Symbolfoto
Anzeigen

Düsseldorf/Kaarst. ver.di sieht Arbeitgeber in der Pflicht

In der Corona-Krise plant der Flughafen Düsseldorf trotz Kurzarbeit und Rettungsschirm als erster Airport den Abbau von 600 Arbeitsplätzen. Darüber unterrichtete die Geschäftsführung die abwesende Belegschaft am Freitag (24. April) per Videonachricht. Die Botschaft: Der Luftverkehr sinkt dauerhaft um 25 Prozent, deshalb wird in gleichem Maße Personal abgebaut. Bis Jahresende sind die Arbeitsplätze aufgrund bestehender Regelungen gesichert. Der konkrete Arbeitsplatzabbau soll im kommenden Jahr beginnen.

„Der Vorstoß der Geschäftsführung verunsichert die Belegschaft und wirft viele Fragen auf“, erklärte Peter Büddicker, Fachbereichsleiter Verkehr. „Die Beschäftigten des Flughafens haben den Anteilseignern des Unternehmens jahrelang hervorragende Ergebnisse erwirtschaftet. Während die Gewinne privatisiert wurden, tragen die Beschäftigten nun die Verluste. Im Fall von Rettungsschirmen und Kurzarbeit wird auch die Allgemeinheit mit Steuermitteln und Beiträgen zur Arbeitslosenversicherung in die Pflicht genommen.“

Aus Sicht der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) wirkt der geplante Arbeitsplatzabbau vor allem ertragsgesteuert, mit Blick auf die Anteilseigner, und zu wenig perspektivisch gedacht. Der Flughafen habe seine früheren Kernaufgaben immer stärker den sogenannten Drittanbietern überlassen. Auch diese seien von der Corona-Krise erfasst und kämpften ums Überleben. „Aus unserer Sicht muss die Geschäftsführung hier ansetzen, um die Branche neu zu strukturieren. Dabei muss der Flughafen eine stärkere Rolle mit mehr Verantwortung übernehmen. Dabei stehen für uns neben der Infrastruktur auch die Bereiche Abfertigung, Fracht und Sicherheit im Fokus, zu deren Aufrechterhaltung alle Beschäftigten dringend benötigt werden. Die Geschäftsführung ist aufgefordert das Konzept Flughafen neu zu denken“, so Büddicker weiter.

Die Geschäftsführung will das Thema am 28.04. in einer außerordentlichen Sitzung des Aufsichtsrats behandeln. Der Flughafen Düsseldorf gilt als einer der profitabelsten Airports der Branche. Das Unternehmen hatte zuletzt rund 63 Millionen Euro Jahresüberschuss erwirtschaftet.

Flughafen Düsseldorf rechnet dauerhaft mit sinkendem Flugverkehr – und beantragt 25% mehr Flugrechte

Die in einer Woche (4. Mai) startende öffentliche Auslegung von Gutachten, mit denen der Flughafen Düsseldorf begründen will, dass er um 25% mehr Flugrechte benötigt, wird immer mehr zur Farce. „Hat der Flughafen den Mehrbedarf selbst nach Auffassung des Verkehrsministeriums NRW schon bisher nicht schlüssig begründen können, so widerlegt nun der Flughafen selbst seine Prognose,“ so der Vorsitzende des Vereins Kaarster gegen Fluglärm e.V, Werner Kindsmüller. Nach Angaben der Gewerkschaft Verdi habe die Geschäftsführung am Freitag (24. April 2020) den Beschäftigten in einer Videobotschaft mitgeteilt, dass bis Ende des Jahres 600 Arbeitsplätze am Flughafen gestrichen werden sollen. Diese Maßnahme wurde damit begründet, dass der Luftverkehr „dauerhaft um 25 Prozent sinke“. Die Beschlüsse sollen in der Aufsichtsratssitzung am Dienstag (28. April) getroffen werden.

„Die Prognose eines dauerhaft niedrigeren Luftverkehrs ergibt sich auch aus den Planungen von Lufthansa und den Erwartungen von Experten,“ so Kindsmüller. „Was soll jetzt die Auslegung von Gutachten des Flughafens, die noch einen Mehrbedarf von 25 Prozent behaupten?“, fragt Kindsmüller. Verkehrsminister Wüst könne die angesichts der Beschränkungen ohnehin fragwürdigen Auslegung, die am 4. Mai beginnen soll, jetzt noch stoppen. „Und dann sollte der Minister den Antrag des Flughafens aus 2015 ablehnen, da ein Mehrbedarf nun selbst nach Auffassung der Antragstellerin nicht besteht.“

Beitrag drucken
Anzeigen