Astrid König, Stationsleiterin der Neugeborenen-Intensivstation freut sich über bunte Freunde für ihre kleinsten Patienten. Gisela Bergermann (rechts) häkelt diese kleinen Kraken. Als erstes Spielzeug begleiten die Meerestiere Babys dabei, sicher und geborgen groß genug für das Leben außerhalb der Klinik zu werden (Foto: KK-OB)
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Oberhausen. Die Babys auf der Neugeborenen-Intensivstation im St. Clemens-Hospital des Katholischen Klinikums Oberhausen brauchen besonders viel Aufmerksamkeit und Pflege. Ein kleiner treuer Freund begleitet sie rund um die Uhr beim Groß und Stark werden: Ein gehäkelter Tintenfisch, dessen Tentakel die Nabelschnur simulieren, vermittelt den kleinen Kämpfern das Gefühl von Sicherheit und gibt ihnen etwas von der Geborgenheit im Mutterleib zurück.

Verantwortlich dafür, dass die kleinen Meerestiere ins Klinikum gelangen, ist Gisela Bergermann. Sie häkelt seit rund drei Jahren mit viel Liebe und unter Einhaltung von strengen Vorschriften die besonderen Tintenfische. „Ich nutze nur Spezialwolle, die nicht fusselt und bei 60 Grad waschbar ist. Außerdem dürfen die Tentakel nicht zu kurz aber auch nicht zu lang sein und die Maschen müssen eng gehäkelt werden“, erklärt die Oberhausenerin. Jedes Jahr entstehen rund 150 bunte Tintenfische – alle so individuell wie die Kinder, die dann mit ihnen kuscheln.

Ihren Ursprung hat die Idee in Dänemark. Dort häkelte eine junge Mama 2013 eine kleine Krake für ihr Neugeborenes, die zum Wohlbefinden des Babys beigetragen haben soll. Tatsächlich scheinen die kleinen Tiere einen beruhigenden Effekt zu haben. Viel wichtiger ist jedoch noch ein anderer Aspekt: „Bereits bei Frühchen ist der Greifreflex stark ausgebildet. Mit ihren winzigen Händchen ziehen sie dann an den Kabeln und Schläuchen“, berichtet Stationsleiterin Astrid König. Das sei nicht nur eine schmerzhafte Sache, sondern eine gefährliche noch dazu. Die spiralförmigen Tentakel erinnern die Kinder an die Nabelschnur im Bauch der Mutter und werden von den Neugeborenen fest umklammert.

Vier Stunden braucht Gisela Neumann, die übrigens auch Mützchen und Socken für Neugeborene erstellt, für die Kraken. Aufmerksam wurde sie auf diese Aktion während ihrer Genesungszeit nach einer Fuß-OP. „Ich konnte mich lange nicht bewegen, wollte aber nicht untätig herumsitzen, sondern etwas  Gutes tun.“ Bei ihrer Suche im Internet ist sie auf die Tintenfisch-Aktion gestoßen, die sich in vielen Ländern verbreitet und begeisterte Anhänger gefunden hat.

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