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Alpen/Kamp-Lintfort/Moers/Neukirchen-Vluyn/Rheinberg/ Sonsbeck/Xanten. Sie sind zwölf bis 17 Jahre alt und haben ohne ihre Familie den gefährlichen Weg aus Afrika oder Syrien bis nach Deutschland hinter sich gebracht. Immer wieder sind unter den Flüchtlingen, die an den Niederrhein kommen, unbegleitete Minderjährige, die hier auf Schutz hoffen.

Sie stehen im Fokus einer neuen Initiative des Caritasverbandes Moers-Xanten, der die jungen Männer in deutschen Gastfamilien unterbringen möchte. Ziel ist es, den Jugendlichen so eine gute Integration in die Gesellschaft zu ermöglichen. Rainer Moll, Leiter der Erziehungsberatungsstelle, gehört zum Caritas-Team, das nun nach geeigneten Familien sucht und diese auf die Ankunft eines neuen Familienmitglieds vorbereitet und sie schult. Er spricht über die Voraussetzungen: „Es muss keine Familie im klassischen Sinne sein, auch Einzelpersonen können durchaus dafür in Frage kommen, einen minderjährigen Flüchtling aufzunehmen. Entscheidend ist, dass es ein passendes Raumangebot gibt und die wirtschaftlichen Verhältnisse stimmen“, sagt er. Christina Thelen, ebenfalls in das Projekt involviert, ergänzt: „Wer einen Flüchtling aufnimmt muss sich bewusst werden, dass das Auswirkungen auf das eigene Leben und die Privatsphäre haben wird. Wichtig ist, dass die Jugendlichen auf eine liebevolle, familiäre Umgebung treffen und auf Menschen, die flexibel sind.“ Arabisch oder fließend englisch sprechen müsse man nicht, „wichtig ist, kreativ in der Kommunikation zu sein“, sagt sie. Heißt: Manche Dinge müssen, gerade in der ersten Zeit, auch mal mit Händen und Füßen‘ geklärt werden. Gerade weil die Aufnahme eines neuen Mitgliedes ein starker Eingriff in die Struktur der Familie ist, legt die Caritas großen Wert darauf, dass alle an einem Strang ziehen. „Jeder muss einverstanden sein, wenn zum Beispiel die eigenen Kinder Vorbehalte haben, dann ist eine Unterbringung nicht sinnvoll“, erläutert Moll.

Zunächst pflegt das Team nun alle Adressen von potenziellen Gastfamilien, die sich bei der Caritas melden, ein. Die in Frage kommenden Personen werden Mitte März zu einer Informationsveranstaltung eingeladen. „Zu der sollte dann die ganze Familie kommen“, wünscht sich Thelen, denn nur so könnten Fragen und mögliche Vorbehalte besprochen werden. Die letzte Entscheidung, ob ein minderjähriger Flüchtling vermittelt wird, liegt schließlich beim Jugendamt, erklärt Moll: „Wir vermitteln nicht selber, wir geben dem Jugendamt lediglich die Information, welche Familien zur Verfügung stehen.“

Wenngleich neben einer intensiven Schulung vor einer Unterbringung ebenso die Betreuung während des Aufenthaltes eines Gastkindes durch die Caritas sichergestellt wird. Moll erklärt: „Viele der Jugendlichen sind traumatisiert, damit muss man lernen, umzugehen.“ Ein Lernprozess auch für die Caritas, denn „so eine Situation wie jetzt hat es vorher noch nicht gegeben“, wie Moll betont. Grundsätzlich habe die Caritas aber bereits Erfahrung in der Vermittlung von Pflegefamilien an Kinder, die aus einer Notsituation heraus schnell eine neue Heimat brauchen. Diese Erfahrung soll in die Vorbereitung und Betreuung von Gastfamilien mit einfließen.

Wie lange die Gastkinder in ihren neuen Familien bleiben ist kaum absehbar, sagt Thelen. Es könne sein, dass eine Familie aus dem Ursprungsland des jungen Flüchtlings ebenfalls nach Deutschland kommt oder dass sich im Laufe der Zeit eine Wohngemeinschaft mit anderen Jugendlichen besser eigne. „Die Schicksale sind viel zu individuell, als dass man da pauschale Voraussagen machen könnte“, erklärt Thelen, „unser Blick geht auf die Integration.“

Wer sich vorstellen kann, einen minderjährigen, unbegleiteten Flüchtling bei sich aufzunehmen und in die Familie einzugliedern, kann sich beim Caritasverband Moers-Xanten melden. Zu erreichen sind die Mitarbeiter unter der Nummer 02843 97100 oder per Mail an gastfamilien@caritas-moers-xanten.de.

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