Ida Dunkel (vorne im Bild) an Weihnachten mit ihren ersten Kinderdorfkindern und ihren ersten zwei Mitarbeiterinnen (letzte Reihe rechts und links) (Foto: Bethanien Kinderdorf)
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Schwalmtal. Am 1. September feierte das Bethanien Kinderdorf das 50-jährige Dienstjubiläum der Kinderdorfmutter Ida Dunkel. Unter dem Motto „Der rote Faden“ begann die Feierlichkeit mit einem Familiengottesdienst in der vollbesetzten Kapelle des Kinderdorfes. Anschließend verlagerten sich die Feierlichkeiten in die Aula, wo Kinder, erwachsene Kinderdorfkinder, Freunde und Kollegen gemeinsam mit Frau Dunkel ihr Jubiläum feierten.

30 Minuten Bedenkzeit

Im Jahr 1974 führte es die aus Jucken in der Eifel stammende Ida Dunkel ins Bethanien Kinderdorf Schwalmtal. Dort wollte die damals 19-Jährige ihr Anerkennungsjahr als Erzieherin absolvieren und sich ein eigenes Leben aufbauen. Zunächst arbeitete sie damals an der Seite der Dominikanerin von Bethanien, Schwester Ludgera. Diese bot als junge Kinderdorfmutter 12 Kindern ein Zuhause. Frau Dunkel gefiel es, in diesem Haus voller Leben zu arbeiten, konnte es sich aber nicht vorstellen, selbst einmal Kinderdorfmutter zu werden. Doch das Schicksal hatte andere Pläne: 1977 erhielt sie einen unerwarteten Anruf von Pater Manuel, dem damaligen Pädagogischen Leiter des Bethanien Kinderdorfes. Er berichtete von einer neunköpfigen Geschwistergruppe, die nicht länger bei ihrer Herkunftsfamilie leben konnte und dringend ein neues Zuhause benötigte. Pater Manuel bat Frau Dunkel, sich dieser Herausforderung als Kinderdorfmutter zu stellen – mit nur 30 Minuten Bedenkzeit.

Eine mutige Entscheidung: Frau Dunkel sagte „Ja“ Frau Dunkel stimmte zu. Wenn es um den Schutz und die Sicherheit von Kindern geht, zögert Frau Dunkel nicht, dann setzt sie sich für diese ein: Mutig, stark, selbstlos und voller Liebe – Damals wie Heute! Die zu dem Zeitpunkt 24-Jährige zog nach einer Kennenlernphase mit den Geschwistern in das Kastanienhaus, benannt nach der Kastanienallee auf dem es sich befand. Die Kinder waren verwahrlost und hatten nichts, als die Kleidung, die sie trugen, und konnten weder lesen noch schreiben. Ida Dunkel entschloss sich, ihnen nicht nur ein Dach über dem Kopf, sondern auch eine Zukunft zu bieten. Von da an war es für sie keine Option mehr, eine eigene Familie zu gründen, denn die Geschwister wurden zu „ihrer“ Familie. „Wie lange ich mich um diese Kinder gekümmert habe? Immer noch“, sagt sie heute, denn für sie endet Bindung nicht mit einem bestimmten Alter. Auch jetzt, als Erwachsene, können sich ihre ehemaligen Kinderdorfkinder auf sie verlassen. Über die Jahre fanden insgesamt 63 Kinder und Jugendliche bei Ida Dunkel ein Zuhause, in dem sie Liebe, Geborgenheit und die bedingungslose Annahme erfahren durften.

Der rote Faden in Ida Dunkels Leben

Frau Dunkel ist mit dem Bethanien Kinderdorf eng verbunden und unterstützt, wo immer sie gebraucht wird. Der rote Faden ihres Lebens ist und bleibt das Kinderdorf, das sie bis heute prägt und das auch sie maßgeblich geprägt hat. So überrascht es nicht, dass die Kapelle während der Familienmesse anlässlich des 50-jährigen Dienstjubiläums der Kinderdorfmutter bis auf den letzten Platz besetzt war und die Gestaltung des Gottesdienstes sowie der anschließenden Feier unter dem Motto „Der rote Faden“ ein Gemeinschaftswerk war. Selbstverständlich kamen auch die Kinder zu Wort. So sagte die 9-jährige Elli, dass Frau Dunkel eigentlich das Gegenteil von Dunkel sei, sie sei ein Mensch voller Licht, der dieses mit guter Laune und einem Lächeln in die Herzen der Kinder tragen würde. Die Kinderdorfmutter resümiert “Was mir Heimat im Bethanien Kinderdorf gegeben hat, habe ich weitergegeben.“

Dank und Anerkennung für ein außergewöhnliches Engagement Kinderdorfleiterin Julia Bartkowski lobte das Engagement, die Fachlichkeit und das Gottvertrauen von Ida Dunkel. „Mit Herzblut und Tatkraft hat sie alles gemeistert“, betonte Bartkowski und bedankte sich herzlich für ihren unermüdlichen Einsatz für die Kinder und die Gemeinschaft. „Mama Ida“ oder „Oma Ida“, wie sie liebevoll von den Kindern und ehemaligen Kinderdorfkindern genannt wird, bleibt auch in Zukunft ein aktiver Teil der Kinderdorffamilie.

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