Das Ehepaar Heide (links) und Peter Nadarzy (rechts), welche sich um die Befüllung der Automaten kümmern (Foto: Cora Nagorny)
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Oberhausen. Es ist eine der kleinen Erfolgsgeschichten der letzten 30 Jahre. Im April 1989 wurden in NRW die ersten 25 Spritzenautomaten aufgestellt – einer davon in Oberhausen. Es handelt sich dabei um Automaten, an denen Drogengebraucher*innen saubere Spritzenutensilien erhalten und gebrauchte Spritzen entsorgen können. Das Projekt war deutschlandweit das erste seiner Art. Ziel war und ist es HIV- und Hepatitis-Infektionen aufgrund intravenösen Drogengebrauchs zu minimieren. Dieses Ziel wurde auch in Oberhausen anvisiert.

Daher wurde seitens der Aidshilfe Oberhausen, die sich seit 1987 für Menschen mit HIV und Aids einsetzt, im Jahre 1989 der erste Spritzenautomat nahe der Oberhausener Innenstadt aufgestellt. Zu Beginn gab es Widerstände, die sich formierten. Die Haltung änderte sich jedoch aufgrund der Erfolge in der Prävention, so dass im Juni 1991 ein zweiter Spritzenautomat am Zilianplatz in Oberhausen-Sterkrade aufgestellt werden konnte. Die Standorte der beiden Automaten haben im Laufe der Jahre gewechselt. Heute befindet sich ein Spritzenautomat im Berliner Park zwischen Hauptbahnhof und dem Gesundheitsamt. Der andere Automat hat seinen Standort an der Bunkerhinterseite an der Eichelkampstraße in Oberhausen-Sterkrade. Bis heute sind dies die einzigen Spritzentauschautomate in Oberhausen.

Abgesehen vom Standortwechsel hat sich in den letzten 30 Jahren noch anderes verändert: Der schadensminimierende Ansatz hat sich durchgesetzt und die Spritzenautomaten zählen zu den Paradebeispielen des Safer-Use-Gedanken. Im Jahr 2017 fiel die Anzahl der HIV-Neuinfektionen bei intravenös drogengebrauchen Menschen bundesweit unter 100. Die WHO hat in einem Rückblick von mehr als 200 Studien festgestellt, dass eine verbesserte Verfügbarkeit von Spritzutensilien die Verbreitung von HIV nachweislich reduziert hat.

Auch die Verbreitung von anderen Infektionen wie z.B. Hepatitis C kann durch den niedrigschwelligen Zugang zu Einmalspritzen eingedämmt werden.

In Oberhausen kümmern sich zwei ehrenamtliche Kräfte der hiesigen Aidshilfe, um die Bestückung der Automaten. Das eingeworfene Geld (50 Cent) geht als Spende an die Aidshilfe Oberhausen, wovon wieder neue Einwegspritzen-Sets bestellt werden. „Es ist gut, dass sich die Klienten ihr eigenes Material zu einem erschwinglichen Preis besorgen können“, so einer der ehrenamtliche Mitarbeiter, der sich seit 2018 zusammen mit seiner Ehefrau um die Bestückung der beiden Automaten kümmert.

Im letzten Jahr wurden 900 Einmal-Spritzen und 150 Kondome durch die beiden Automaten vertrieben.

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