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Die Wohnimmobilien-Kreditrichtlinie könnte zu einem starken Rückgang der Baugenehmigungen und Haussanierungen führen (Foto: LokalKlick)

Duisburg/Kreis Wesel. Es werden Wohnungen gebaut – noch jedenfalls: 185,7 Millionen Euro wollen Bauherren und Investoren in den Neubau von Wohnungen in Duisburg sowie 125,8 Millionen Euro im Kreis Wesel investieren. Das sind die veranschlagten Kosten für 449 Neubau-Wohnungen in Duisburg bzw. 758 im Kreis Wesel, für die es im ersten Halbjahr dieses Jahres eine Baugenehmigung gab. Zum Vergleich: In der ersten Jahreshälfte 2015 bekamen lediglich 253 Wohnungen in Duisburg und 556 im benachbarten Weseler Kreis den „roten Punkt“ vom Bauamt – und damit das grüne Licht für den Bau. Das teilt die IG Bauen-Agrar-Umwelt mit. Die IG BAU Duisburg-Niederrhein beruft sich dabei auf aktuelle Zahlen des Statistischen Bundesamtes. 

Doch die Bau-Gewerkschaft warnt: „Der Bau neuer Wohnungen hat einen empfindlichen Dämpfer bekommen. Denn der Kredithahn ist ziemlich zugedreht: Viele Menschen, die ein Haus bauen oder eine Wohnung kaufen wollen und deshalb zur Bank gehen, bekommen heute kein Darlehen mehr. Sie scheitern an der Finanzierung ihres Traums von den eigenen vier Wänden“, sagt Friedhelm Bierkant von der IG BAU Duisburg-Niederrhein. Schuld daran sei die Wohnimmobilien-Kreditrichtlinie der Europäischen Union, die die Bundesregierung „besonders hart in deutsches Recht umgesetzt“ habe. Die Richtlinie schreibe Kreditinstituten seit März vor, bei der Vergabe von Darlehen in erster Linie auf das vorhandene Vermögen und auf die Höhe des Einkommens während der Rückzahlungsphase zu achten. 

Anders als noch zu Beginn des Jahres dürfen Wohnimmobilien oder Grundstücke von Banken nicht mehr als Sicherheit akzeptiert werden. „Der Wert eines Hauses und das Bauland, auf dem es steht, oder eine Eigentumswohnung und deren mögliche Wertentwicklung – all das zählt quasi nicht mehr. Wer heute neu bauen oder umbauen will, sollte also flüssig sein. Bauherren müssen viel auf der hohen Kante oder ein dickes Einkommen haben, das auch in Zukunft sicher ist. Am besten beides“, sagt IG BAU-Bezirkschef Friedhelm Bierkant. 

Besonders hart trifft dies, so die IG BAU, junge Familien und ältere Menschen. „Viele von ihnen wären vor einem Jahr noch gerngesehene Kunden bei der Bank oder Sparkasse gewesen. Heute aber müssen die Kreditinstitute ihnen die Finanzierung oft verweigern“, so Bierkant. Denn die Banken seien nun verpflichtet, nachzuweisen, dass ein Kunde seinen Kredit auch bis zum Lebensende tilgen könne. „Das wird für viele Rentner zum Problem. Der Wunsch, die eigene Wohnung oder das eigene Haus energetisch zu sanieren und vor allem altersgerecht umzubauen, um möglichst lange in den eigenen vier Wänden wohnen zu können, scheitert jetzt bei ihnen am nötigen Kredit. Von den Neubauplänen junger Paare ganz zu schweigen. Der ‚Nestbau‘ wird damit immer schwieriger“, sagt der IG BAU-Bezirksvorsitzende. 

Der „zugedrehte Kredithahn“ für den Wohnungsbau werde zu einem starken Rückgang der Baugenehmigungen in Duisburg und im Kreis Wesel führen, warnt die IG BAU Duisburg-Niederrhein. Die Gewerkschaft geht von einer „düsteren Prognose“ für die Jahresstatistik der Baugenehmigungen aus. „Das schadet der Wirtschaft und den Jobs in der Region. Denn der Wohnungsbau ist ein wichtiger Motor für die Binnenkonjunktur“, sagt Friedhelm Bierkant. Ein Rückgang des Wohnungsbaus bedeute weniger Wohnungen. Dadurch seien auch Auswirkungen auf den Mietpreis nicht auszuschließen. 

Die IG BAU fordert deshalb die Bundesregierung auf, die „überzogenen Vorschriften“ zu korrigieren und mehr Möglichkeiten für die Finanzierung des Wohnungsbaus im Rahmen der EU-Wohnimmobilien-Kreditrichtlinie zuzulassen. So dürften die verschärften Regelungen nicht bei Krediten angewendet werden, die Haus- oder Wohnungseigentümer zur Renovierung der eigenen Wohnimmobilie nutzen. Die IG BAU Duisburg-Niederrhein appelliert an die heimischen Bundestagsabgeordneten, sich in Berlin um diesen wichtigen Punkt der Finanzierung von Immobilen zu kümmern.  

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