Immer im Vordergrund: Spaß und Bewegung in der Gruppe. Einmal in der Woche trifft sich die Parkinson-Trainingsgruppe um Günter Jamin (1. v. r.). „Tennis hilft uns geistig und körperlich fit zu bleiben!“ (Foto: Universitätsklinikum Düsseldorf/UKD)
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Düsseldorf. Welt-Parkinson-Tag am 11. April – Düsseldorfer Patienten-Tag Parkinson am 13. April

„Der gemeinsame Sport bringt uns alle weiter. Es hilft ungemein, dass wir alle die gleiche Erkrankung haben. Wir verstehen uns und unsere Probleme und versuchen immer uns gegenseitig zu steigern.“ Günter Jamin ist 72 Jahre alt, spielt seit über 50 Jahren Tennis und hat Morbus Parkinson. Immer wieder hatte er sich im Laufe seiner Erkrankung geärgert, weil es zu wenig Sportangebote speziell für Menschen mit Parkinson außerhalb von Reha-Maßnahmen gab. Vor einem Jahr initiierte er daher zusammen mit dem Tennisclub Rot-Weiß Düsseldorf eine Parkinson-Trainingsgruppe. Für Günter Jamin ist klar: „Tennis hilft uns sowohl geistig als auch körperlich fit zu bleiben.“

Hintergrund: Morbus Parkinson ist eine der häufigsten neurodegenerativen Erkrankungen. Alleine für Deutschland geht die Gesellschaft für Neurologie von über 300.000 Betroffenen aus. Bei vier von fünf Parkinson-Patienten kommt es im Verlauf der Erkrankung zu kognitiven Einschränkungen. Häufig verlangsamen sich Denkprozesse: Betroffene haben Probleme, die richtigen Wörter zu finden oder Gesagtes zu verarbeiten. Studien mit Parkinson Patienten konnten zeigen, dass körperliches Training über Zeiträume von sechs Wochen bis 18 Monaten mit einer Frequenz von zwei bis dreimal pro Woche zu einer Verbesserung kognitiver Funktionen, wie Aufmerksamkeit, räumliches Gedächtnis und Mustererkennung, führt.

„Sportliche Betätigung kann bei einer Parkinson-Erkrankung nicht nur motorische Fähigkeiten verbessern, sondern auch kognitive Einschränkungen positiv beeinflussen. Daher freue ich mich besonders, dass ich die Schirmherrschaft der Parkinson-Trainingsgruppe ‚Tennis contra Parkinson!‘ des Tennisclubs Rot-Weiß Düsseldorf übernehmen konnte“, erklärt Prof. Alfons Schnitzler, Leiter des Zentrums für Bewegungsstörungen und Neuromodulation am Universitätsklinikum Düsseldorf (UKD) und behandelnder Arzt von vielen Teilnehmern der Tennisgruppe.

Der Düsseldorfer Neurologe behandelt rund 1.000 Patientinnen und Patienten mit Parkinson im Jahr. Etwa 70 Menschen bekommen am UKD einen Hirnschrittmacher implantiert. Bei der tiefen Hirnstimulation werden Elektroden im Gehirn platziert, um bestimmte Hirnareale zu stimulieren und Parkinson-Symptome zu reduzieren. Sie wird eingesetzt, wenn andere Therapien, wie Sport oder Medikamente, nicht mehr ausreichend helfen.

Tennis contra Parkinson: Spezielles Tennistraining unter der Schirmherrschaft von Prof. Schnitzler

Bei Günter Jamin und seinen Mitstreitern schlagen die Medikamente an und der Sport hilft: Jeden Donnerstag trifft sich die Gruppe aus rund 15 Teilnehmerinnen und Teilnehmer zusammen mit Trainer Dieter Kumstel zu Gymnastik und Tennis.  Immer im Vordergrund: Spaß und Bewegung in der Gruppe. „Dieses Jahr hat uns alle weitergebracht – sowohl in der Koordination als auch in der Bewegungsfähigkeit. Wir haben einen netten Trainer und aus dem Verein helfen uns immer wieder Tennisspieler. Überhaupt hat die ganze Gruppe ein großes Herz: Nach dem Spiel sitzen wir immer noch beim Mittagessen zusammen und tauschen uns aus. Hier kann ich über die Krankheit, aber auch über ganz andere Themen sprechen und die Leute verstehen mich. Diese soziale Komponente ist für mich fast genauso wichtig, wie das Tennis, das mich körperlich fit hält“, freut sich Teilnehmerin Andrea Gutmann über den Erfolg ihrer Parkinson-Tennisgruppe. Trainingspartner Peter Borjans-Heuser ergänzt: „Ich habe seit über 20 Jahren Parkinson. So eine nette Truppe habe ich noch nie erlebt. Ich war am Anfang skeptisch und dachte, dass mir der Sport nichts bringt, aber meine Beweglichkeit ist wirklich enorm gestiegen!“

Zentrales Anliegen aller Gruppenteilnehmer: Sich von der Krankheit und auch der gesellschaftlichen Wahrnehmung nicht unterkriegen lassen. Günter Jamin ist vor allem begeistert, wie ernst das Training alle nehmen: „Am Anfang dachten wir, schauen wir mal ob es klappt, aber fast alle sind bei der Stange geblieben und wir sind total glücklich, wie gut die Gruppe angenommen wird. Die öffentliche Wahrnehmung von Parkinson ist häufig sehr einseitig. Mit unserer Sportgruppe können wir auch zeigen, was trotz Erkrankung möglich ist und dabei auch noch etwas Gutes für uns und unsere körperliche und geistige Gesundheit tun.“

Interessierte für die Parkinson-Tennisgruppe werden gebeten, sich per E-Mail (vorstand@tc-rw-duesseldorf.de) oder telefonisch bei Günter Jamin (Tel.: 0172/ 2707788) und Norbert Matysik (Tel.: 0176/ 53845572) zu melden.

Düsseldorfer Patienten-Tag Parkinson am 13. April: Vorträge, Übungen und Diskussion rund um Morbus Parkinson

Sportliche Betätigung und der Einsatz von Physiotherapie in der Behandlung von Morbus Parkinson sind auch Thema beim diesjährigen Patienten-Tag Parkinson der Uniklinik Düsseldorf am Samstag, 13. April 2019. Von 10 bis 13 Uhr dreht sich hier alles um die zentralen Fragen der Vorträge und Übungen: Welche neuen Medikamente und Therapieansätze gibt es bei Parkinson? Wie helfen Hirnschrittmacher? Wie gehe ich damit um, wenn mein Partner oder meine Partnerin an Parkinson erkrankt und sich die Rollenverteilung in der Partnerschaft ändert? „Wie in den Vorjahren geht es darum, neueste Forschungsergebnisse zur Parkinson-Erkrankung verständlich vorzustellen und gleichzeitig ganz praktische Tipps für das Leben mit der Erkrankung zu geben. Daher setzen wir auf den Mix aus Vorträgen, Übungen und Diskussionen“, erklärt Prof. Dr. Alfons Schnitzler, Leiter des Zentrums für Bewegungsstörungen und Neuromodulation am UKD.

12. Düsseldorfer Patienten-Tag Parkinson – Vorträge, Übungen und Diskussionen,

Samstag, 13. April 2019, 10.00-13.00 Uhr

MNR-Klinik, Hörsaal 13A (Gebäude 13.51),

Universitätsklinikum Düsseldorf, Moorenstraße 5, 40225 Düsseldorf

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