Jan Kolata (Foto: Ulrich Baatz)
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Düsseldorf. Als sich vor 30 Jahren die sieben Gründungsmitglieder, darunter Katharina Grosse, Sybille Berke, Jan Kolata und Sohei Hashimoto, zusammenschlossen, um das ehemalige und verwahrloste Verwaltungsgebäude auf dem Höherweg 271 als Pächter zu übernehmen, ahnten sie, wieviel Schweiß, Arbeit und Geld sie das Projekt kosten würden. Aber sie konnten nicht ahnen, wieviel internationale Strahlkraft von dem roten Backsteinbau ausgehen würde.

Bis zum heutigen Tag hat der Verein eine sechsstellige Summe in die Sicherung, die Instandsetzung und den Unterhalt des städtischen Eigentums an der Automeile investiert. Die Künstler haben es nach einer Anschubhilfe aus eigener Kraft geschafft, eine Atelierstruktur aufzubauen. 14 Arbeitsräume für Künstlerinnen und Künstler wurden geschaffen und von dem Vermächtnis der Bildhauerin und Entdeckerin der Liegenschaft, Sybille Berke, wurde vor 24 Jahren eine Gemeinschaftsküche eingerichtet.

Der mit den Plastiktüten kam 

Bekannt wurde das Atelierhaus nicht nur wegen namhafter Künstlerinnen und Künstler wie Katharina Grosse, Pia Fries oder Paul Schwer, sondern auch wegen des Gastateliers mit dazugehöriger Wohnung. „Die haben wir selbst gebaut und eingerichtet“, erzählt Vereinsmitglied Klaus Richter.

„Seitdem haben wir 100 Gastkünstlerinnen und Gastkünstler aus Europa, Afrika, Asien, Australien und Amerika zu uns eingeladen“, bilanziert die Malerin Hedwig Rogge. Und das unabhängig von Städtepartnerschaften, betont sie, darunter viele aus den Niederlanden, zu denen die Düsseldorfer enge Kontakte pflegen.

Drei Monate bleiben die Künstler in Düsseldorf zu Gast und nutzen die Gelegenheit zu arbeiten, ihre Werke auszustellen, die Stadt kennenzulernen und Kontakte zu knüpfen. Für den damals 36-jährigen Mbongeni Richman Buthelezi war der Aufenthalt in Düsseldorf im Jahr 2001 sein erster Auslandsaufenthalt. Buthelezi kommt aus Soweto, Südafrika. „Er arbeitete mit Plastikabfällen und hat bei uns Plastiktüten zerrissen und mit einer Heißluftpistole gelötet. Das Ergebnis waren impressionistisch anmutende Werke“, erinnert sich Ansgar Skiba. Heute stellt der Südafrikaner weltweit aus.

Viele der Gastkünstlerinnen und -künstler kamen als Newcomer und sind mittlerweile international bekannt wie die New Yorker Künstlerin Elizabeth Cooper, die 2019 in Düsseldorf war, oder die Schweizerin Christine Streuli. Sie war 2005 in Düsseldorf und hat seit 2015 eine Professur an der Universität der Künste Berlin inne.

a271 bei den Kunstpunkten 

Seit 1996 lädt das Atelierhaus zu den Kunstpunkten ein. Am 21. und 22. September ist der südliche Stadtteil dran und das a271 öffnet am Samstag von 14.00 bis 20.00 Uhr und am Sonntag von 12.00 bis 18.00 Uhr seine Pforten. Insgesamt können die Besucher die Werke von 21 Künstlerinnen und Künstlern in den Ateliers sehen, denn einige haben Gastkünstler eingeladen. Ebenfalls dabei ist Riëtte Wanders aus Amsterdam, die aktuelle Gastkünstlerin am Höherweg.

Warum das a271 anders ist als die anderen Atelierhäuser in Düsseldorf? „Wir sind das erste selbstverwaltete Atelierprojekt einer Künstlergemeinschaft. Das Atelierhaus KöX e. V. an der Kölner Straße hat sich gerade nach unserem Modell organisiert“, so Jan Kolata.

Die Atelierräume für die künstlerische Arbeit, die Gemeinschaft sowie der Kulturaustausch mit Künstlern aus der Welt sind der Antrieb, das Gebäude für die kommenden Generationen zu erhalten. Im Moment freuen sich alle darauf, die Ateliers anlässlich der Kunstpunkte für die Besucherinnen und Besucher zu öffnen.


Mitglieder des Vereins a271:

Andreas Bee, Sybille Berke†, Pia Fries, Anja Garg, Katharina Grosse, Sohei Hashimoto†, Gabriele Horndasch, Yoshiyuko Kakedo†, Jan Kolata, Berthold Langnickel, Anno Frank Leven†, Bernd Mechler, Tobias Przybilla, Klaus Richter, Hedwig Rogge, Philippa Schöne, Paul Schwer, Ansgar Skiba

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