Stellen die neue Ausstellung anlässlich des Reformationsjubiläums vor: Dr. Olaf Richter, Leiter des Stadtarchivs Krefeld, und Kuratorin Christina Schulte (Foto: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation, L. Strücken)
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Krefeld/Venlo. Die Städte Krefeld und Venlo zeigen anlässlich des Reformationsjubiläums die Ausstellung „In Einheit leben – in Vielfalt glauben“ ab 31. Oktober an der Maas und am Rhein. „Der Ansatz ist ein Städtevergleich“, sagt Dr. Olaf Richter, Leiter des Stadtarchivs Krefeld. Ausgehend von der Reformation werden die Glaubenskonflikte, Entwicklungen und deren Auswirkungen in den heutigen Partnerstädten gegenübergestellt. Auf mehreren großen Schautafeln können die Besucher die Entwicklung vom Spätmittelalter bis in die Gegenwart nachvollziehen. „Es ist aber keine rein historische Ausstellung, weil sich Brücken zur heutigen Stadtgesellschaft bauen lassen“, betont Richter. Die Ausstellung kann kostenfrei im Foyer des Rathauses Krefeld am Von-der-Leyen-Platz besichtigt werden.

Zahlreiche Ausstellungen in Deutschland und Europa thematisieren zurzeit die Reformation, meist mit einem Blick auf das Ganze oder konzentriert auf die Person Martin Luther sowie weitere Reformatoren. Das Stadtarchiv Krefeld widmet sich einem gänzlich anderen Ansatz: „Der direkte Städtevergleich ist ein Alleinstellungsmerkmal für unsere Ausstellung“, so Richter. Seit Frühjahr 2017 arbeiten Kuratorin Christina Schulte aus Krefeld und Dr. Ragdy van der Hoek aus Venlo an der Gegenüberstellung. „Krefeld und Venlo liegen nur 30 Kilometer auseinander, trotzdem ist die Entwicklung so unterschiedlich“, sagt Schulte. Die Moerser Grafen als Herren von Krefeld traten Mitte des 16. Jahrhunderts zum Protestantismus über. In Venlo blieb die Herrschaft katholisch und akzeptierte keine abweichende religiöse Auffassung. In der oranischen Zeit von 1600 bis 1702 entwickelte sich Krefeld zu einer Stadt, in der sich Glaubensflüchtlinge niederlassen durften. Das hatte aber auch seine Grenzen: Die Quäker wurden in der ansonsten toleranten Stadt nicht geduldet. Zusammen mit einigen Mennonitenfamilien siedelten sie sich als erste deutsche Auswanderungsgruppe 1683 in Nordamerika an.

Die großen Schautafeln vermitteln einen kompakten und verständlichen Überblick der wechselvollen Geschichte beider Städte. Die gut verständlichen Texte werden durch historische Landkarten, Porträts von wichtigen Persönlichkeiten, bedeutenden Schriftstücken und zeitgenössischen Fotografien ergänzt. Ein Teil dieser Quellen in digitalisierter Form auf den Tafeln stammen aus dem Stadtarchiv, dem Landesarchiv und dem Museum Burg Linn sowie weiteren Archiven. Die zweisprachig konzipierte Ausstellung (in Krefeld mit einem niederländischen Leporello) endet mit einer Bilanz der über 500-jährigen Entwicklung: Die religiöse Toleranz in Krefeld habe ihre Grundlage auch dem freiheitlichen Umgang der verschiedenen Landesherren zu verdanken. Das zeige sich an der heutigen Vielfalt der Religionen in der Stadt am Rhein. In Venlo prägte die fast kontinuierliche Präsenz von katholischen Landesherren die religiöse Entwicklung bis in die Gegenwart. Obwohl die Stadt an der Maas einige Male in den Herrschaftsbereich von Protestanten gelangte, setzte sich der Katholizismus letztlich durch, heute leben etwa 90 Prozent Katholiken in Venlo, die Protestanten bilden eine sehr kleine Minderheit.

Anlässlich der Ausstellung findet am Dienstag, 21. November, um 18 Uhr eine Podiumsdiskussion mit Vertretern verschiedener Religionsgemeinschaften im Rathaus am Von-der-Leyen-Platz statt. Führungen für Schulklassen und Gruppen können über das Stadtarchiv Krefeld unter 02151 862701 gebucht werden. Zur Ausstellung wird eine begleitende und kostenfreie Broschüre erscheinen. Das Projekt wurde vom Stadtarchivs Krefeld initiiert und mit 25 000 Euro von der Euregio Rhein-Maas-Nord gefördert. Weitere Sponsoren, unter anderem die beiden Partnerstädte und das Krefelder Stadtmarketing mit dem Projekt „Krefelder Perspektivwechsel“, finanzierten weitere 25 000 Euro.

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