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Die Nachfrage ist groß. Im Jahr 2014 beriet das AWO-Team mehr als 300 Flüchtlinge (Grafik: KLXM.DE)

Kreis Wesel. In NRW gibt es immer mehr Flüchtlinge. Einige von ihnen kommen auch in der Region unter. Ihr Bedarf an Hilfe ist groß. Das Team der AWO bietet seit 2010 soziale Beratung und Begleitung an. Bald soll es ein erweitertes Angebot geben.

Sie haben unterschiedliche Wurzeln, Konfessionen oder Weltanschauungen und kommen aus unterschiedlichen Ländern. Etwa aus Syrien, dem Irak, Mazedonien, dem Kosovo, Eritrea. Und doch haben sie alle etwas gemeinsam: Sie sind Flüchtlinge, sind aus der Heimat geflohen und haben alles zurückgelassen: ihr Hab und Gut und oft auch die Familie. In der Heimat herrschte Krieg, es gab Folter, Vergewaltigungen oder nichts zu essen für sie und ihre Kinder. Sie kamen nach Deutschland und Nordrhein-Westfalen in eine Erstaufnahmeeinrichtung, wurden registriert und für wenige Tage untergebracht. Dann ging es weiter – einige von ihnen kamen in unserer Nachbarschaft unter. Doch auch hier brauchen sie Hilfe. Sie starten ein neues Leben und fangen bei Null an.

Wie und wo stelle ich einen Asylantrag? Welcher Arzt hilft, wenn man krank ist? Wo kann man Deutsch lernen? Wo ist die nächste Schule für die Kinder? Können Kinder in den Kindergarten? Was ist, wenn es im Flüchtlingsheim Schwierigkeiten mit dem Zimmernachbarn gibt, der eine andere politische Einstellung hat? Es sind Fragen wie diese, die das Team der Flüchtlingsberatung der Arbeiterwohlfahrt (AWO) Kreis Wesel beantwortet. Die Nachfrage ist groß. Im Jahr 2014 beriet das Team mehr als 300 Flüchtlinge. Hierzu waren viele Beratungsgespräche, aber auch die Begleitung zu Ämtern, Schulen, Rechtsanwälten oder Ärzten notwendig, sagt Regelind Holzwarth, Leiterin der Abteilung Familienpolitik beim AWO Kreisverband Wesel. Fast jeder Zweite Hilfesuchende war zwischen 28 und 49 Jahren alt. Männer (55,4 Prozent) besuchten die Beratungsstellen etwas häufiger als Frauen (44,6 Prozent). Insgesamt waren es Menschen aus über 40 Ländern, die 2014 Hilfe suchten, die meisten kamen aus dem Nahen Osten.

Doch nicht immer konnten und können die Berater in den Flüchtlingsberatungsstellen in Moers und Wesel helfen. Schwierig ist es etwa, wenn die Flüchtlinge traumatisiert sind. „Es gibt viele, viele dieser Fälle. Das fällt in den Unterkünften auf“, sagt Regelind Holzwarth.

Da sei zum Beispiel die alleinreisende Frau, erzählt Holzwarth, die in ihrem Land vergewaltigt und dann schwanger wurde. Die Familie sagte: „Du musst hier raus“ – und sammelte Geld. Die Frau schaffte es nach Deutschland und bekam das Baby. Doch was mit ihr passiert war, ging nicht spurlos an ihr vorbei. Es blieb ein Trauma.

Derzeit fahren die Betreuer aus den Flüchtlingsheimen mit solchen Fällen nach Düsseldorf. Dort gibt es ein Psychosoziales Zentrum für Flüchtlinge mit inzwischen sehr langen Wartezeiten. Deshalb soll es dieses Angebot demnächst auch im Kreis Wesel geben.

 

INFOKASTEN AWO Flüchtlingsberatung

Was? Persönliche Beratung der Zuwanderer, die Hilfestellung beim Umgang mit den Institutionen und allgemein bei der sozialen Orientierung

Für wen? Für alle Flüchtlinge, unabhängig von Hautfarbe, Nationalität, Konfession oder Weltanschauung

Kontakt: AWO Flüchtlingsberatung, Anne Frensch (Moers), Telefon 0157 86162833; Bilgenur Zaman (Wesel), Telefon 0178 7148572, www.awo-kv-wesel.de

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