Mit viel Herzblut dabei: Interviewgast Stabhochspringerin Katharina Bauer (4.v.l.) mit den Referenten Dr. Lutz Lefringhausen (1.v.l.), Horst Franzen (2.v.l), Dr. Lara Behr, (3.v.l.) Dr. Michael Struck (3.v.r.), Chefarzt PD Dr. Thomas Butz (2.v.r.) und Michael Risthaus (BKK) (r.) (Foto: privat)
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Oberhausen. „Wir entscheiden, ob wir eine Situation positiv annehmen“

Fast hätte man meinen können, man befinde sich in einer Sportsendung, als vergangene Woche Stabhochspringerin Katharina Bauer im Interview mit Chefarzt Dr. Thomas Butz vor mehr als 80 Zuschauern in der Sterkrader Bibliothek von ihrem Leben berichtete. Doch an diesem Abend ging es nicht um die Höhepunkte ihrer sportlichen Karriere. Die Stabhochspringerin war zu Gast in einer Vortragsreihe, die das Katholische Klinikum Oberhausen im Rahmen der bundesweiten Herzwochen der Deutschen Herzstiftung zum Thema „Plötzlicher Herztod“ veranstaltet hat.

Es herrschte gespannte Stille und erstauntes Schweigen, als die 29-jährige Herzpatientin und Hochleistungssportlerin aus ihrem Leben berichtete. Schon als Kind litt sie unter einer hohen Zahl von Extraschlägen des Herzens. Zweimal wurde sie bereits mit einem Elektrokatheter (Ablation) behandelt. Trotz ihrer Erkrankung konnte sich Bauer als erfolgreiche Sportlerin und Deutscher Meisterin einen Namen machen und musste den Sport auch dann nicht aufgegeben, als man ihr 2018 einen subkutanen Defibrillator (S-ICD) eingesetzt hat. Niederlagen – die musste Katharina Bauer schon einige einstecken – im Wettkampf wie gesundheitlich. Doch jede dieser Hürden nimmt sie sportlich. „Wir müssen lernen, mit Niederlagen umzugehen“, sagt sie. Alles sei eine Frage der Einstellung: „Entweder ich nehme die Situation an oder ich starre an die Wand.“  Sie hat sich für Ersteres entschieden. „Ich habe das Gerät angenommen und voll akzeptiert. Er ist kein Hindernis sondern mein Lebensretter.“ Was das Erfolgsrezept ist, das sich Katharina Bauer verordnet? „Jeden Tag an seine Grenzen gehen, sich Zwischenziele setzen.“ Katharina Bauer möchte Betroffenen Mut machen, denn sie vergisst in all dem Optimismus, den sie ausstrahlt, nicht, auch von den Schattenseiten zu berichten. Von den Ängsten und Sorgen, die sie überwinden musste. „Als mir mein behandelnder Arzt im Krankenhaus mitteilte, dass keine OP mehr möglich sei und man mir einen Defibrillator einsetzen müsse, dachte ich, eine Welt bricht zusammen. Mir gingen Tausend Fragen durch den Kopf: Was ist mit meiner Karriere? Bin ich nicht viel zu jung für einen Defibrillator?“ Sie beschäftigte sich intensiv mit dem Thema. Selbstheilung. Yoga und Meditation halfen ihr schließlich dabei, innere Ruhe zu finden. „Das praktiziere ich täglich und vor jedem Wettkampf. Es hilft mir, mich zu fokussieren und zu konzentrieren.“ Ihrem Defibrillator hat sie den Namen „Anahata“ gegeben – es ist das Herzchakra im Yoga.

Außer Katharina Bauer gibt es niemanden, der mit einem Defibrillator Hochleistungssport betreibt. Wohl aber viele junge wie ältere Menschen, die eine ähnliche Operation hinter sich haben oder sogar auf ein Spenderherz warten, und ihr Leben auf die neue Situation einstellen müssen. Jeder hat mit ähnlichen Ängsten und Fragen zu kämpfen, wenn es um das eigene Herz geht.

Mit vier weiteren Vorträgen konnten sich die Teilnehmer des Patientenseminars umfassend informieren. Die Kardiologen Horst Franzen, Dr. med.  Lara Behr, Dr. med. Lutz Lefringhausen und Herr Michael Risthaus von der BKK-VBU klärten darüber auf, wie man einem plötzlichen Herztod vorbeugen kann und welche Therapieoptionen es gibt. Mit praktischen Übungen demonstrierten sie, wie eine Wiederbelebung durchgeführt wird und wie ein automatischer Defibrillator (AED) funktioniert – zu guter Letzt widmete sich Dr. Thomas Butz den vielen Fragen der Teilnehmer.

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