Oberbürgermeister Bernd Tischler (rechts) erläutert der Bauministerin Klara Geywitz die Visionen für die „Freiheit Emscher“. Gernot Pahlen (links) und Baudezernent Klaus Müller (2.v.l.) haben die Pläne mitgestaltet (Foto: Stadt Bottrop)
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Bottrop/Gelsenkirchen. Bundesbauministerin Klara Geywitz hat sich vom Potential des Ruhrgebietes beeindruckt gezeigt. In Bottrop informierte sich die SPD-Politikerin über das Projekt „Freiheit Emscher“, das gemeinsam von RAG Montan Immobilien und den Städten Essen und Bottrop initiiert wird. Um die Verbindung zum Steinkohlebergbau und der Industrie zu unterstreichen, wurde die Ministerin von Oberbürgermeister Bernd Tischler am Malakoffturm der ehemaligen Zeche Prosper II empfangen. Betont wurde Industriegeschichte zusätzlich durch die Ehrengarde Prosper-Haniel, die die Ministerin mit den Steigerlied empfing.

Nach dem Ende des Steinkohlbergbaus müssen die Flächen im Bottroper Süden und Essener Norden neugestaltet werden. Insgesamt gehe es dabei um 1.700 Hektar, erklärte Bernd Tischler. „Unser Ziel ist es, etwas Besonderes mit Ausstrahlung weit über die Region erschaffen. ,Freiheit Emscher‘ als interkommunales Projekt ist ein Beweis dafür, dass gemeinsames Handeln stark macht“, sagte er.

Anhand von Schautafeln erläuterte Gernot Pahlen, Geschäftsführer der Freiheit Emscher Entwicklungsgesellschaft, die bisherigen Pläne. „Wir müssen den Stadtraum mit neuen Bildern aufladen“, sagte er mit Blick auf die städtebaulichen Möglichkeiten, die sich mit der Verbindung zum Wasser ergeben. Beispielhaft für die Entwicklung von ehemaligen Industrieflächen gingt er auf die sogenannten Reallabore ein. Zwischen Kokerei und Kläranlage sollen Verfahren entwickelt werden, Abwasser als Ressource für Wertstoffe zu nutzen.

Die Bundesbauministerin anerkennt die Herausforderungen, eine in 150 Jahren gewachsene Industrielandschaft in zehn bis 15 Jahren umzubauen. „Ich will ihnen Mut machen, nicht klein zu denken, sondern groß“, sagte sie. Stadtentwicklung sei immer auch Vision. „Ich fordere sie auf, diese Visionen zu entwickeln.“ Sie ist sich den Investitionsaufwendungen bewusst und erwartet Kosten im dreistelligen Millionenbereich. Sie sei überzeugt, dass Bund, Land und Kommunen das Geld „zusammenkratzen werden“. Beispielhaft verwies sie auf die Hafen-City in Hamburg. Heute eine der ersten Adressen der Elb-Metropole, früher nicht gerade der Ort für einen Sonntagsspaziergang, so Geywitz.

Eine weitere Station der Bauministerin in Bottrop war der Besuch des Tetraeders. Von der Halde aus zeigte Oberbürgermeister Tischler, wo sich das Projekt „Freiheit Emscher“ entwickeln wird und welche Bedeutung die Industrie weiterhin für das Ruhrgebiet hat.

OB Karin Welge wirbt bei Bauministerin mit der „Schievenfeldsiedlung“ für weitere Fördermittel

Am Dienstag war die Bundesministerin für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen, Klara Geywitz, auch in Gelsenkirchen zu Gast. Dabei konnte sie sich vor Ort von Oberbürgermeisterin Karin Welge und Harald Förster, Geschäftsführer der städtischen Wohnungsbaugesellschaft ggw, über das Projekt “Schievenfeldsiedlung” informieren.

Die Ministerin zeigte sich von dem mit Modernisierungsmitteln geförderten Projekt überzeugt, das einmal mehr deutlich mache, dass Gelsenkirchen eine Kommune ist, die großes Potenzial für weitere und nachhaltige zukunftsfähige Entwicklung besitzt. Ergänzt wurde die Vorstellung durch die neuen Modernisierungsprojekte Schweidnitzer Straße und das Quartier Chaudronstraße / Memeler Straße.

Für klimaangepasstes Wohnen braucht es neben dem Neubau auch die Bestandssanierung. Im Bestand sind bereits viele Rohstoffe in Form grauer Energie gebunden, die durch eine Modernisierung wiederbelebt werden können.

Die Erfolge der Zukunftspartnerschaft Wohnen sowohl bei der Bestandsanierung als auch beim Rückbau machte die Leiterin der Stabsstelle, Irja Hönekopp, deutlich. Gemeinsam erläuterte sie der Bundebauministerin mit dem Geschäftsführer der Stadterneuerungsgesellschaft Gelsenkirchen SEG, Tobias Clermont, zahlreiche Projekte, die bereits umgesetzt oder angestoßen worden sind.

v.l. Bundesbauministerin Klara Geywitz und Oberbürgermeisterin Karin Welge (Foto: ANDREAS WEISS/Stadt Gelsenkirchen)

Oberbürgermeisterin Karin Welge machte deutlich, dass hochwertiger Wohnbestand wie der der Schievenfeldsiedlung erhalten und modernisiert werden muss. „Wohnbestand unter dem Standard aber, oft von den Eigentümern massiv vernachlässigt, dazu auch häufig leerstehend, den hingegen brauchen wir nicht. Denn der schadet der ganzen Nachbarschaft. Und weil wir in Gelsenkirchen davon viel zu viel haben, müssen wir tätig werden – und tun das auch mit der Zukunftspartnerschaft Wohnen.“

Die Ministerin sieht in Gelsenkirchen ebenfalls besondere Herausforderungen beim Rückbau. „Manchmal muss man sich für Abriss entscheiden, um den Rest nachhaltig und wirtschaftlich betreiben zu können“, so Bundesbauministerin Geywitz, die versprach zu prüfen, wie Städtebauförderungsmittel, die Förderung der Anpassung urbaner Räume an den Klimawandel und Fördermittel des sozialen Wohnungsbaus kombiniert werden können, um so auch durch Umbau günstigen Wohnraum schaffen zu können.

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