Abdelkarim im Autokino Wesel im Mai 2020 (Foto: Christian Voigt/LokalKlick)
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Wesel. Am letzten Freitag präsentierte der Comedian Abdelkarim auf der Bühne im Autokino Wesel an der Rheinpromenade sein aktuelles Programm „Staatsfreund Nr. 1“. Autokinos und Drive-In-Veranstaltungen – die Hypes im tiefsten Corona-Lockdown, die willkommenen Alternativen gegen Depressionen im #stayhome – entstanden schlagartig auf jeder größeren Freifläche. Waren Mitte April das Theater an der Niebuhrg in Oberhausen und die Autokino-Konzerte von Brings noch die Vorreiter, überschwappt nun eine Welle von Veranstaltungen mit Lesungen, Comedy und Zirkus die Region. Ein Überangebot? Bei Abdelkarim hätte noch eine Reihe mit 40 bis 50 Autos Platz gehabt.

Abdelkarim hat sich oft gefragt, was er eigentlich ist: ein deutscher Marokkaner oder ein marokkanischer Deutscher? Mittlerweile weiß er es: Er ist ein Deutscher gefangen im Körper eines Grabschers oder ein Deutscher mit Migrationsoptik. Abdelkarim hat sich aber um den Gesellschaftsteilnahmeschein bemüht und er hat es geschafft. Von der Jugendkultur, über das Leben in der Bielefelder Bronx, bis hin zu tagesaktuellen und gesellschaftspolitischen Themen spann Abdelkarim gleichermaßen irritierende wie feinsinnige Geschichten. Vorurteile und Klischees bei seinen Erlebnissen mit Florian in der Schule, beim Straßenfußball und Taekwondo-Verein sowie heutzutage mit Freund Ali bei Polizeikontrollen in Duisburg sind aus dem Munde eines Migranten vor allem eins: saukomisch.

Aber dort auf dem Weseler Festplatz, wo es bei den Veranstaltungen tosenden Applaus gibt, erhielt der aus dem ZDF bekannte Comedian Abdelkarim Anerkennung durch Lichthupe, Warnblinklicht und verhaltenden Hupen. Für einen Comedian, dessen ein dreiviertel-stündiges Programm sonst aus der verbalen und mimischen Interaktion mit dem Publikum lebt, war es schwer in den fast 100 Stahlkarossen den Lachpegel einzuschätzen. Dennoch urteilte Leserin Tanja Volkmann, die ihre Karten bei der LokalKlick-Verlosung gewann, positiv: „Abdelkarim hat das beste aus der derzeitigen Situation gemacht. Er und unsere lustigen Auto-Nachbarn haben uns oft zum Lachen gebracht. Selbstverständlich ist es eine ungewöhnliche Situation, die er gut gehändelt hat, aber es war ein „feeling“ für sich.“

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