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Krefeld. Mit Sätzen wie „dies ist keine Guillotine für den Hausgebrauch“ und „Schuhkartons sind mir als Frau sehr geläufig, und ich verbinde sogar gewisse Glücksgefühle mit solch einem Behältnis“ hatte Lilia Sabantina vom Fachbereich Textil- und Bekleidungstechnik der Hochschule Niederrhein die Lacher auf ihrer Seite. Allerdings gewann die Absolventin mit ihrem Beitrag „Dilatant ist nicht dilettant“ nicht nur die Herzen des Publikums, sondern auch die Hirne – und wurde so die Siegerin des zweiten Science-Slam, zu dem die Initiative „Zukunft durch Industrie – Krefeld“ und die Hochschule Niederrhein in die Mediothek eingeladen hatten. Rund 200 Besucher, darunter zahlreiche Studenten, verbreiteten in der Mediothek so etwas wie Hörsaal-Atmosphäre. 

Das Prinzip des Science-Slam ist denkbar einfach: Ein Professor, Nachwuchswissenschaftler der Hochschule Niederrhein und ein Unternehmer stiegen in den Ring, um Slam-Champion in Krefeld zu werden. In nur zehn Minuten sollten sie ihr Thema anschaulich und amüsant vorstellen und so Hirn und Herz ihres Publikums gewinnen. Mehrere sogenannte Voting- Master fingen die Stimmung unter den Zuschauern ein und verteilten entsprechend Punkte auf einer Skala von eins bis zehn. 

Nachdem Lilia Sabantina bei einem ersten Experiment anschaulich bewiesen hat, dass es dilettantisch ist, zu glauben, dass eine große Kokosnuss einer kleinen Metallkugel standhält, wurde es wissenschaftlich. Die Besucher erfuhren, was „dilatant“ bedeutet und wozu es gut ist. „Eine dilatante Flüssigkeit besitzt die Fähigkeit, sich unter plötzlicher Druckwirkung sekundenschnell zu verfestigen“, erklärte die Absolventin. „Diesen Effekt habe ich mir zu Nutzen gemacht, um kinetische, also Bewegungsenergie, extrem zu minimieren.“ Beim zweiten Experiment gesellte sich zur Kokosnuss und zur kleinen Metallkugel ein entscheidendes Equipment, das zugleich Gegenstand ihrer Masterarbeit war: ein flacher, mit dilatantischer Flüssigkeit befüllter Gegenstand, den Sabantina am 3D-Drucker der Uni hergestellt hat. Dieses dünne „Pad“, das sie über der Kokosnuss befestigte, verhinderte beim Aufprall der Metallkugel, dass die Kokosnuss beschädigt wurde. „Die kinetische Energie der freifallenden Bleikugel wurde durch die dilatante Flüssigkeit in den Waben des 3D gedruckten ‚Pads‘ abgeleitet und hat so nicht zur Zerstörung der Kokosnuss geführt“, sagte sie. Anwenden könne man dies zum Beispiel bei Schutzkleidung oder Autokarosserieteilen. „Das sind nur einige Beispiele für die Anwendung meiner im 3D-Druckverfahren hergestellten Flächengebilde, und ich würde mich freuen, wenn dieses von mir entwickelte Verfahren von der Industrie übernommen wird“, warb die Absolventin am Ende ihres Beitrags.  

Neben Sabantina stiegen fünf weitere Slammer in den Ring. Die Promovendin Katja Jährling vom Fachbereich Chemie erklärte „wie der Schnaps zum Stammtisch kam“ und die Designstudenten Lucas Schnurre und Levon Trettin erläuterten unter dem Titel „Der Teufel zwischen den Buchstaben“, was Designer eigentlich machen. Frank Tichelkamp von der Brauerei Königshof GmbH machte deutlich, inwiefern die Chemie stimmen muss, wenn man mit dem 500 Jahre alten Reinheitsgebot den Konsumenten erreichen möchte. Schließlich verblüffte Prof. Dr. Werner Heister vom Fachbereich Sozialwesen der Hochschule Niederrhein das Publikum mit Techniken, wie man etwas behalten kann, ohne angestrengt lernen zu müssen.  

Am Ende blieben ein tosender Applaus und ein beeindruckter Oberbürgermeister: „Das war alles andere als dilettantisch“, erklärte Frank Meyer, der den Teilnehmern gemeinsam mit Jürgen Steinmetz (Hauptgeschäftsführer der IHK Mittlerer Niederrhein), Prof. Dr. HansHennig von Grünberg (Präsident der Hochschule Niederrhein) und Detlev G. Moritz (Sprecher der Initiative „Zukunft durch Industrie – Krefeld“) die Urkunden überreichte.

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