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Düsseldorf. Auch für geübte Schwimmer besteht Lebensgefahr/Bereits 30 Rettungseinsätze in diesem Jahr

Aufgrund der Corona-Pandemie und den damit verbundenen Reisebeschränkungen verbringen viele Düsseldorfer den Sommer zu Hause. Da gleichzeitig die Temperaturen auch wieder steigen werden, scheint eine Abkühlung im Rhein immer beliebter zu werden: Dieses Jahr gab es bislang 30 Rettungseinsätze auf dem Rhein, sieben davon seit Beginn der Sommerferien. Im Rahmen einer Einsatzübung an der Theodor-Heuss-Brücke am heutigen Montag, 6. Juli, hat die Feuerwehr nun zusammen mit der Deutschen Lebensrettungs-Gesellschaft (DLRG) erneut auf die Gefahren hingewiesen, die vom Schwimmen im Rhein ausgehen.

Gefahr im Rhein wird unterschätzt
In diesem Jahr mussten die Retter bereits am 12. Mai, und damit ungewöhnlich früh, zum ersten Mal zu einem Rettungseinsatz auf dem Rhein ausrücken. Ein Mann war im Bereich der Oberkasseler Brücke im Wasser gesichtet worden. Dank der schnellen Rettung durch die Einsatzkräfte, konnte der stark unterkühlte Mann nach einer medizinischen Erstversorgung durch den Rettungsdienst in ein Krankenhaus transportiert werden.

2019 in Düsseldorf: Acht tödliche Badeunfälle im Rhein
Dass nicht jede Abkühlung im Rhein glimpflich ausgeht, zeigt ein Blick in die Statistik. So rückte die Feuerwehr Düsseldorf im vergangenen Jahr zu insgesamt 60 (2018: 65) Einsätzen auf dem Rhein aus. Dabei kam in acht Fällen für die Menschen jede Hilfe zu spät, und sie konnten nur noch tot aus dem Wasser geborgen werden.

Im ersten Halbjahr 2020 gab es bereits 30 Rettungseinsätze auf dem Rhein. Dabei kam für drei Menschen jede Hilfe zu spät, sie konnten nur noch tot aus dem Wasser geborgen werden. Bei weiteren neun Einsätzen mussten die Geretteten vom Notarzt medizinisch versorgt werden und sechs davon anschließend in einem Krankenhaus behandelt werden.

Bereits am letzten Juni Wochenende gab es im hessischen Trebur, Kreis Groß-Gerau, einen tragischen Unfall bei dem ein fünfjähriger Jungen und seine 30 Jahre alte Mutter ums Leben kamen. Der Sohn war plötzlich im Wasser untergetaucht und nicht mehr aufzufinden. Beim Versuch den Jungen zu retten, ertrank die Mutter im Rhein. Für beide kam leider jede Hilfe zu spät.

In bestimmten Zonen des Rheins ist das Schwimmen daher nach der “Verordnung über das Baden in den Bundeswasserstraßen Rhein und Schifffahrtsweg Rhein-Kleve” generell verboten. So gilt 100 Meter oberhalb und unterhalb von Rheinhäfen striktes Badeverbot. An Brücken, Schiffs- und Fährlandestellen, Schleusen, Vorhäfen, Umschlagstellen und Werften darf ebenfalls nicht geschwommen werden.

Aber auch dort, wo das Schwimmen erlaubt ist, kann es lebensgefährlich sein: “Beispielsweise an sogenannten Kribben – ins Wasser ragende Kiesflächen – bilden sich oft tückische Strudel und Strömungen”, erklärt Christian Ruda, leitender Lehrtaucher der Feuerwehr Düsseldorf. “Eine besonders starke Strömung herrscht auch in der Fahrrinne. Wenn ein Schiff vorbeifährt, zieht dies das Wasser an. Dadurch werden vor allem Kinder ins Wasser gezogen.” Trügerisch dabei ist: Die Schiffe sind meist schon viele Hunderte Meter weitergefahren, bis der Sog oder die anschließenden Wellen am Ufer ankommen. Gerade der Eindruck des niedrigeren Wasserstandes verlockt Kinder, in den Fluss zu waten.

Hintergrund: Ausbildung zum Strömungsretter
Bereits seit 1977 gibt es die Taucherstaffel bei der Feuerwehr Düsseldorf. Damit rund um die Uhr mindestens vier Taucher zur Verfügung stehen, verfügen aktuell 41 Feuerwehrleute der Wache Hüttenstraße über die Feuerwehrtaucherausbildung. Insgesamt acht Wochen dauert der zusätzliche Lehrgang, der mit Theorie, aber vor allem viel Praxis gefüllt ist. Zu einer zweiwöchigen Kombination aus Theorie und Praxis in der Beckenausbildung, also sozusagen unter perfekten Bedingungen, kommen in den folgenden sechs Wochen Tauchgänge in den Gewässern rund um Düsseldorf dazu. Dabei absolvieren die Spezialisten weitere Prüfungen, wie den Sportbootführerschein, eine Radarausbildung und die Weiterbildung zum Strömungsretter. Hierfür werden die Feuerwehrleute in einem viertägigen Lehrgang durch erfahrene Lehrtaucher der Feuerwehr Düsseldorf in der Rettung von Menschen aus fließenden Gewässern, der Evakuierung bei Hochwasser und dem Absichern von Einsatzkräften bei Arbeiten am Gewässer ausgebildet. Dieser Teil ist für die Ausbildung zwar nicht vorgeschrieben, hat sich aber in den letzten Jahrzehnten bei vielen Einsätzen auf dem Rhein in Düsseldorf bewährt.

Spezielle Rettungsausrüstung für den Rhein
Bei Einsätzen in stehenden Gewässern wie Bagger- oder Badeseen sind die Taucher generell mit einem Tauchgerät ausgestattet, um Menschen auch unter Wasser retten zu können. In fließenden Gewässern wie dem Rhein ist aufgrund der starken Strömung ein Tauchen nicht ohne Weiteres möglich. Hier gilt es die zu rettenden Menschen schnell zu sichern. Hierfür hat die Taucherstaffel der Feuerwehr eine spezielle Ausrüstung, damit diese als sogenannte Strömungsretter im Wasser gesichert vorgehen und dabei auch schnell reagieren können. Zu dem regulären Taucheranzug kommen spezielle Stiefel mit einer dicken Sohle und einem sicheren Halt hinzu. Der wasserdurchlässige Helm – ein sogenannter Wasserhelm – und Neoprenhandschuhe gehören ebenso zur Ausstattung wie ein schwimmfähiger Wurfsack mit einer 20 Meter langen Leinen. Mittels einer Feststoffweste bleibt der Strömungsretter immer über Wasser und ist je nach Einsatzsituation mittels einer nicht festen Verbindung gesichert. Sollte die Leine sich im Notfall nicht lösen lassen, ist an der Weste ebenfalls ein Selbstrettungsgerät in Form eines Messers sowie eine Pfeife installiert. Somit können die Strömungsretter schnell und vor allem sicher Hilfe in den Gewässern in und um Düsseldorf gewährleisten.

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