Oberbürgermeister Frank Meyer und Museumsleiterin Jennifer Morscheiser stellten gemeinsam das Projekt des Archäologischen Landschaftsparks Gelduba vor (Foto: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation, L. Strücken)
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Krefeld. Pläne in Gellep-Stratum: Römisches Kastell Gelduba wird für Besucher erfahrbar

Mit dem Archäologischen Landschaftspark Gelduba möchte Krefeld beim geplanten UNESCO-Welterbe „Niedergermanischer Limes“ eine wichtige Rolle spielen. Die Idee für das Projekt präsentierte Oberbürgermeister Frank Meyer am Mittwoch gemeinsam mit der Leiterin des Museums Burg Linn, Dr. Jennifer Morscheiser. „Auf dem Feld der Archäologie ist Krefeld eine ausgezeichnete Adresse. Teil des UNESCO-Welterbes zu sein, bietet uns die Chance, noch mehr Aufmerksamkeit auf die Fundstätten, aber auch auf das Museum und seine Sammlung zu lenken. Wir können mehr aus unseren Stärken machen“, betonte der Oberbürgermeister.

Der geplante Landschaftspark soll das frühere römische Kastell Gelduba vor Ort erfahrbar machen und gleichzeitig ein attraktives Naherholungsgebiet mit Fitnesspark, Abenteuerspielplatz und Grillplätzen schaffen. „Wir möchten zwischen Xanten und Köln der zentrale Limes-Vermittlungspunkt sein. Der Landschaftspark wäre ein wichtiger Baustein für die Präsentation unseres kulturellen Erbes“, erklärte Jennifer Morscheiser. In den kommenden Monaten werden die Voraussetzungen für die Genehmigung des Parks genauer geprüft. Auch die Finanzierung im geplanten Kostenrahmen von rund 1,2 Millionen Euro muss noch gesichert werden. Mögliche Partner für das Projekt hat die Museumsleiterin bereits gewonnen, unter anderem die Hochschule Niederrhein, die Fresenius-Universität Düsseldorf, die GoetheUniversität Frankfurt, den Krefelder Hafen, das LVR-Amt für Bodendenkmalpflege, den Stadtsportbund und den Bürgerverein Gellep-Stratum.

Die Einrichtung des Landschaftsparks und die Bewerbung bei der UNESCO sollen nach Möglichkeit ineinandergreifen. Letztere läuft bereits: Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und die Niederlande haben eine entsprechende Vereinbarung unterzeichnet, alleine in NRW sind 19 Kommunen an der Bewerbung beteiligt. Der gemeinsame Antrag soll in rund zwei Jahren zum Erfolg führen. „Wenn alles gut läuft, sind wir im Juli 2021 als Welterbe eingetragen“, schätzt Morscheiser. Mit der Anerkennung des Niedergermanischen Limes wären die „Grenzen des Römischen Reiches“ als Welterbe in Nord- und Zentraleuropa komplettiert.

Unter den Römerstätten in NRW nimmt der Garnisonsort Gelduba im heutigen Gellep-Stratum eine Schlüsselposition ein: Er bestand vom 1. bis zum 5. Jahrhundert nach Christus und sicherte mit seinen zivilen Siedlungen und Handelshäusern die Existenz und Blüte des Ortes weit über das Ende der römischen Zeit hinaus. Endgültig aufgegeben und abgetragen wurde die Ruine im 12. und 13. Jahrhundert. Die wiederverwendeten Steine der Lagerbauten finden sich unter anderem in den Mauern der Burg Linn und diversen Kirchen der Umgebung. Doch Teile des damaligen Kastells liegen noch vollständig erhalten unter dem Erdboden. Heute befinden sich dort Wiesen, Gestrüpp und ein verwilderter Aufenthaltsbereich, der laut Morscheiser „wenig eindrucksvoll“ daherkommt.

Mit dem Archäologischen Landschaftspark soll sich das grundlegend ändern. Durch die Rekonstruktion eines Kastellturms sowie entsprechende Bepflanzung und Wegeführung sollen die Dimensionen von Gelduba für die Besucher erfahrbar werden. Per Handy-App sollen sie zudem auf virtuellem Weg die imposante Festung der Römer betrachten können. Ein Abenteuerspielplatz mit archäologischem Hintergrund und ein Grillplatz mit Hafenblick soll zusätzliche Aufenthaltsqualität schaffen. Die Umgebung soll über Radwege und einen Fitnesspfad an das vier Hektar große Areal angebunden werden.

Nach der Vorstellung der Pläne im Kultur- und Denkmalausschuss am Mittwochabend sollen bei einer Bürgerversammlung am Dienstag, 1. Oktober, um 19 Uhr in St. Andreas die Anwohner informiert werden. Die Umsetzung soll nach Möglichkeit im September 2020 beginnen.

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