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Rund 80 Anwohner der Südstraße folgten der Einladung der Naturfreunde und erhielten Informationen über die Vermietung des Naturfreundehauses an die Stadt Moers zur Unterbringung von 29 Flüchtlingen (Foto: Christian Voigt/LokalKlick)

Moers. Nun ist es amtlich, was tagelang mit Gerüchten in sozialen Netzwerken und in der Vinner Nachbarschaft kursierte: Der Naturfreunde-Vorsitzende Harald Hüskes und Michael Rüddel, Amtsleiter Jugend und Soziales, informierten am Abend fast 80 Anwohner der Südstraße, dass die Stadt Moers ab 1. August für zunächst 4 Monate Mieter des Naturfreundehauses ist. Die Kommune werde Flüchtlingsfamilien, insgesamt 29 Personen, im Wohnbereich erstunterbringen.

Die Naturfreunde hegten schon lange den Gedanken der Stadt helfend mit zusätzlichen Unterbringungsmöglichkeiten für Flüchtlinge unter die Arme zu greifen, erklärte Hüskes der neugierigen Anwohnerschaft zu Beginn. „Wir wollen verhindern, dass Kinder in Containern leben müssen“, gibt der Naturfreundechef als Beweggrund an, nur Flüchtlingsfamilien beherbergen zu wollen. Obwohl durch die Vermietung die Verantwortung bei der Stadt liege, werden die Naturfreunde alle 2 Wochen eine Anwohnersprechstunde anbieten und eine Telefonnummer für dringende Fragen und Probleme zur Verfügung stellen. Nach 2 Monaten wolle man sich mit den Nachbarn über ihre Erfahrungen austauschen und über eine weitere Vermietung entscheiden. Der Fokus solle auf das weitere bisher gute nachbarschaftliche Zusammenleben gelegt werden, so Hüskes. Vereinsmitglied Ulli Leikefeld unterstrich: „Das sind Gäste, die einiges hinter sich haben. Führen Sie mit uns das Gespräch, gemeinsam werden wir Lösungen finden.“

Auch wenn diese Maxime die Vinner Bürger beruhigen sollte, benannten diese in der anschließenden Frage- und Diskussionszeit anfänglich vielfach ihre Sorgen, Ängste und Kritik. Leicht gereizt gab es Wortmeldungen wie „Die Stadt Moers interessiert die Angst der Bürger nicht!“ oder Fragen nach dem Schutz vor Rechtsradikalen, da die Anlage zu allen Seiten offen sei. Ein Anwohner äußerte seine Sorge, dass seine Immobilie an Wert verliere. Auch wurde die verspätete Informationspolitik der Naturfreunde zu ihrer Vermietung scharf kritisiert. Auf Befürchtungen, dass nun ein rechtsfreier Raum mit Vermüllung, gesteigerter Kriminalität und Drogenmissbrauch entstünde, begegnete Amtsleiter Rüddel mit seinen Erfahrungen aus den anderen Moerser Unterkünften. Eine Rundumversorgung und –betreuung sei weder gewünscht, noch personell mit 5 Betreuern für 500 Flüchtlinge zu gewährleisten. Man setze auf Selbstversorgung, werde aber die Flüchtlinge bei Arzt- und Amtsbesuchen mit Dolmetschern oder erfahrenen Betreuern des Bunten Tisches Moers begleiten. Über die Herkunft der Flüchtlinge konnte Rüddel keine konkrete Auskunft geben, da die Stadt Zuweisungen erhalte. Bezüglich Menschen aus dem Balkan gab es ein kurzzeitiges Raunen der Versammlung. Bei Rüddels Aussage, dass Moers aber Kriegsflüchtlinge aus Syrien erwarte und man versuche Menschen einer Nationalität in der Südstraße unterzubringen, wurde die Stimmungslage entspannter.

Beifall erhielten Wortbeiträge, wie vom CDU-Ratsmitglied Ute-Maria Schmitz, die nach den Planungen nach dem Ankommen der Flüchtlinge fragten: „Wie sieht die Organisation für die 2. Phase aus? Wo werden Spenden und weitere Hilfsangebote angenommen?“ Wie beim Runden Tisch besprochen, schlug sie „Kennlerntreffen von Angesicht zu Angesicht“ vor. Unterstützend betonte ein Vinner Bürger: „Wenn man jemanden kennt, dem schmeißt man nicht den Müll in den Garten.“ Breite Zustimmung gab es bei dem Vorschlag „Lasst die Menschen doch erst mal ankommen und einleben. Bei gemeinsamen Zusammenkünften werden wir bald gut zusammenleben.“ Harald Hüskes griff diesen Gedanken für den im Oktober stattfindenden Erfahrungsaustausch auf und warb für eine gemeinschaftliche Aktion oder Beisammensein.

Nach dem Informationsabend gab sich Ute-Maria Schmitz optimistisch und sah einen Anfang mit einem guten kritischen Austausch. „Das 2. Treffen wird hoffentlich mit einer positiven Einstellung beginnen und schauen, wie geholfen werden kann“, prophezeite die Christdemokratin: „Die Nachbarschaft stimmt hier, man hält zusammen, die soziale Kontrolle funktioniert.“

Beitrag: Christian Voigt/LokalKlick

 

InfoKlick:

Sprechstunden der Naturfreunde Moers an jedem 1. und 3. Mittwoch im Monat ab 18 Uhr, erste Sprechstunde am 19. August

Telefonnummer für zwischenzeitliche Anliegen: 0152-54173245

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