In einer Kfz-Werkstatt an der Röntgenstraße musste ein in die Montagegrube gestürzter Mann zunächst medizinisch versorgt und anschließend von der Jugendfeuerwehr geborgen werden (Foto: Freiwillige Feuerwehr Wülfrath)
Anzeige

Wülfrath. Im Rahmen eines Berufsfeuerwehrtages (BF-Tag) hat die Jugendfeuerwehr Wülfrath am Wochenende den Alltag einer Berufsfeuerwehr während einer 24-Stunden-Schicht geübt. 17 Jungendfeuerwehrleute im Alter zwischen 13 und 18 Jahren der Gruppen 2 und 3 waren dazu mit ihren Schlafsäcken in die Feuer- und Rettungswache gekommen, die ihnen als Übernachtungsstätte und Sammelplatz nach den einzelnen Übungseinsätzen diente. Erstmalig wurden sie von einer fünfköpfigen Gruppe des Wülfrather Jugendrotkreuzes (JRK) unterstützt. Auch die beiden städtischen Auszubildenden zum*zur Notfallsanitäter*in des Rettungsdienstes nahmen am BF-Tag teil. Im Laufe der Übung wurden die jungen Leute auch nachts mehrfach aus dem Schlaf gerissen, um simulierte Brände oder Hilfeleistungen einsatzrealistisch abzuarbeiten.

Die beiden ehrenamtlichen Stadtjugendfeuerwehrwarte Jan Bäcker und Kevin Haak hatten diese Großübung, bei der insgesamt sieben Feuerwehrfahrzeuge und vier Fahrzeuge des Rettungsdienstes sowie des DRK zum Einsatz kamen, in wochenlanger Planung und Organisation vorbereitet. Dabei mussten Leistungsfähigkeit und Ausbildungsstand der Jugendlichen berücksichtigt werden. „Der zeitliche Ablaufplan zwischen Samstagmorgen, 08:00 Uhr, und Sonntagmorgen, 08:00 Uhr, entspricht mit Arbeits- und Bereitschaftsdiensten sowie Alarmierungen dem möglichen Alltag einer Berufsfeuerwehr“, erklärt Jan Bäcker, der auch die Übungsleitstelle übernommen hatte, während Kevin Haak bei größeren Einsätzen das Geschehen vor Ort aus dem Einsatzleitwagen (ELW) koordinierte. Darüber hinaus standen erfahrene Ausbilder*innen und Maschinist*innen der Einsatzabteilung ihren jungen Kameradinnen und Kameraden mit Rat und Tat zur Seite.

Unterschiedliche Übungsszenarios

Der Auftakt war allerdings eher unspektakulär: Nach dem Antreten wurden die Jugendlichen den Einsatzfahrzeugen zugewiesen und mussten diese kontrollieren sowie für die Übungsschicht ausstatten. Kurz darauf rief der erste Alarm die Besatzungen des Löschfahrzeugs sowie des Rüstwagens und des Krankentransportwagens 2 (KTW 2) mit dem Einsatzkennwort „P Tiefe“ in die Röntgenstraße. Dort war in der Kfz-Werkstatt Broker ein Mann in die Montagegrube gestürzt, der geborgen, versorgt und ins Krankenhaus transportiert werden musste. Für Betriebsinhaber Bodo Hake war die Zurverfügungstellung des Übungsortes nach eigenen Angaben „eine Ehrensache“. Fast zeitgleich musste am simulierten „Klinikum“, dem Feuerwehrgerätehaus Flandersbach, durch die Besatzung des Hilfeleistungs-Löschgruppenfahrzeugs (HLF) ein Müllcontainerbrand gelöscht werden.

Ein Krankenwagen (KTW 2) mit dem JRK-Team wurde zu einer erkrankten Person in den Zwingenberger Weg gerufen, dessen Bemühungen um den Patienten wenig später durch Einsatz eines Notarztes und Rettungstransportwagens (RTW 1) unterstützt werden mussten. Am S-Bahnhof Aprath war eine Ölspur gemeldet worden, die durch den Trupp auf dem Kleineinsatzfahrzeug (KEF) gewissenhaft abgestreut und beseitigt wurde. Die RTW-Besatzung hatte dann in zwei Einsätzen hintereinander eine im Gasthof Becker gestürzte Person mit einer Rippenserienfraktur und einen Mann mit Atemnot in der Tischlerei Kicinski im Schlupkothen zu versorgen, während die Crew des KTW 1 sich um einen Bewusstlosen kümmern musste. Kurz danach wurden der KTW 2 zu einer Kopfplatzwunde in den Heiligenhauser Weg und der KTW 1 nach Flandersbach zu einer Dialysefahrt gerufen.

Die Besatzungen des Löschfahrzeugs und der Drehleiter kamen am Hundertwasserweg zum Einsatz, um in eine Wohnung im ersten Stock zu gelangen, in der nach der Übungslage eine hilflose Person aufgefunden wurde. Nach Auslösung einer Brandmeldeanlage im Hallenbad fuhren Jugendfeuerwehr und Jugendrotkreuz mit HLF und Krankentransportwagen sowie weiteren Fahrzeugen zur Wülfrather Wasser Welt. Diese Einsatzfahrt stellte sich jedoch nach gründlicher Kontrolle der Räumlichkeiten als Fehlalarm heraus. Im Turnier- und Reitsportzentrum Volmer an der Bergstraße war danach ein Kleinfeuer gemeldet, das von der HLF-Besatzung gelöscht wurde. Zeitgleich musste in der Nähe ein Mann, der in einen Graben gestürzt war und sich dabei schwer verletzt hatte, gerettet werden. Hier waren die Übungsteilnehmer*innen mit Drehleiter, Löschfahrzeug und Rettungstransportwagen gefordert.

Noch während des Abendessens wurde das Einsatzstichwort „Gewerbebrand groß“ eingespielt. Sofort rückten fünf Feuerwehrfahrzeuge und die beiden KTWs zu den Jonas Farbenwerken in der Dieselstraße aus, die ein Produktionsgebäude für die Übung zur Verfügung gestellt hatten. Unter simuliertem Atemschutz stiegen die Angriffstrupps mehrere Stockwerke hoch in das Gebäude, retteten die von Dummies dargestellten Verletzten und verlegten Schläuche zur Brandbekämpfung. Die „verletzten Personen“ wurden dem Rettungsdienst übergeben. Besonders bei dieser großangelegten Übung konnten alle ihr gelerntes Wissen in die Praxis umsetzen. Unterstützung kam von der Jugendfeuerwehr Velbert, die mit drei Fahrzeugen und acht Nachwuchskräften am Einsatzort eintraf. In der Nacht fanden noch drei weitere Einsatzszenarios statt, zu denen die Jugendlichen durch die Alarmierung aus dem Schlaf gerissen wurden: ein unter einem Baum eingeklemmter Mann musste in Rohdenhaus befreit, eine hilflose Person im Bereich Am Diek versorgt und ein Kleinbrand in Schlupkothen gelöscht werden.

Positives Feedback

Am nächsten Morgen erschienen alle Jugendlichen zwar etwas übernächtigt, aber doch zufrieden mit den gesammelten Erfahrungen zum Frühstück und Feedback-Gespräch. Alex, Sven und Jan, die zur Löschfahrzeug-Besatzung gehörten, waren besonders von der Nachtübung im Rohdenhauser Wald und Kacper von den Einsätzen auf dem Reiterhof und bei der Ölspur angetan. Lena fand das nächtliche Aufstehen zunächst blöd, dann aber doch cool, sich schnell für den Einsatz fertigmachen zu müssen. Selbst Felice, die zurzeit an Krücken laufen muss, hatte es sich nicht nehmen lassen, auf der Wache alles zu beobachten und mit einem Betreuer selbst an zwei der Übungen teilzunehmen. Auch die fünf Mädchen vom DRK waren begeistert: Lea stufte die Großübung bei den Jonas Farbenwerken und Nora die nächtliche Befreiung des im Wald beim Spaziergang mit seinem Hund verunfallten Mannes als für sie wichtigstes Erlebnis ein. Die Leiterin der DRK-Jugendgruppe, Melanie Engels, freute sich über das Engagement und die Leistungen ihrer „Mädelstruppe“ und sprach den Organisatoren der Feuerwehr höchstes Lob aus: „Organisation und Zusammenarbeit waren mega! Mir persönlich hat es sehr gut gefallen und uns allen viel Spaß gemacht.“

Stadtjugendfeuerwehrwart Jan Bäcker dankte nach dem durchweg positiven Feedback der Jugendlichen im Beisein von Wehrleiter Benjamin Hann allen Gewerbebetrieben und Privatleuten, die ihre Örtlichkeiten für die Übungen zur Verfügung gestellt, sowie den Helfer*innen und Ausbilder*innen, die den Berufsfeuerwehrtag erst möglich gemacht hatten. Und Kevin Haak freute sich, dass die Übung klar gezeigt habe, dass das, was in den wöchentlichen Dienststunden vermittelt worden war, bei den Jugendlichen so angekommen ist, dass es problemlos umgesetzt werden konnte. Zudem habe sich bei der Übung wieder einmal die Kameradschaft bewiesen, die man in der Jugendfeuerwehr pflege. Das hier geübte Sozialverhalten, so Haak, sei ein wichtiger Gewinn für die Persönlichkeitsbildung und das ganze spätere Leben.

Die Feuerwehr Wülfrath weist besonders im 40. Jahr des Bestehens der Jugendfeuerwehr darauf hin, dass Mädchen und Jungen im Alter zwischen 10 und 17 Jahren der Jugendwehr beitreten können. Interessierte Jugendliche oder ihre Eltern können sich unter der Rufnummer (0 20 58) 18-457 an das Geschäftszimmer wenden und einen Schnuppertermin vereinbaren.

Beitrag drucken
Anzeige