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Rhein-Ruhr am Valentinstag. Ob in Werbeprospekten, im Supermarkt oder beim Bäcker – überall springen uns derzeit rote Herzchen entgegen: Am 14. Februar ist Valentinstag, der Tag der Verliebten. Für Menschen, die an Liebeskummer oder einem gebrochenen Herzen leiden, nicht gerade der beste Tag. Was die Wenigsten allerdings wissen: Das Herz kann nicht nur im übertragenden Sinne brechen. Großer emotionaler Stress kann die Herzfunktion tatsächlich akut beeinträchtigen. Mediziner sprechen vom Broken-Heart-Syndrom, auch Stress-Kardiomyopathie oder Tako-Tsubo genannt. Was dahinter steckt, erläutert Dr. Jan Weiland, Kardiologe und Oberarzt der Klinik für Innere Medizin der HELIOS St. Elisabeth Klinik Oberhausen.

Es äußert sich wie ein Herzinfarkt, ist aber keiner: Akute Schmerzen oder ein Engegefühl in der Brust und Luftnot zählen ebenso zu den Symptomen des Broken-Heart-Syndroms. Kommt der Betroffene als Notfall in eine Klinik, dann lassen die Untersuchungsergebnisse dort zunächst auch oft den Rückschluss auf einen Infarkt zu. „Die Kurve im Elektrokardiogramm, kurz EKG, zeigt typische Veränderungen und im Blut sind erhöhte Herzenzymwerte nachweisbar“, sagt Oberarzt Dr. Jan Weiland. Doch spätestens bei einer Herzkatheteruntersuchung würde sich zeigen, dass keins der Herzkranzgefäße verstopft ist und die Ursache der Beschwerden daher eine andere sein muss.

Wissenschaftler sehen neben einer genetischen Veranlagung Stress als Auslöser für das brechende Herz. Kommen wir in eine psychisch oder körperlich stark belastende Situation, dann schüttet der Körper immens viele Stresshormone aus, die ins Blut und damit auch ins Herz gelangen. Dort bringen sie die Calciumversorgung durcheinander. Doch der Muskel braucht das Mineral, um zu arbeiten. Die Folge: Der Herzmuskel erlahmt, die Durchblutung der kleinsten Gefäße ist gestört, die infarktähnlichen Symptome entstehen. Auch die Form des Herzens ändert sich. „Die Herzvorderwand bläht sich auf und verliert ihr spitze Form, sie wird eher bauchig“, erläutert Kardiologe Dr. Weiland. Diese sichtbare Veränderung war es auch, die zu der Bezeichnung „Tako-Tsubo“ führte. Als japanische Mediziner die Krankheit Anfang der 1990er Jahre erstmals beschrieben, fühlten sie sich von der Form des kranken Herzens an eine krugförmige Tintenfischfalle – Tako-Tsubo genannt – erinnert.

Experten schätzen, dass von allen Patienten, die mit Symptomen eines Herzinfarktes ins Krankenhaus kommen, etwa 2,6 Prozent in Wahrheit unter einer Stress-Kardiomyoptahie leiden. Frauen sind häufiger betroffen als Männer, die Erkrankung betrifft meistens weibliche Patienten im Alter zwischen 50 und 80 Jahren. Warum das so ist, wissen die Mediziner bislang nicht. Eine ungesicherte Vermutung ist, dass der verringerte Östrogenspiegel Frauen nach der Menopause anfälliger für Stresshormone macht. Ein schwerer Schicksalsschlag, große Trauer und Kummer können dazu führen, dass der Stress wörtlich das Herz überflutet. „Aber auch schwere Operationen mit komplizierten Verläufen oder andere Erkrankungen können psychisch so belastend sein, dass ein Broken-Heart-Syndrom auftritt“, so der Mediziner.

Sind sich die behandelnden Ärzte sicher, dass es kein Herzinfarkt, sondern eine Stress-Kardiomyopathie ist, dann hat die Therapie dementsprechend das vorrangige Ziel, das Herz und den Patienten zu beruhigen. „Das gelingt mit Betablockern, einer Blutdruckeinstellung und  gelegentlich auch Beruhigungsmitteln“, sagt Dr. Weiland. In der Regel verschwinden die Beschwerden nach einiger Zeit, die Pumpfunktion des Herzens stellt sich in der Mehrzahl der Fälle von selbst wieder her. Und auch wenn der Name „Broken-Heart-Syndrom“ es vermuten lässt: Anders als beim Herzinfarkt bleiben in der Regel keine Narben am Herzen zurück.

Übrigens: Nicht nur negative Emotionen haben den beschriebenen Effekt auf das Herz: In einer medizinischen Studie von März 2016 sprechen Forscher vom „Happy-Heart-Syndrom“, ausgelöst durch Freude.

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