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Oberhausen. Mit großem Entsetzen hat Oberbürgermeister Daniel Schranz am Dienstag den zweiten Zwischenfall an einer geplanten Flüchtlingsunterkunft in Oberhausen zur Kenntnis genommen. Nach dem Brandanschlag an der Ruhrorter Straße traf es diesmal die Osterfelder Kapellenstraße.

“Die besonnenen Kräfte, die aus meiner Sicht bei weitem in der Überzahl sind, rufe ich auf, Flagge zu zeigen. Es darf keinerlei Verständnis für solche Taten geben”, erklärte Schranz, der sich umgehend vor Ort ein Bild gemacht hatte. “Schlimmeres konnte dadurch verhindert werden, dass unser Wachdienst funktionierte und die Feuerwehr umgehend informiert hat”, so Schranz weiter. Jetzt hoffe er, dass der oder die Täter schnell gefasst würden.

Zur Sachlage: Die Berufsfeuerwehr hatte in den frühen Morgenstunden ein Feuer hinter der Baustelle der noch nicht bezogenen Flüchtlingsunterkunft Kapellenstraße in Osterfeld gelöscht. Gegen 6 Uhr wurde die Leitstelle durch den Wachdienst über den Brand informiert.

Beim Eintreffen der Einsatzkräfte brannten im Hinterland der Baustelle drei aufgestapelte Paletten. Darauf befand sich eine Gasflasche. Das Feuer konnte durch die Einsatzkräfte schnell gelöscht werden. Die Gasflasche wurde durch die Feuerwehr gekühlt.

Kriminaltechniker der Polizei sicherten die Spuren vor Ort. Ein fremdenfeindlicher Hintergrund kann nicht ausgeschlossen werden. Zur Aufklärung der Brandstiftung ist extra eine Ermittlungskommission unter Leitung des polizeilichen Staatsschutzes in Essen eingerichtet worden, diese untersucht jetzt die Vorfälle an der Kapellenstraße und der Ruhrorter Straße. Hinweise zu Personen, die in der Nähe mit einer Gasflasche gesehen worden sind, bitte an die nächste Polizeidienststelle melden.

An der Unterkunft Kapellenstraße entstand kein Sachschaden. Aus diesem Grund kann die Unterkunft wie vorgesehen Ende Februar bezogen werden. Verletzt wurde niemand.

Dazu Polizeipräsident Ingolf Möhring: “Gewalt gegenüber Zugewanderten oder Unterbringungseinrichtungen dulden wir in Oberhausen nicht. Ich bin froh, dass die mit der Stadt abgestimmten Sicherheitsmaßnahmen funktionieren und die Tat sofort entdeckt wurde. Wir nehmen diesen Vorfall zum Anlass die Maßnahmen zum Schutz dieser Einrichtungen in enger Abstimmung mit der Stadt nochmal zu intensivieren.”

Yusuf Karacelik, Fraktionsvorsitzender DIE LINKE.LISTE Oberhausen, erklärte in einer ersten Stellungnahme: „Der feige Anschlag von heute an der Kapellenstraße ist wie ein Déjà-vu. Erst vor kurzem fand so ein ähnlicher Anschlag an der Ruhrorter Straße statt. Ich hoffe nicht, dass diese feigen Anschläge gegen Flüchtlinge auch in Oberhausen zum Alltag werden. Die Oberhausenerinnen und Oberhausener müssen verhindern, dass der rechte Mob sein Unwesen in Oberhausen treibt. Die Täter müssen sofort für ihr kriminelles und grausames Vergehen geahndet werden. Mich beunruhigen indes die geistigen Brandstifter, die ihren Hass dort verbreiten, wo es um Flüchtlinge und ihre Unterbringung geht. Die Stimmung ist auch leider in Oberhausen gekippt. Von einer Willkommenskultur dürfen wir dennoch nicht abweichen und uns nicht von der Stimmungsmache der Politik oder Medien vereinnahmen lassen. Wir verurteilen den feigen Anschlag auf das Schärfste und wollen eine unverzügliche Aufklärung.“

„Dieser Anschlag schafft erneut eine massive Verunsicherung in der Bevölkerung Oberhausens“, befürchten indes Ratsfrau Andrea-Cora Walther und Ratsherr Albert Karschti von der Bürgerliste Oberhausen.

Nicht wirklich wichtig sei es, die einzelne Tat dem Täter zuzuweisen, vielmehr wird hier „geistig brandgestiftet“. Sie schaffen mit ihrer Ablehnung gegen Asylsuchende ein Klima derAngst. „Eine Angst, die aus braven Bürgern auch Brandstifter machen könnte.“ Denn Angst und Verunsicherung gegenüber Unbekanntem schürt Ablehnung, Hass und Gewalt. „Diesen verbalen Brandstiftern müssen wir entschieden entgegen treten. Wir sind keine Opfer und Asylsuchende keine Täter“, betonen Walther und Karschti. Jeder habe unangefochten ein Recht auf friedvolles Leben, frei von Gewalt. Deshalb fordern die beiden Ratsmitglieder im Namen der Bürgerliste Oberhausen ein schnelles Einschreiten der Stadtspitze, „bevor hier in Oberhausen ein Brandherd entsteht, der nicht mehr löschbar ist.”
 
Die GRÜNE Ratsfraktion reagiert erschüttert auf den Brandanschlag auf die geplante Flüchtlingsunterkunft an der Kapellenstraße. „Wir verurteilen diese niederträchtige Tat und sind zutiefst schockiert. Wir gehen davon aus, dass sowohl Polizei und Staatsschutz ihr Möglichstes tun, um diesen Anschlag aufzuklären“, erklärt Fraktionssprecherin Regina Wittmann. Es müsse jetzt darum gehen, die Verantwortlichen schnell zu ermitteln und zu bestrafen.
 
„Allerdings – und das betone ich mit großem Bedauern – trifft uns diese Nachricht nicht unvermittelt“, stellt Wittmann fest. „Beginnend beim Protest der BürgerInneninitiative, die sich aufgrund der geplanten Flüchtlingsunterkunft bildete, bis hin zum Auftauchen einer selbsternannten Bürgerwehr, sind dies alarmierende Anzeichen dafür, dass irrationale Ängste und Befürchtungen herbeigeredet und geschürt werden, anstelle die Sorgen der Menschen ernst zu nehmen.”
 
„Angesichts der großen humanitären Herausforderung vor der wir stehen, ist es umso wichtiger, dass wir gemeinsam fremdenfeindlichen Taten den Boden entziehen und uns weiter gemeinsam für unsere Willkommenskultur, die Integration der Geflüchteten sowie ein friedliches Zusammenleben aller Menschen in Oberhausen einsetzen“, bekräftigt Wittmann.
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