Tobi Katze (Foto: © )
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Wesel. “Morgen ist leider auch noch ein Tag – Irgendwie hatte ich von meiner Depression mehr erwartet” – “Depressionen also, denke ich. Wo hab ich mir so was wohl eingefangen?”

In schlechten Phasen starrt er stundenlang die Raufasertapete an («irre Action für die Augen»), diskutiert ausgiebig mit sich selbst die Sinnlosigkeit des Aufräumens und lässt sich von einem klingelnden Telefon Schuldgefühle einreden. In sehr schlechten Phasen ist sogar das zu anstrengend. “Sie haben eine Depression”, sagt sein Therapeut. “Wenn sie damit meinen, dass meine Hirnchemie laut Arschloch schreit – gebe ich ihnen Recht”, sagt er.

Unterhaltsam und selbstironisch erzählt Tobi Katze Geschichten über das Leben mit der psychischen Störung, die er mit 4 Millionen Menschen in Deutschland teilt. Spricht man so über Depression? Ja, genau so! Und es darf dabei herzhaft gelacht werden.

Tobi Katze, geboren 1981, tritt seit mehr als zehn Jahren auf Poetry Slams und Lesebühnen auf. Er gewann 2007 den LesArt-Preis der jungen Literatur und 2014 den Bielefelder Kabarettpreis für sein erstes Bühnenprogramm «rocknrollmitbuchstaben». Im Januar 2014 startete er auf stern.de seinen Blog «Das Gegenteil von traurig» über Leben und Arbeit mit Depressionen. Im September 2015 veröffentlichte Rowohlt seinen zweiten Erzählband «Morgen ist leider auch noch ein Tag», das gleichnamige Bühnenprogramm feierte am 23. Oktober 2015 im Theater Fletch Bizzel in Dortmund Premiere. Das hochgelobte Buch (Prädikat “Absolut lesenswert” in WDR 2 Bücher) stürmte wochenlang die Top Ten der Spiegel-Bestsellerliste.

Tobi über sich selbst: “Gestatten: Tobi Katze. Sehr erfreut. Ich bin ein Schriftsteller aus Bochum – und sehr schlecht darin, Texte über mich selbst zu verfassen. Mit Texten über alles andere hingegen stehe ich seit 2001 auf der Bühne. Seit 2009 bin ich studierter Kulturwissenschaftler, aber wirklich nur auf dem Zeugnis, welches irgendwo sicher in einem Leitz-Ordner in meinem Regal verstaubt.

Da mir „ich mache irgendwas mit Kultur, vielleicht in einem Museum oder so“ als Jobbeschreibung nicht wirklich griffig schien, entschied ich mich 2010, den leider nur unwesentlich leichter zu erklärenden Beruf „ich schreibe Texte und lese sie auf einer Bühne vor“ zu ergreifen.

Da das irgendwann in Gesprächen unweigerlich zu Komplikationen führte, ließ ich mir den knackigen Begriff der Live-Literatur einfallen, und die Gespräche auf Partys wurden wieder wesentlich entspannter.

Ich bin also Schriftsteller und mache Live-Literatur. Und habe es nicht so damit, mich kurz zu fassen. Außerdem fange ich gerne Sätze mit „und“ an – was aber bei weitem nicht meine einzige Macke ist.

2011 wurde bei mir eine Depression diagnostiziert, und um mich zu rächen, schrieb ich 2015 ein Buch über sie, was zur allgemeinen Erheiterung ein Bestseller wurde. Glauben Sie mir, ich kann´s mir auch nicht wirklich erklären. Inzwischen geht´s wieder mit der Depression. Das Buch hingegen ist immer noch da. Man kann es schlechter treffen.”

Einlass ist am Freitag, 20. September ab 19:00 Uhr.

Tickets gibt es an allen SCALA Vorverkaufsstellen (15 €), bei eventim.de (VVK zzgl. Gebühren) und an der Abendkasse (18€).

InfoKlick: www.scala-kulturspielhaus.de

SCALA Kulturspielhaus
Wilhelmstraße 8-10
46483 Wesel

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