Auch Fotos von der Einrichtung des Schlosses als Gästehaus zur Zeit des Nationalsozialismus sind in der Ausstellung zu sehen (Foto: © Stadt MG)
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Mönchengladbach. Vor gut einhundert Jahren, 1922, zog das Städtische Museum Rheydt in das Schloss Rheydt ein. Im Jubiläumsjahr 2022 konnten das neu eingerichtete Erdgeschoss des Herrenhauses und ein Jahr später dann das Obergeschoss begeistern. Jetzt ist auch das neu konzipierte Kellergewölbe wiedereröffnet.

Hier stehen drei Themenblöcke im Vordergrund: Die Bauphasen des Schlosses, Archäologie in ganz Mönchengladbach und vor allem geht es um die bewegte Museumsgeschichte des Schlosses, erklärt Museumsleiter Dr. Karlheinz Wiegmann: „Uns war es wichtig, dem was hier ersichtlich ist, Raum zu geben: Die Fundamente und die Ursprünge des Schlosses. Dies ist natürlich eng mit dem Thema Archäologie verknüpft. Denn bei Grabungen in den 1980er Jahren wurde dieses Kellergewölbe erst freigelegt.“ Dabei kamen auch Funde von Alltagsgegenstände zum Vorschein, die ebenfalls zu sehen sind.

Auch deutlich ältere archäologische Funde sind unten im Kellergewölbe zu sehen: „Wir haben hier bespielhaft unter anderem römische Funde oder Funde aus der Eisenzeit ausgestellt, die aber nicht von hier, sondern von bedeutsamen Fundstellen des heutigen Stadtgebietes stammen. Dies haben wir aber bewusst in einem überschaubaren Rahmen getan, da wir kein archäologisches Museum sind. Aber sie sind auch Teil der Museumsgeschichte.“

Dies gilt auch für die Sammlung Seuwen. Diese ist im weiteren Verlauf des Kellergewölbes mit einigen Ausstellungsstücken vertreten. 1922 zog das Städtische Museum, um unter anderem der Seuwenschen Schenkung mehr Raum bieten zu können, in das Herrenhaus von Schloss Rheydt. Seuwens Sammeltätigkeit spiegelt die Bildungsvorstellungen des 19. Jahrhunderts wider, hat aber auch Parallelen zum Kunst- und Wunderkammergedanken der Renaissance. Die Objekte schlagen zudem die Brücke von den Museumsanfängen zum heutigen Museum Schloss Rheydt.

Die Nutzung des Schlosses als Museum erfuhr in der Zeit des Nationalsozialismus einen bedeutenden Einschnitt. In dieser Zeit wurde das Schloss als repräsentatives Gästehaus und Wohnstätte für Joseph Goebbels umgebaut. In diesem Zuge überarbeitete der beauftragte Architekten Prof. Fahrenkamp auch die restlichen Innenräume des Schlosses mit viel Aufwand. Wie es in dieser Zeit aussah, geben Fotos wieder, die ebenfalls im Kellergewölbe ausgestellt sind. „Hier wurde einfach alles zusammengestellt: Ein Bildteppich des 17. Jahrhunderts aus dem Museums- beziehungsweise Schlossbestand wurde genauso zur Einrichtung genutzt wie ein fernöstlicher Blumenkübel oder eigens von Fahrenkamp entworfene Holzschemel. Goebbels selbst hat dem Schloss aber wohl nur zweimal in seinem Leben einen Besuch abgestattet und vermutlich nie hier übernachtet. Und nach Kriegsende gab es dann auch schnell Bestrebungen hier wieder einen Museumsort zu etablieren.“

Diese und weitere Stationen der Museumsgeschichte können Besucherinnen und Besucher auch digital auf einem Bildschirm durchstreifen.

Ebenfalls finden sich im Kellergewölbe Bauphasen vor der noch heute bestehenden Schlossanlage als weiße Modellbauten wieder. Drei Modelle unterschiedlicher Steinbauphasen stehen jeweils an Stellen, wo auch freigelegte Reste dieser früheren Bauten zu erkennen sind. Interessant ist dabei zum Beispiel zu sehen, wie in einer der Bauphasen auch ein Brunnen mit in die Anlage integriert worden ist.

Informationen zu den Ausstellungsgegenständen des Kellergewölbes finden sich, wie auch zu allen anderen Ebenen des Herrenhauses, in der Museumsapp „Museum Schloss Rheydt“. Diese bietet neben einer Audio-Tour auch eine weitere Möglichkeit die Ausstellung selbstständig zu entdecken. Mit Hilfe von Augmented Reality erscheinen bei Nutzung der Smartphone-Kamera Expertinnen und Experten live im Raum und führen durch das Haus.

Informationen zu den Öffnungszeiten und Führungen: https://schlossrheydt.de/

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