Abguss eines Gussbauteils (Foto: Siempelkamp Giesserei)
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Krefeld. Die Siempelkamp Giesserei kritisiert die von der Bundesregierung geplanten Änderungen der Netzentgeltsystematik scharf. Der Strommarkt soll durch die Änderungen künftig über die Netzentgelte für industrielle Kunden kurzfristig neu geregelt werden und dabei eine abweichende Festlegung zur Setzung systemdienlicher Anreize durch ein Sondernetzentgelt für Industriekunden einführen. Damit begibt sich die Bundesregierung auf einen neuerlich fragwürdigen Weg. Vor allem für die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrieunternehmen hat das erhebliche Konsequenzen.

Planungsunsicherheiten für Unternehmen durch kurzfristige politische Entscheidungen

Die geplanten kurzfristigen Änderungen der Netzentgeltsystematik hin zu einem stärker am Erzeugungsprofil orientierten Ansatz stellen einen wesentlichen Eingriff in die Rahmenbedingungen für produzierende Unternehmen in Deutschland dar. Die potenziellen Auswirkungen einer solchen Neuausrichtung sind erheblich und führen zunehmend zu gravierenden Planungsunsicherheiten. Vor allem stromintensive Industrieunternehmen, die bisher durch das Bandlastprivileg von stabilen und kalkulierbaren Netzentgelten profitieren konnten, sind von diesen Veränderungen besonders betroffen.

“Ein Auslaufen dieses Privilegs erschüttert die Wettbewerbsfähigkeit der betroffenen Unternehmen und der deutschen Industrie insgesamt nachhaltig. Gleiches gilt für die Änderung der Netzentgeltsystematik im Allgemeinen für alle produzierenden Unternehmen in Deutschland”, kritisiert Dirk Howe, Geschäftsführer der Siempelkamp Giesserei.

In den letzten Jahren beeinträchtigte die Transformation des Energierechts die Planbarkeit für Unternehmen aufgrund zahlreicher kurzfristiger Entscheidungen bereits massiv und hat das Vertrauen in den Wirtschaftsstandort Deutschland zunehmend geschwächt. Eine nun weitere schnelle und unüberlegte Umsetzung würde diesen Effekt nochmals verstärken und zu neuen erheblichen Unsicherheiten in der gesamten produzierenden Industrie führen.

“Bereits im Dezember 2023 wurde auf Beschluss von den drei führenden Herren der Ampel in einer Nacht-und-Nebel-Aktion die Zuverlässigkeit und das Vertrauen in die generelle Planbarkeit für die wertschöpfende Industrie massiv beschädigt, indem die Zuschüsse zu den Netzentgelten zum Jahresende gestrichen wurden”, bemängelt Dirk Howe. “Der Standort Deutschland wurde so zum Spielball politisch taktischen Geschachers mit massiv negativen Konsequenzen für bis dato funktionierende Geschäftsmodelle in unglaublich kurzer Zeit”, fügt er hinzu.

Für viele Unternehmen, so auch für die Siempelkamp Gießerei, befand sich diese in Berlin initiierte Kostensteigerung in einem 7-stelligen Bereich mit einer Ankündigung- und Vorlaufzeit von gerade einmal 2 Wochen.

Erreichen von Produktionszielen und -kapazitäten zunehmend gefährdet

Zwar verfügen Unternehmen grundsätzlich über gewisse Flexibilisierungspotenziale im Energiebezug, allerdings steigt der spezifische Energieverbrauch mit zunehmender Flexibilisierung an. Flexibilität und Energieeffizienz sind daher zu einem gewissen Grad Gegenspieler. Darüber hinaus sind flexible Anpassungen des Strombezugs durch verschiedene Faktoren begrenzt.

“Zum einen führen Arbeitsrecht, Genehmigungsrecht und Energierecht beispielsweise zu Einschränkungen bei der Flexibilisierung von Schichtzeiten, Produktionsabläufen und behördlichen Nachweisen. Zum anderen hängen die Kosten und die Umsetzbarkeit dieser Flexibilisierungen stark von der physischen Leistungsfähigkeit des Versorgungsanschlusses und den finanziellen Rahmenbedingungen ab” erklärt Dr. Georg Geier, ebenfalls Geschäftsführer der Siempelkamp Giesserei. “Der organisatorische Mehraufwand und die zusätzlichen Kosten resultierend aus vermehrt beschlossenen, kurzfristigen Entscheidungen und Maßnahmen dürfen nicht dazu führen, dass Produktionsziele und -kapazitäten nicht mehr erreicht werden – insbesondere zu Zeiten hoher Erzeugung von erneuerbaren Energien, wie z.B. im Sommer, bzw. geringer Erzeugung, wie z.B. im Winter”, warnt Dr. Georg Geier.

Nachhaltige und planbare Lösung mit ausreichender Vorlaufzeit erforderlich

Um die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie nicht weiter zu schwächen, muss eine Umstellung der Netzentgeltsystematik daher mit besonderem Fokus auf Planbarkeit und Kosteneffizienz gestaltet werden. Eine Flexibilisierung sollte dabei für Unternehmen immer eine Möglichkeit zur Kostensenkung darstellen und nicht als zusätzliche Belastung, um die bereits im internationalen Wettbewerb hohen Energiekosten lediglich stabil zu halten.

“Auch in Bezug auf die Strombörsenpreise beispielsweise reagieren wir als Unternehmen bereits jetzt in gewissem Umfang auf Preisspitzen und optimieren unseren Stromverbrauch, um Kosten zu reduzieren. Damit wir hier künftig effektiver sind und die vielfältigen, beeinflussten Prozessparameter berücksichtigen können, müssen diese in einem digitalen Zwilling abgebildet werden. Diese Entwicklung benötigt bei den komplexen Produktionsprozessen ebenfalls eine nicht zu unterschätzende Vorlaufzeit”, zeigt Dirk Howe auf.

Die Siempelkamp Giesserei appelliert daher an die Bundesnetzagentur und die politischen Verantwortlichen, bei der Neugestaltung des Netzentgeltsystems die besonderen Bedürfnisse der produzierenden Industrie zu berücksichtigen und eine nachhaltige, planbare Lösung mit ausreichender Vorlaufzeit zu entwickeln. Nur so kann die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Deutschland langfristig gesichert werden. Eine Umsetzung, wie geplant, zum 01.01.2026 ist das genaue Gegenteil davon – ein deutlicher Fingerzeig der beiden Experten aus Krefeld zu den politischen Entscheidungsträgern in Berlin und Düsseldorf.

Über Siempelkamp

Die Siempelkamp Giesserei in Krefeld hat sich auf die Herstellung handgeformter Großgussteile bis 320 Tonnen aus Gusseisen mit Kugelgrafit spezialisiert und gehört mit einer Gussmenge von über 60.000 Tonnen pro Jahr sowie 400 Mitarbeiter:innen zu den größten Handformgießereien der Welt. Das umfassende und kundenorientierte Leistungspaket beinhaltet die Lieferung von Strukturbauteilen für viele innovativen Maschinenbauer im Bereich der Energiewirtschaft, der Rohstoffindustrie, dem Pressenbau, Stahlproduktion, Automotive und vielen anderen Bereichen der Transformation.

Siempelkamp ist eine weltweit tätige Unternehmensgruppe mit den Geschäftsbereichen Maschinen- und Anlagenbau, Gusstechnik sowie Engineering und Service. Weltweit sorgen annähernd 3.000 Mitarbeiter dafür, dass die Siempelkamp-Gruppe mit ihren Technologien in der Weltspitze vertreten ist.

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