so dass der Wirkstoff direkt in die Umwelt gelangen würde.

„Wir kontrollieren natürlich weiter die Kanalisation“, führt Thomas Kröger aus. „Aber in einer viel sinnvolleren Art und Weise. Wir haben einen bestimmten Turnus, in welchem wir die Schächte kontrollieren. Dazu wird eine Köderschutzstationen mit einem Rattenköder in den Schacht eingehängt. Nach rund zwei Wochen wird die Station dann wieder geprüft und wir sehen, ob an dieser Stelle noch ein Befall vorliegt. Sollten Ratten also die Köder angenagt haben, wird der Köder gegen einen Neuen ausgetauscht. Ist kein Anfraß zu erkennen, werden die Köder entfernt und die Stationen werden am nächsten Hotspot installiert“ Für diese Kontrollen sind die bunten Markierungen auf den Gullideckeln von Bedeutung.

Markierungen auf den Gullideckeln

„Nur weil da vielleicht eine rote Markierung auf dem Deckel angebracht wurde, heißt das nicht, dass wir hier einen Befall haben“, erklärt Peter Füchtenhans. „Für uns dienen die farbigen Markierungen dazu, um auf einen Blick zu sehen, wann die entsprechende Stelle kontrolliert werden muss.“

Mit dem neuen Konzept hat sich aber nicht nur die Anzahl Kontrollpunkte von rund 5.000 Punkte auf 270 Stellen geändert, sondern auch die Bekämpfungsmaßnahme selber. In Zusammenarbeit mit der Firma Angelkort werden jetzt spezielle Köderschutzstationen verwendet. „Bei ansteigendem Wasser verschließen die Köderschutzstationen quasi automatisch. Die Köderschwimmer werden in den oberen Bereich der Station aufgetrieben und dort vor dem Wasser geschützt. Der Wirkstoff der Köder kann so nicht mehr in das Wasser abgegeben werden“, erklärt Fachmann Michael Steinkamp von der Firma Angelkort. „Damit reagieren wir auch auf die neuen Anforderungen vom Umweltbundesamt.“

Durch die Maßnahmen können insgesamt gut 80 Prozent der wirkstoffhaltigen Köder eingespart werden. Ein weiterer wichtiger Baustein ist aber auch die Information der Bürgerinnen und Bürger.

Fallobst auf Wiesen und Lebensmittelreste die über die Toilette entsorgt werden, sind ein „All-you-can-eat“ Buffet für Ratten

„Oft kommen die Tiere gar nicht aus der Kanalisation“, erklärt der Gruppenleiter. „Die Ratten nutzen die Kanäle als Wege um so uns Menschen zu umgehen. Wenn die Tiere dann aber einen reichhaltig gedeckten Tisch finden, dann bleiben sie da.“ „Auch liegen gelassenes Fallobst in den Gärten liefert den Tieren eine ideale Futterquelle“, ergänzt Füchtenhans, Einsatzleiter Kanalbetrieb. „Gründe für Rattenbefall können aber auch Komposthaufen oder Futterreste aus Tierhaltungen sein.“

Insgesamt sind Kröger und Füchtenhans dennoch zufrieden: „Wir sehen, dass die Bemühungen der vergangenen Jahre durchaus erfolgreich waren. Der Befall ist reduziert worden. Nur so können wir jetzt dazu wechseln gezielt die Problemstellen anzugehen und das Konzept neu zu gestalten.“

Beitrag drucken
Anzeige