v.l. Jörg Papenkort (Leiter Gebäudemanagement Kreis Viersen), Christoph Solbach (Solbach GmbH & Co. KG), Dr. Andreas Coenen (Landrat), Ingo Schabrich (Kreisdirektor), Dr. Michael Habersack (Kreisarchivar), Bernd Volkenannt (DGM Architekten), Veronika Pöschel (HHS Planer + Architekten AG) (Foto: © Frank Hohnen/Kreis Viersen)
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Kreis Viersen. Landrat Dr. Andreas Coenen: „Hier entsteht ein Gebäude, das wir der nächsten Generation mit bestem Gewissen übergeben können“ 

Der Grundstein für das neue Kreisarchiv ist gelegt. Schon im kommenden Juli soll das Gebäude in Viersen-Dülken fertig sein. Der Baufortschritt befindet sich im Zeitplan. Wegen der Corona-Pandemie fand der Festakt auf der Baustelle am Donnerstag nur in kleinem Kreise statt.

Landrat Dr. Andreas Coenen schob eine Jurismappe, wie sie üblicherweise in Archiven verwendet wird, sowie aktuelle Tageszeitungen in den Grundstein: “Hier entsteht ein Gebäude, das wir der nächsten Generation mit bestem Gewissen übergeben können, weil wir durch die nachhaltige Bauweise ein Höchstmaß an ökologischer und ökonomischer Verantwortung übernehmen”, sagte er. Das neue Kreisarchiv passe bestens zur Klimastrategie des Kreises.

Das Gebäude, ausgestattet mit Sonnenkollektoren und Photovoltaik, produziert Energie für den eigenen Verbrauch. Gebaut wird mit Materialien, die teilweise bereits recycelt wurden. In der Nutzungsphase werden bei der Instandhaltung 30 Prozent und bei der Energie 45 Prozent der üblichen Kosten gespart. Das neue Kreisarchiv ist damit das erste öffentliche Gebäude in der Region, das nach den Prinzipien der zirkulären Wertschöpfung errichtet wird.

Dr. Coenen würdigte die Architektur des Gebäudes als “großen Wurf”: “Es ist ein Gebäude, das den Kreis architektonisch bereichert.”

Umgesetzt wird der Entwurf, mit dem der Architekt Bernd Volkenannt (DGM Architekten) den ersten Preis des Architektenwettbewerbs für das Kreisarchiv gewonnen hatte. Das Zentrum des Gebäudes bildet ein fensterloser Kubus. Er verweist auf die in der Region typischen historischen Wehrspeicher Berfes, in denen im Mittelalter schutzwürdige Güter untergebracht wurden. Dieser Kubus soll die wertvollen Archivalien des Kreises aufnehmen.

Umschlossen wird der undurchsichtige Kubus von Arbeits- und Besucherräumen sowie Lesesälen. Diese sind großflächig verglast und entsprechend lichtdurchflutet. “Es entsteht ein wunderbares Spannungsverhältnis zwischen Lichtundurchlässigkeit und Transparenz, zwischen Erdung und Leichtigkeit sowie zwischen Tradition und Moderne”, sagte Dr. Coenen.

Der Architekt Bernd Volkenannt erklärte: “Das Projekt “Kreisarchiv Viersen”, bietet uns die Möglichkeit, ein auf vielen Ebenen ganz besonderes Bauwerk zu realisieren. Der Architekturwettbewerb eröffnete den Weg zu einer anspruchsvollen architektonischen Gestaltung. Die durchgehend digitale Planung entspricht der modernsten Arbeitsweise und unterstützt die hohen Erwartungen an das Gebäude bezüglich der Wiederverwertbarkeit und ökologischen Unbedenklichkeit der eingesetzten Materialien. Das Projekt lehrt uns, wie wir Gebäude in Zukunft errichten werden.”

Im Kreisarchiv werden bedeutende alte Schriften der Kreisverwaltung und der meisten kreisangehörigen Kommunen aufbewahrt sowie dokumentationswürdige Nachlässe und Archive von Privatpersonen oder Vereinen. Der Standort des Kreisarchivs in der Burg in Kempen wird aufgegeben, weil er für die Archivalien ungeeignet ist.

https://www.nachhaltiger-kreis-viersen.de

 

Das neue Kreisarchiv im Überblick

Architektur

Entwurf von Bernd Volkenannt, DGM Architekten PartGmbH Krefeld (erster Preis im Architektenwettbewerb für das Kreisarchiv) Fensterloser Kubus mit Keller und zwei Obergeschossen im Zentrum des Gebäudes bewahrt Archivalien Kubus verweist auf die für die Region typischen historischen Wehrspeicher Berfes

Arbeits- und Besucherräume umschließen das Magazin: großflächige Glasfronten in alle Richtungen bieten Aus- und Einblicke Keine tragenden Wände in Aufenthaltsräumen: flexible Nutzung möglich Kurze Laufwege für die Archivarinnen und Archivare

 

Energieeffizienz und Nachhaltigkeit

Kraftdach mit Sonnenkollektoren und Photovoltaik-Anlagen Das tieferliegende Dach der Aufenthaltsräume wird begrünt Überstehende Dachkanten werfen Schatten auf die Fenster. Ergänzend werden Verschattungsanlagen eingesetzt, die sowohl zentral als auch vom Nutzer bedarfsgerecht gesteuert werden können Im Sommer kühlt die Fußbodenheizung die Aufenthaltsräume zusätzlich durch Grundwasser Kellerdämmung aus recycletem Altglas Die Gebäudetechnik soll in Verbindung mit der lichtdurchfluteten Architektur eine gesunde Arbeitsumgebung erzeugen (im Sinne eines “healthy building”) Die Anforderungen aus dem Erneuerbare-Energien-Gesetz werden zu 300 Prozent erfüllt Der nach Energieeinsparverordnung EnEV 2014 zulässige Primärenergiebedarf wird um 45 Prozent unterschritten Das Gebäude produziert Energie für den eigenen Verbrauch Kommt es zeitweise zu einem Überschuss an Energie, wird dieser durch eine Wärmepumpe als thermische Energie dem Eisspeicher zugeführt Ziegel für den Kubus sind wiederverwendete, regionale Ziegelsteine Gebäude hat Restwert: Materialien können größtenteils wiederverwendet werden Komplette digitale Planung und Dokumentation über Building Information Modeling (BIM): Erstellung eines “digitalen Zwillings” für Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung im Bau und bei der Bauunterhaltung Bei wachsendem Bedarf an Archivflächen kann eine weitere Ebene aufgestockt werden. Auch dies sichert eine lange Gebrauchstauglichkeit des Objekts Eins der ersten kommunalen Gebäude in der Region, das weitgehend die Prinzipien der zirkulären Wertschöpfung umsetzt Alle folgenden Neubauten des Kreises werden ebenfalls nach den Prinzipien der Nachhaltigkeit und zirkulären Wertschöpfung errichtet. Das Archiv ist daher ein architektonischer Meilenstein für den Beginn dieser Entwicklung

 

14,7 Millionen Euro (Prognose 2019)

Davon 5,1 Millionen Fördermittel aus dem Kommunalinvestitionsfördergesetz Im Lebenszyklus von 50 Jahren spart der Bau im Vergleich zu herkömmlichen Neubauten über 7 Millionen Euro. Im Einzelnen:

Energieersparnis von 50 Jahren bei vier Prozent Kostensteigerung: 3,4 Millionen Euro (= 45 Prozent) Einsparung CO2-Steuer: 144.000 Euro Einsparung Instandhaltung durch nachhaltiges Bauen: 2,3 Millionen Euro (= 30 Prozent) Einsparung Restwert Gebäude und Einsparung Entsorgung: 1,2 Millionen Euro (je 5 Prozent)

 

Baubeginn Januar 2020

Fertigstellung Betonbau/Beginn der Klinkerarbeiten Ende Oktober 2020 Fertigstellung Fassade/Außenhaut bis Ende 2020 Fertigstellung der Außenanlagen (Grünanlagen, Wege) im Frühjahr 2021 Bau des Eisspeichers im Juni 2020 Fertigstellung Juli 2021 Bezug durch das Kreisarchiv nach der Trockenphase voraussichtlich im Frühjahr 2022

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