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Rheinberg. Die Wartezeit auf einen Termin bei der Erziehungsberatungsstelle des Caritasverbandes Moers-Xanten in Rheinberg ist kurz. „Innerhalb von zwei Wochen gibt es im Allgemeinen schon das erste Kennenlerngespräch“, sagt Leiter Rainer Moll. Im akuten Notfall gehe es sogar noch schneller, betont er. Doch er und sein Team kümmern sich nicht nur um die dringenden Fälle und helfen nicht nur dann, wenn Familien in einem Chaos aus Streit und Missverständnissen versinken. „Wir helfen auch bei den ganz normalen Erziehungsproblemen, die alle Familien mal durchmachen“, erklärt Moll und schmunzelt: „Zu uns kann man auch kommen, wenn das Kind noch nicht in den Brunnen gefallen ist, sondern noch oben auf dem Brunnenrand herumturnt.“

Wohl alle Eltern würden während der Pubertät ihres Kindes irgendwann vor der Frage stehen: „Ist dieses Verhalten noch normal? Warum wird mein Kind so frech und herablassend?“. Viele würden diese Zweifel mit sich im stillen Kämmerlein ausmachen, aber, sagt Moll, „der Leidensdruck ist da. Dabei kann schon ein einfaches Gespräch zu einer entlastenden Situation führen, wenn man von einem unserer Experten erfährt, dass manche Probleme tatsächlich zur Normalität gehören.“ Sabine Joos, die zum Beratungsteam gehört, ergänzt: „Es fehlen immer häufiger feste Freundschaften oder Familienbande. An der Schultür bekommen Eltern dann nur mit, dass es in anderen Familien gut läuft und verzweifeln dann noch mehr. Tatsächlich stimmt das nicht, auch die anderen Kinder sind in der Pubertät.“

Bei aller Normalität müssten dennoch einige Regeln gelten, um den Familienfrieden nicht dauerhaft zu gefährden. Daher werden Kinder und Jugendliche, wenn sie es wollen, mit in die Gespräche eingebunden. „Auch bei den Jugendlichen ist der Leidensdruck oft hoch“, weiß Moll. Ein neuer Trend sei, dass sie selbst zur Erziehungsberatungsstelle kommen und um Hilfe bei familiären Problemen bitten. Der Vorteil: Die Beratung dort ist nicht nur kostenlos und ohne ärztliche Überweisung jederzeit möglich, die Berater unterliegen auch der Schweigepflicht. „Ohne das ausdrückliche Einverständnis der Betroffenen erfährt keiner von den Treffen“, sagt Moll. Daher würden nicht nur aus Rheinberg, sondern auch von Xanten bis Moers und sogar aus Duisburg und Krefeld Familien zur Beratung kommen – auch, um nicht von Verwandten oder Kollegen gesehen zu werden.

Obwohl inzwischen vermehrt Eltern von Jugendlichen die Erziehungsberatung nutzen, steht sie auch bei jüngeren Kindern zur Verfügung. Das gehe schon bei dem Problem los, dass manche Kinder beim morgendlichen Abschied am Kindergarten immer weinen. „Die Eltern wollen alles richtig machen, und oft sind es ihre eigenen Ängste, die ein bestimmtes Verhalten im Kind hervorrufen. Da kann man schon mit kleinen Dingen helfen“, erklärt Beraterin Rita Janßen. Ihre Kollegin Petra Gehnen ergänzt: „Eltern dürfen gerne auch präventiv zu uns kommen, wenn sie zum Beispiel Tipps für den Wechsel vom Kindergarten in die Schule haben möchten. Grundsätzlich gilt: Je kleiner ein Problem ist, desto schneller ist es gelöst. Die Entwicklung des Kindes soll Spaß machen und alle sollen ihr Leben weiter leben können.“

Nach der Kontaktaufnahme wird zeitnah, verspricht Moll, ein Erstgespräch ohne das Kind oder den Jugendlichen vereinbart. Im Team werde entschieden, wer die weiteren Gespräche führt, sagt er. „Mit uns kann man auf Augenhöhe reden, wir haben die Distanz zu den Problemen in anderen Familien, auch wenn wir viele aus eigener Erfahrung kennen. Eltern können sich mit allen Fragen an uns wenden, die Beratung ist kostenlos.“ Erreichbar ist die Beratungsstelle für Kinder, Jugendliche und Eltern in der Goldstraße 17 in Rheinberg telefonisch unter 02843 97100, montags bis donnerstags von 8 Uhr bis 17 Uhr und freitags von 8 Uhr bis 13 Uhr. Außerdem gibt es die Möglichkeit zur anonymen Beratung auf der Seite www.onlineberatung-caritas.de im Internet.

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