Anish Kapoor (Foto: George Darell)
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Duisburg. Der Bildhauer Anish Kapoor (geb. 1954 in Mumbai) wird für sein Lebenswerk mit dem renommierten Wilhelm-Lehmbruck-Preis der Stadt Duisburg und des Landschaftsverbandes Rheinland ausgezeichnet. Dies entschied jetzt eine international besetzte Jury im Lehmbruck Museum. Anish Kapoor wird für die höchste Exzellenz geehrt, mit der seine oft raumsprengenden Skulpturen neue Dimensionen der menschlichen Wahrnehmung erschließen.

Die Jury unter Vorsitz der Museumsdirektorin Dr. Söke Dinkla würdigt Anish Kapoor „als einen der bedeutendsten und innovativsten Künstler seiner Generation. Mit großer Imaginationskraft erweitert er unsere Vorstellung des Möglichen und fordert alle unsere Sinne heraus. Es ist die Magie der monochromen, symbolgeladenen Farben, spiegelnden Oberflächen und monumentalen Formen, die das Werk Anish Kapoors einzigartig macht. Er verwendet unterschiedlichste Materialien, von Farbpigmenten über Wachs, PVC und Silikon bis zu Stein und Stahl, mit einer enormen technischen Meisterschaft und Präzision. Besonders das Wechselspiel von Architektur und Skulptur, mit der Kapoor über die Grenzen des vermeintlich Machbaren hinausgeht, stellt Korrespondenzen zu der Architektur des Lehmbruck Museums her.“

Anish Kapoor hat bereits mit Freude auf die Auszeichnung reagiert: „Ich fühle mich geehrt, den renommierten Wilhelm-Lehmbruck-Preis für Bildhauerei zu erhalten. Viele geschätzte Kollegen haben diesen Preis vor mir bekommen und ich bin sehr gerührt, neben ihnen zu stehen.“

Sören Link, Oberbürgermeister der Stadt Duisburg: „Mit Anish Kapoor würdigen wir einen Bildhauer, der große, oft begehbare Skulpturen schafft. Er eröffnet uns damit neue Welten, neue Erfahrungen und er bringt uns dazu, unsere Perspektive immer wieder zu wechseln.“

Ulrike Lubek, Direktorin des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR): „Mit Anish Kapoor erhält ein wahrer Kosmopolit den Wilhelm-Lehmbruck-Preis. Als Träger und Förderer von Kultur im Rheinland freuen wir uns sehr, dazu beizutragen, sein herausragendes bildhauerisches Werk in Duisburg zeigen und damit für die Menschen im Rheinland erlebbar machen zu können. Mit Spannung erwarten wir die Begegnung von Kapoors Kunst mit der einzigartigen Architektur des Lehmbruck Museums und den Skulpturen Wilhelm Lehmbrucks.“

„Was Anish Kapoors Skulpturen vor allem auszeichnet, ist die große Sensibilität, mit der er Materialien so bearbeitet, dass seine Werke eine einzigartige körperliche und geistige Resonanz entfalten. Die glänzenden Oberflächen von Werken wie der Cloud Gate erfüllen den Menschheitstraum, den Himmel auf die Erde zu holen. Mit Wagemut und visionärer Kraft schafft Anish Kapoor imposante Werke, die Gegensätze in sich vereinen: Sie sind hart und weich, faktisch und illusionistisch, einfach und komplex zugleich“, so Dr. Söke Dinkla.

Der Wilhelm-Lehmbruck-Preis, der erstmals 1966 verliehen wurde, wird alle fünf Jahre ausgelobt. Er ist mit einem Betrag in Höhe von 10.000 Euro dotiert und mit einer Ausstellung im Lehmbruck Museum sowie einer begleitenden Publikation verbunden. Der Wilhelm-Lehmbruck-Preis wird maßgeblich vom Landschaftsverband Rheinland (LVR) gefördert.

Die bisherigen Preisträgerinnen und Preisträger waren Janet Cardiff und George Bures Miller (2020), Rebecca Horn (2017), Reiner Ruthenbeck (2006), Nam June Paik (2001), Richard Long (1996), Richard Serra (1991), Joseph Beuys (1986), Claes Oldenburg (1981), Jean Tinguely (1976), Norbert Kricke (1971) und Eduardo Chillida (1966).

Die Jury

Mitglieder der Jury sind Catherine Chevillot, Generalkonservatorin für Kulturerbe, Paris, und Direktorin des Musée Rodin a. D., Paris; Benno Tempel, Direktor des Kröller-Müller Museums, Otterlo; Roland Wetzel, Direktor des Museums Tinguely, Basel; Dr. Söke Dinkla, Direktorin des Lehmbruck Museums; Dr. Corinna Franz, Dezernentin für Kultur und Landschaftliche Kulturpflege im Landschaftsverband Rheinland (LVR) und Mitglied des Kuratoriums der Stiftung Wilhelm Lehmbruck Museum; Edeltraud Klabuhn, Bürgermeisterin der Stadt Duisburg und Mitglied des Kuratoriums der Stiftung Wilhelm Lehmbruck Museum; Jutta Stolle, Mitglied des Kuratoriums der Stiftung Wilhelm Lehmbruck Museum, sowie Dieter Lieske, Ratsherr, Mitglied des Kulturausschusses der Stadt Duisburg und Mitglied des Kuratoriums der Stiftung Wilhelm Lehmbruck Museum.

Der Künstler

Anish Kapoor wurde 1954 in Mumbai, Indien, geboren. 1970 verließ er sein Heimatland, lebte zunächst in Israel und zog 1973 nach London, wo er am Hornsey College of Art und später am Chelsea College of Art and Design studierte. Kapoor ist mit seinen oft raumsprengenden Skulpturen im Innen- und Außenraum international berühmt geworden. Ikonische Werke wie die Cloud Gate in Chicago sind heute Attraktionen für Menschen jeden Alters und aller Kulturen. Mit ihren klaren Formen, deren Dimensionen kaum auszumachen sind, verändern sie unsere Wahrnehmung und fordern die Schwerkraft heraus.

Neben bedeutenden Installationen im öffentlichen Raum ist das Werk Kapoors fester Teil in Sammlungen von Museen weltweit, beispielsweise dem Museum of Modern Art in New York, der Tate Modern in London, der Kunststiftung Prada oder der Tate Modern in Bilbao. Bereits seit dem Jahr 2000 befindet sich Kapoors Skulptur White Dark V in der Sammlung des Lehmbruck Museums. Kapoor hatte bereits zahlreiche Einzelausstellungen, darunter in der Kunsthalle Basel (1985), im Tel Aviv Museum of Art (1993), im deutschen Guggenheim (2008) und im Schloss Versailles (2015).

Anish Kapoor bekam diverse hochrangige Kunstpreise verliehen; darunter der Turner-Preis (1991), der Praemium Imperiale Japans (2011) und der Genesis-Preis Israels (2017). Kapoor erhielt 2012 den indischen Staatsorden Padma Bhushan und wurde 2013 zum Ritter geschlagen.

Er lebt und arbeitet in London und Venedig.

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