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Duisburg/Doha. David Behre sprintet bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Doha zu Gold über 400 Meter und gewinnt den vierten WM-Titel für die Athletinnen und Athleten aus Nordrhein-Westfalen. Die Silbermedaillen von Franziska Liebhardt und Irmgard Bensusan sowie die Bronzemedaillen von Frederike Koleiski und Johannes Floors sorgen für eine starke Zwischenbilanz nach sieben Wettkampftagen.

Zehn Medaillen (4x Gold, 3x Silber, 3x Bronze) verbuchen die Athletinnen und Athleten des Behinderten- und Rehabilitationssportverbandes Nordrhein-Westfalen (BRSNW) mit Sitz in Duisburg nach sieben von zehn Wettkampftagen bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften in der Hauptstadt Katars. „Wir sind sehr stolz auf die Erfolge unserer Athletinnen und Athleten in Doha. Zehn Medaillen, zahlreiche Topplatzierungen und viele individuelle Bestleistungen sind nach sieben Wettkampftagen eine hervorragende Bilanz und auch ein klares Signal in Richtung Rio“, freute sich Holger Wölk, Stellvertrender Geschäftsführer und Abteilungsleiter Sport im BRSNW, am Donnerstagmorgen mit Blick auf den Medaillenspiegel.

Bereits am Dienstag krönte David Behre seine bisherige Karriere mit dem WM-Titel über die 400 Meter (Startklasse T43/44). Hinter der Ziellinie ließ der 29-Jährige vom TSV Bayer 04 Leverkusen seine Freude über seinen Gold-Lauf heraus. „Es war ein Jahr mit schwierigen Phasen. Daher ist dieses Ergebnis phänomenal. Ich bin einfach nur glücklich, auch über diese super Zeit. Wegen solchen Erlebnissen liebe ich unseren Sport“, jubelte Behre, der 2007 bei einem Unfall beide Beine verloren hatte, und dankte seinem Trainer: „Ein ganz großes Lob auch an meinen Trainer Karl-Heinz Düe, der mit so viel Herzblut bei der Sache ist.“ Mit diesem Erfolg gehört Weltmeister David Behre 2016 in Rio de Janeiro zum absoluten Favoritenkreis auf den Paralympicssieg. Hinter Behre sorgte WM-Debütant Johannes Floors für eine faustdicke Überraschung. Der 20-Jährige, der 2014 erstmals auf Sprintprothesen stand, wurde Dritter und stieß durch den Erfolg endgültig in die absolute Weltspitze vor. „Bronze ist der Hammer, ich habe keinen Grund zum Klagen. Das ist super geil“, freute sich Floors für den noch Starts über die 100 Meter und die 4×100 Meter-Staffel auf dem WM-Programm in Doha stehen. Silber ging an den US-Amerikaner Hunter Woodhall.

„Ich habe noch nicht einmal mit dem dritten Platz gerechnet. Dass es jetzt sogar Silber geworden ist, ist einfach nur der Hammer“, zeigte sich Franziska Liebhardt nach dem Weitsprungfinale der Startklasse T37 verblüfft über ihr Leistungsvermögen. Völlig unerwartet sprang die Leverkusenerin mit 4,57 Metern zu ihrer zweiten Silbermedaille bei den Weltmeisterschaften im Wüstenstaat Katar. Bereits am zweiten Wettkampftag hatte Liebhardt in ihrer Spezialdisziplin Kugelstoßen den zweiten Platz belegt. Das doppelte Silber erkämpfte sie sich mit nur einem Zentimeter Vorsprung.

Mit der Silbermedaille belohnte sich auch Irmgard Bensusan, ebenfalls Athletin des TSV Bayer Leverkusen, über die 400 Meter (T43/44). Die 24-Jährige, die sich vor einigen Jahren bei den südafrikanischen Meisterschaften der Nichtbehinderten beim Hürdenlaufen eine schwere Knieverletzung zuzog und seither mit einer Teillähmung und einem Nervenschaden im rechten Unterschenkel lebt, musste sich nach großem Kampf nur der Französin Le Fur geschlagen geben. „Aufgrund der Verletzung bin ich das Rennen verhalten angegangen. Die Französin war sehr schnell unterwegs und hat verdient gewonnen“, resümierte eine glückliche Irmgard Bensusan ihren Wettkampf.

Die nächste Überraschung hatte am Mittwoch Frederike Koleiski zu bieten. Ihre Bronzemedaille im Kugelstoßen der Startklasse F44 hatten wohl nur wenige Experten auf der Rechnung und ihr Stoß auf 11,75 Meter hätte sogar fast zu Silber gereicht. Die 28-Jährige, die einst bei den deutschen Juniorenmeisterschaften der Nichtbehinderten erfolgreiche Kugelstoßerin war, erzielte bei ihrem WM-Debüt die gleiche Weite wie die zweitplatzierte Chinesin Yue Yang und landete nur aufgrund des schlechteren zweitbesten Versuchs auf Rang drei. „Natürlich ist es bitter, wenn man Silber so knapp verpasst. Das habe ich noch nie erlebt. Gleichzeitig freue ich mich aber sehr über Bronze“, freute sich Koleiski über ihre Bronzemedaille und hofft jetzt auf die Teilnahme an den Paralympics 2016 in Rio de Janeiro.

Mit fünf von sechs deutschen Medaillen glänzten die Athletinnen und Athleten aus Nordrhein-Westfalen schon an den ersten beiden Tagen der Weltmeisterschaften in Doha. Zum Auftakt der Weltmeisterschaften am letzten Donnerstag landete Sebastian Dietz vom LAV Bünde einen Überraschungserfolg im Kugelstoßen. Der 30-jährige Hüllhorster gewann in der Startklasse F36 mit neuer persönlicher Bestleistung die Goldmedaille. In einem spannenden Wettkampf setzte sich Dietz (14,87 Meter) am Ende hauchdünn mit acht Zentimetern gegen den favorisierten Weltranglistenersten aus Russland, Vladimir Sviridov, durch. „Es war sehr anstrengend, auch aufgrund der großen Hitze. Die Konkurrenz hat bis zum Schluss dagegengehalten, doch es hat gereicht. Ich bin total happy“, jubelte Dietz.

Die erste deutsche Medaille der Weltmeisterschaften in der Hauptstadt Katars gewann zuvor der Lemgoer Frank Tinnemeier. Mit neuem deutschem Rekord von 14,33 Metern sicherte sich Tinnemeier ebenfalls im Kugelstoßen (Startklasse F42) die Bronzemedaille. „Persönliche Bestleistung, deutscher Rekord – da hätte es vielleicht auch noch eine andere Farbe der Medaille sein können. Doch auch Bronze ist prima, ich bin sehr zufrieden“, sagte der 43-Jährige vom TSV Hillentrup im Anschluss an den erfolgreichen Wettkampf.

In absolut überragender Form zeigte sich Weitspringerin Vanessa Low. Die 25-Jährige vom TSV Bayer Leverkusen sprang mit einem neuen Weltrekord zum WM-Titel und zu Gold (Startklasse T42). Low überbot dabei ihre bisherige Bestleistung gleich viermal und krönte ihre sensationelle Gala im dritten Versuch mit dem Weltrekord-Sprung von 4,79 Metern. „Ich bin unglaublich glücklich darüber. Nach der langen verletzungsbedingten Pause im Winter war ich auf den Punkt fit, es hat alles gepasst“, freute sich die neue Weltmeisterin, die in Oklahoma City (USA) lebt und trainiert, über ihre großartige Leistung.

Bei den weiteren Starts der BRSNW-Athleten am ersten Wettkampftag reichte es nicht zu Edelmetall. Rennrollstuhlfahrer Marc Schuh vom TV Herkenrath verpasste das Podium in der Startklasse T54 hingegen knapp. Als Schnellster des Vorlaufs fehlten dem 26-jährigen im Finale mit 25,67 Sekunden über 200 Meter nur drei Hundertstel zu Bronze. Hochspringer Leon Schäfer wurde mit 1, 55 Metern Zwölfter in der Startklasse T42.

Am letzten Freitag übertraf Weitsprung-Überflieger Markus Rehm einmal mehr die ohnehin hohen Erwartungen. In seinem dritten Versuch pulverisierte Rehm seinen eigenen Weltrekord und sprang eine Weite von unglaublichen 8,40 Metern. Souverän verteidigte der 27-Jährige aus der Leverkusener Talentschmiede seinen WM-Titel von Lyon 2013 und bejubelte seine bereits dritte WM-Goldmedaille im Weitsprung. „Es ist fantastisch für mich gelaufen, ein toller Wettkampf“, freute sich der deutsche Rekordspringer und eilte zur Siegerehrung. Dauerrivale Ronald Hertog blieb mit 7,26 Metern über einen Meter hinter Markus Rehm, der 2014 Deutscher Meister im Weitsprung der Nichtbehinderten wurde.

Youngster Felix Streng sprang bei seiner ersten WM-Teilnahme hinter Rehm in der Startklasse T44 nur knapp an einer Medaille vorbei. Mit einer persönlichen Bestweite von 6,77 Metern fehlten ihm wenige Zentimeter zur Podiumsplatzierung. Er wurde am Ende Fünfter.

Mit Europarekord sorgte Franziska Liebhardt in der Startklasse F37 für die dritte deutsche Medaille im Kugelstoßen und die erste Silbermedaille überhaupt. Liebhardt übertraf zunächst ihren eigenen Weltrekord und stieß 13,39 Meter im dritten Versuch. Die Chinesin Mi Na konterte jedoch mit einem Stoß auf 13,56 Meter und gewann mit dieser Weite den WM-Titel. „Ich habe eindeutig Silber gewonnen, bin total zufrieden und richtig happy“, jubelte Liebhardt dennoch über ihren Vizeweltmeisterschaftstitel.

In Doha kämpfen die besten Leichtathletinnen und Leichtathleten mit Behinderung in insgesamt 214 Entscheidungen um die WM-Titel. Für das deutsche 30-köpfige Team gehen insgesamt 16 Athletinnen und Athleten aus Nordrhein-Westfalen auf die Jagd nach Medaillen und Startplätzen für die Paralympics 2016 in Rio de Janeiro.

Der BRSNW gratuliert allen Athletinnen und Athleten zu den herausragenden Leistungen bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Doha (Katar). Weitere Informationen erhalten Sie auch auf unserer Webseite unter www.brsnw.de.

 

In absolut überragender Form zeigte sich Weitspringerin Vanessa Low. Die 25-Jährige vom TSV Bayer Leverkusen sprang mit einem neuen Weltrekord zum WM-Titel und zu Gold (Startklasse T42) (Foto: BEAUTIFUL SPORTS / Axel Kohring)

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