Prof. Dr. med. Alexander Kreuter, Chefarzt Dermatologie, Venerologie und Allergologie und Leiter des Hauttumorzentrums an der Helios St. Johannes Klinik Duisburg und der Helios St. Elisabeth Klinik Oberhausen (Foto: Helios)
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Oberhausen. Anlässlich des Tags des Sonnenschutzes am 21. Juni informiert Prof. Dr. med. Alexander Kreuter, Chefarzt Dermatologie, Venerologie und Allergologie und Leiter des Hauttumorzentrums in der Helios St. Elisabeth Klinik Oberhausen, im Interview über Gefahren und Mythen rund ums Thema Sonnenschutz.

 

Temperaturen von rund 30 Grad und schönster Sonnenschein – dieser Sommer soll ähnlich heiß werden, wie der letzte. Was macht Sonnenstrahlung eigentlich mit unserer Haut?

Prof. Kreuter: Sonnenlicht hat gute und schlechte Eigenschaften für unseren Körper. Wir brauchen die Sonne für unser psychisches Wohlbefinden und zur Produktion von Vitamin D. Es reichen beispielsweise schon 15 Minuten Sonnenstrahlen auf dem Handrücken, um den benötigten Vitamin D Spiegel zu produzieren. Längerwelliges UV-A-Licht bewirkt die von vielen gewünschte Bräunung und wird kontrolliert sogar in der Dermatologie eingesetzt. Denn bestimmte Krankheitsbilder wie Neurodermitis oder Schuppenflechte werden im Sommer besser. In der medizinischen Therapie imitieren wir diese Form des Lichts mit speziellen Bestrahlungsgeräten. Die Sonne kann aber auch Probleme machen, denn ein Übermaß an ultravioletter Strahlung – egal ob UV-A- oder UV-B-Licht – schädigt die Haut nachhaltig.

 

Und welche Gefahren lauern dann?

Prof. Kreuter: Einerseits gibt es akute Schäden – also den klassischen Sonnenbrand, auch Dermatitis solaris genannt. Dieser tritt schon wenige Stunden nach der UV-Strahlung auf und es kommt zu einer flächigen Rötung. Richtig schwere Sonnenbrände können sogar wie eine Verbrennung ablaufen. Andererseits bewirken langfristige Lichtexpositionen sowie häufige, starke Sonnenbrände tiefe Hautschäden und können letztendlich zu Hautkrebs führen – übrigens die häufigste Krebsart in Deutschland. Meist handelt es sich dabei um den sogenannten weißen Hautkrebs, auch Basalzellenkarzinom oder Plattenepithelkarzinom genannt. Dies ist glücklicherweise gleichzeitig die am besten behandelbare Form. Doch auch hier gibt es dringenden Handlungsbedarf in Form einer auf den Patienten abgestimmte Therapie. Der schwarze Hautkrebs (malignes Melanom) dagegen ist die aggressivste und damit auch gefährlichere Form. Melanome können sich sehr schnell entwickeln und Metastasen bilden, die auch andere Organe befallen können. Eine frühzeitige Diagnostik ist daher besonders wichtig.

 

Um dem vorzubeugen: Wann und wie muss ich Sonnenschutz auftragen?

Prof. Kreuter: Eigentlich immer und vor allem großzügig an allen der Sonne ausgesetzten Stellen des Körpers. Es gibt sechs unterschiedliche Hauttypen vom hellhäutigen Wikinger bis zur dunkelhäutigen Whitney Houston. Die meisten Europäer gehören zu Typ zwei – aber im Grunde ist jede Haut anders. Daher sollte jeder den für sich passenden Sonnenschutz wählen. Es gilt: Je heller der Hauttyp, desto kürzer ist die individuelle Lichtschutzzeit und desto regelmäßiger muss ich Sonnenschutzmittel auftragen. Nachcremen erhält den Schutz übrigens nur, erhöht ihn aber nicht. Ob Creme, Spray oder Gel ist dabei im Grunde egal, ich empfehle jedoch immer einen hohen Lichtschutzfaktor von 30 bis 50 und lieber zu viel als zu wenig aufzutragen. Das funktioniert aber nur, wenn der Sonnenschutz Zeit zum Wirken hat. Also: Zu Hause eincremen, dann erst ins Freibad fahren. Und auch nach dem Schwimmen das Nachcremen nicht vergessen, da sich der Schutz im Wasser abwäscht. Außerdem ist Sonne nicht gleich Sonne: Die Intensität der Strahlung schwankt. Von 11 bis 16 Uhr sollte man der Haut zur Liebe nicht in die pralle Sonne gehen.

 

Bin ich denn dann im Schatten sicher?

Prof. Kreuter: Im Schatten ist man auf jeden Fall besser dran – ganz geschützt ist man allerdings auch dort nicht. Es kommt auf den Schattenspender an. Weiße Stoffe lassen beispielsweise Strahlung durch. Für den Strandurlaub ist daher ein dunkelgrüner Sonnenschirm besser geeignet. Der beste UV-Schutz ist aber nach wie vor ein Hut und lange Kleidung.

 

Warum ist es wichtig, gerade Kinder vor zu viel Sonne zu schützen?

Prof. Kreuter: Gewisse Personengruppen gehören überhaupt nicht in die direkte Sonne und dazu zählen Säuglinge und Kleinkinder. Die müssen die körpereigene Schutzfunktion vor den Strahlen erst noch aufbauen. Wenn man trotzdem mit seinem Kind in den Sommerurlaub möchte, gibt es heute spezielle Schutzkleidung, die hilft. Aber auch dann nur außerhalb der Mittagshitze. Glücklicherweise hat sich mittlerweile die Einsicht vieler Eltern dazu deutlich verbessert.

 

Räumen wir mit ein paar Mythen auf: Stimmt es, dass sich die Haut durch Gänge ins Solarium oder nach dem Urlaub an die Strahlung gewöhnt hat? 

Prof. Kreuter: Jein. Solarien arbeiten mit Lichtquellen, von denen wir als Dermatologen klar abraten, da diese oft Mischstrahlung aus UV-A- und UV-B-Licht nutzen. Aber es stimmt, dass vorgebräunte Haut weniger anfällig ist. So sind ja beispielsweise auch dunkelhäutige Menschen besser vor der Sonne geschützt als weniger pigmentierte. Nichtsdestotrotz kann man nach wie vor einen Sonnenbrand bekommen und sollte die Strahlung nicht unterschätzen.

 

Nun hat man nicht richtig aufgepasst und hat einen Sonnenbrand? Gibt es Hausmittel, die wirklich helfen?

Prof. Kreuter: Es gibt Hautpflegeprodukte, wie Apres Sun Lotion, die der geschädigten und irritierten Haut Feuchtigkeit zurückführen. Das ist hilfreich. Bei schlimmen Sonnenbränden verordnen wir kortisonhaltige Cremezubereitungen, die entzündungshemmend wirken. Bei ganz akuten Fällen, geben wir Kortison auch intravenös. Dabei kann man sich merken: Bei einer akuten Entzündung der Haut solle man eher zu einer Lotion, einer Milch oder einer Creme greifen. Bei chronischen Entzündungen helfen eher fetthaltige Produkte, wie eine Salbe.

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