Rhein-Kreis Neuss. Schmerztherapeutisches Angebot im Kreiskrankenhaus soll erweitert werden.
Etwa zwölf bis 15 Millionen Menschen in Deutschland, so die Schätzung von Fachleuten, leiden unter chronischen Schmerzen. Bei ihrer Behandlung ist eine möglichst enge Zusammenarbeit verschiedener medizinischer Fachrichtungen besonders wichtig. Um diese zu fördern, möchte Dr. Alexandra Knille, seit Oktober 2017 Leitende Oberärztin der Schmerztherapie am Kreiskrankenhaus Dormagen, eine sogenannte Schmerzkonferenz im Rhein-Kreis Neuss etablieren – bislang mussten Mediziner, weil vergleichbare Angebote im Kreisgebiet fehlten, dazu in die großen Nachbarkommunen wie Köln oder Mönchengladbach fahren. Zusammen mit Dr. Monika Körwer vom NeuroCentrum am Kreiskrankenhaus Grevenbroich & Dormagen hat sie niedergelassene Kollegen, Schmerztherapeuten und interessierte Fachärzte aus den Kliniken zur Auftaktveranstaltung am kommenden Mittwoch, 31. Januar, ins Kreiskrankenhaus Dormagen eingeladen. Dann bietet sich Gelegenheit zum besseren Kennenlernen und fachlichen Austausch. Neben der Vorstellung des Konzeptes steht eine Fortbildung zum Thema „Multimodale Schmerztherapie“ auf dem Programm, bei der eigentlichen Schmerzkonferenz wird ein Patient vorgestellt und sein Fall erörtert. Insgesamt achtmal im Jahr möchte Dr. Knille die Kollegen künftig zu solch einer Schmerzkonferenz zusammenrufen – jeweils viermal am Kreiskrankenhaus Dormagen und viermal am Kreiskrankenhaus Grevenbroich St. Elisabeth
Die 43-jährige Alexandra Knille, die in Kaarst aufwuchs, verfügt über reichlich Erfahrung im Bereich der Schmerztherapie: Nach dem Medizinstudium in Düsseldorf absolvierte sie ihre Facharztausbildung zur Anästhesistin in Kempen und am Lukaskrankenhaus Neuss, wo sie sich zur Notärztin und Intensivmedizinerin weiterbilden ließ. Im Anschluss an ihre Ausbildung in der Schmerztherapie in Gelsenkirchen-Horst baute sie als Oberärztin an einer Duisburger Klinik die Schmerzambulanz auf.
Für ihre Abteilung im Kreiskrankenhaus Dormagen hat sie weiterführende Pläne: So möchte sie die Anzahl der Betten für die multimodale stationäre Schmerztherapie von vier auf acht erhöhen und die Zusammenarbeit zwischen stationärer Schmerztherapie und ambulantem Bereich intensivieren. Hier möchte sie zudem Angebote wie Entspannungs-, Schmerz- und Selbsthilfegruppen noch stärker vernetzen.
Patienten mit chronischen Schmerzen haben oft bereits einen langen Leidensweg hinter sich, im Schnitt vergehen sieben bis acht Jahre bis zu einer stationären Behandlung. Für den üblicherweise zweiwöchigen Aufenthalt in der stationären Schmerztherapie erstellt ein multiprofessionelles Team unter anderem aus Neurologen, Orthopäden, Psychologen und Physiotherapeuten einen individuellen Therapieplan. Das Ziel: die Schmerzen reduzieren, Strategien im Umgang mit den Schmerzen vermitteln und insgesamt wieder mehr Lebensqualität erreichen. Die häufigste Schmerzart sind übrigens chronische Rückenschmerzen, gefolgt von Schmerzen bei Hüft- oder Kniearthrose, Kopfschmerz und Gesichtsschmerz (Trigeminus-Neuralgie). Darüber hinaus behandeln Schmerztherapeuten auch Tumor- und Diabetespatienten sowie Patienten nach Gürtelrose, mit Fibromyalgie oder psychosomatischen Schmerzen.