Münster/Xanten. Frauen demonstrieren für mehr Gleichberechtigung in Kirche und Gesellschaft
„Gott, du unsere Mutter und unser Vater, im Vertrauen darauf, dass du mit uns auf dem Weg bist, gehen wir weiter mit und in der Kirche“, schallte es am Sonntagmittag, 8. März, über den Münsteraner Domplatz. Mehr als 250 Frauen, Männer und Kinder hatten sich auf Einladung der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) im Bistum Münster und der Initiative Maria 2.0 vor dem Münsteraner Dom zu einer Mahnwache versammelt. Zeitgleich trafen sich zudem rund 100 Frauen vom Niederrhein zu einer Mahnwache vor dem Xantener St.-Viktor-Dom. Unter dem Motto „Maria.Macht.Mut.“ demonstrierten die beiden Gruppierungen am internationalen Frauentag für die Gleichberechtigung von Frauen und Männern in Kirche und Gesellschaft.
„Es zerreißt mich zu sehen, wie die Menschlichkeit an Europas Außengrenzen stirbt“, nahm Andrea Voß-Frick, Mitinitiatorin der Münsteraner Bewegung Maria 2.0, Bezug auf die Flüchtlingssituation an der Außengrenze der EU zur Türkei. „Die Würde des Menschen ist doch angreifbar“, rief sie den vielen mit weißen Schals bekleideten Teilnehmerinnen und Teilnehmern von einem Anhänger mit roter Plane aus zu. „Ich habe keine Angst vor Corona, sondern vor dieser menschlichen Unbarmherzigkeit.“ Und sie stehe dort, weil sie und alle auf dem Domplatz am Weltfrauentag solidarisch für die Frauen der Welt einträten, „für gleiche Rechte und Würde aller Menschen. In der Kirche und darüber hinaus“. Applaus brandete auf.
Der verstärkte sich, als Maria Bubenitschek, Leiterin der Hauptabteilung Seelsorge im Bischöflichen Generalvikariat, begrüßt wurde. „Sie ist die erste Frau, die eine Hauptabteilung in der Bistumsverwaltung leitet“, freute sich kfd-Vorsitzende Judith Everding über die Stellenbesetzung. Es gehe bei der Mahnwache um die Würde und Gleichberechtigung von Frauen und Männern – an den Grenzen und in der Kirche, konkretisierte Maria-2.0-Mitinitiatorin Lisa Kötter die Anliegen der Mahnwache. „Das ist ein Recht, das uns nicht bewusst zugesprochen werden muss“, betonte sie. „Wir haben es bereits.“ Christen sollten die ersten sein, die bei dessen Umsetzung vorangingen und „nicht hinterherschleichen“.
Dompropst Kurt Schulte hatte sich als Vertreter der Bistumsleitung unter die Menschenmenge gemischt und freute sich über die große Beteiligung. „Das zeigt doch, dass den Menschen Kirche nicht egal ist. Im Gegenteil: Sie wendeten sich nicht ab, sondern setzten sich bewusst für Veränderungen ein.“ Schulte sei sich bewusst, dass es „ganz unbestreitbar Defizite und Schwierigkeiten in der Kirche gibt, die wir gemeinsam lösen müssen. So müssen wir über die berechtigte Frage nach einem machtvollen Mitarbeiten von Frauen in der Kirche sprechen“, betonte er.
Zufrieden zeigte sich in Xanten Mitorganisatorin Ulrike Göken-Huismann. Es sei ein gutes Zeichen, dass 100 Frauen und Männer aus allen Teilen des Niederrheins nach Xanten gekommen, um für mehr Gleichberechtigung einzustehen. Viele Passanten hätten die Frauen bereits angesprochen und bekräftigt, dass es sich in der Kirche etwas ändern müsse. Weihbischof Rolf Lohmann ermutigte die Frauen sowohl vor dem Dom als auch im anschließenden Gottesdienst, in dem 50 Jahre Diakonat am Niederrhein gefeiert wurden, ihren Weg weiterzugehen. „Beim Synodalen Weg wird auch über Ihre Anliegen sehr offen gesprochen“, wandte sich Lohmann an die Frauen. Er freue sich, dass der Gottesdienst von den Diakone mit deren Familien und den protestierenden Frauen gemeinsam gefeiert wurde.
Zu Beginn der Messe hatte Ulrike Göken-Huismann die Forderungen der Bewegung vortragen können. Sie gratulierte den Diakonen, machte unter dem Applaus vieler Gemeindemitglieder aber auch klar: „Frauen sind noch immer nicht zu diesem Amt zugelassen, das wollen viele Frauen und Männer nicht länger akzeptieren.“