Aids-Teddy 2020 (Foto: Cora Nagorny)
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Oberhausen. Am diesjährigen Welt-Aids-Tag am 01. Dezember schaut die Aidshilfe Oberhausen auf die Geschehnisse der letzten Monate zurück. Wie für alle war es auch für den gemeinnützigen Verein eine Herausforderung, mit der Corona-Situation umgehen zu lernen. Allerdings war von Anfang an klar: Die Aidshilfe ist weiterhin für Oberhausener Bürger*innen da! Auch wenn dieses Jahr viele öffentlichkeitswirksame Aktionen ausfallen mussten und deshalb benötigte Spendengelder ausblieben.

Rund 100 HIV-positive Menschen und rund 40 Angehörige werden von der Aidshilfe Oberhausen e.V. dauerhaft und kostenfrei begleitet und beraten. Außerdem gibt es ein allgemeines Beratungsangebot, bei dem Ratsuchende Informationen rund um HIV, Aids und andere sexuell übertragbare Infektionen (STI) bekommen. Neben der allgemeinen Beratungsarbeit leistet die Aidshilfe Aufklärungsarbeit an Schulen, hält Vorträge für Interessierte und bietet Schulungen für Beschäftigte im pädagogischen oder pflegerischen Bereich an. Das Team aus fünf hauptamtlichen Fachkräften wird durch etwa 20 ehrenamtliche Mitarbeitende unterstützt. Seit 33 Jahren ist der gemeinnützige Verein in Oberhausen aktiv und leistet einen wertvollen Beitrag zur Aufklärung zum Thema Sexuelle Gesundheit unserer Bürger*innen.

Nachdem im Frühjahr die Corona-Infektionszahlen in Deutschland stiegen, wurden unmittelbar alle vorgeschriebenen Schutzmaßnahmen in der Beratungsstelle umgesetzt. Inhaltlich fiel es der Institution nicht schwer, denn 33 Jahre Erfahrung im Bereich des Infektionsschutzes haben sich sehr bewährt. Von Vorteil war es auch, dass die Aidshilfe bereits in den Vorjahren ganzheitlich auf die Digitalisierung umgestellt hatte. „Es war uns möglich, passende Hygienekonzepte zu erarbeiten, damit insbesondere die unabdingbare Arbeit für Menschen mit HIV und Aids weiterhin erbracht werden konnte.“, sagt Natalie Rudi, Geschäftsführerin der Aidshilfe Oberhausen. „Der angemessene Umgang mit der Corona-Krise hat dennoch etwa ein Viertel unserer Arbeitszeit beansprucht, sodass es trotz weniger Beratungsgespräche im Frühjahr zu einem höheren Arbeitspensum gekommen ist.“, fügt Rudi hinzu.

Die Fachkräfte des gemeinnützigen Vereins haben über die letzten Monate bei Gesprächen mit Ratsuchenden sehr deutlich gespürt, dass durch die aktuelle Situation die psychische Gesundheit belastet wird. Isolation und Vereinsamung verstärken sich. „Gerade zu Beginn der Pandemie herrschten bei unseren Klienten*innen große Unsicherheiten. Wir bemerkten, einen deutlich erhöhten Unterstützungsbedarf beim Umgang mit der neuen Situation und den Einschränkungen in der alltäglichen Lebensführung.“, erläutert David Kalberg, der den Fachbereich Ambulant Betreutes Wohnen leitet. „Die große Herausforderung liegt darin, sich den veränderten Gegebenheiten entsprechend anzupassen, auch wenn das bedeutet hat, dass verschiedene Alltagsroutinen nicht wie gewohnt fortgeführt werden können. Wir helfen Klient*innen dabei, mit diesen Veränderungen einen Umgang zu finden. “, fügt Kalberg hinzu.

Begleitungen zu Arztpraxen oder Kliniken sind momentan oftmals mit einem höheren Aufwand und längeren Wartezeiten verbunden. Darüber hinaus bringt die derzeitige Überlastung des Gesundheitssystems besondere Einschränkungen mit sich z.B. schlechterer Zugang zu Vorsorgeuntersuchungen oder Schwierigkeiten in der Substitutionsbehandlung. Des Weiteren kommen im Beratungsalltag Fragen auf, wie sich eine Covid-19-Erkrankung bei Menschen mit einer HIV-Infektion auswirkt. Da der Verlauf einer Covid-19-Erkrankung von unterschiedlichen Faktoren abhängt, gibt es auf diese Frage keine einfache Antwort. Bisherige Beobachtungen und Daten zeigen, dass Menschen mit HIV unter wirksamer HIV-Therapie kein erhöhtes Risiko haben, einen schwereren Verlauf von Covid-19 zu erleben. Erhöht ist das Risiko eines schweren Verlaufs für Menschen mit HIV, die keine HIV-Medikamente nehmen und ein stark geschwächtes Immunsystem haben.[1]

Die Corona-Situation hat jedoch auch dazu geführt, dass sich bestimmte Projekte der Aidshilfe weiterentwickelt haben. Seit dem Herbst hat das ehrenamtliche Projekt Team Amor einen eigenen Instagram Account, bei dem junge Menschen Beiträge für junge Menschen rund um das Thema Sexuelle Gesundheit veröffentlichen. Für 2021 plant das Team kleine Online-Vorträge zu veranstalten, damit sich Interessierte bequem von zu Hause aus über die Arbeit der Aidshilfe informieren können.

Das Jahr 2020 war arbeitsintensiv und in jedem Fall besonders, aber der Welt-Aids-Tag ist für die Aidshilfe Oberhausen immer ein besonderer Tag, an dem sie auf ihre immer noch notwendige Arbeit aufmerksam macht. Trotz bundeweiter und lokaler Aufklärungskampagnen ist es immer noch so, dass Menschen mit HIV oft Diskriminierung, Beleidigungen und Schuldzuweisungen aufgrund ihrer HIV-Infektion erfahren.

Die Aktionen zum Welt-Aids-Tag müssen dieses Jahr in reduzierter Form stattfinden. „Die meisten Info-Stände und Veranstaltungen mussten abgesagt werden. Den traditionellen Info-Stand im Bero wird es aber auch dieses Jahr geben.“, sagt Cora Nagorny, die den Fachbereich der Öffentlichkeitsarbeit und Prävention leitet: „Hier können Unterstützer wie jedes Jahr den begehrten Aids-Teddy erwerben. Die Spenden, die bei der Teddy-Aktion zusammenkommen, helfen uns dabei, Projekte fortzuführen. Gerade in dieser Zeit ist das besonders wichtig.“

Denn es gilt nach wie vor: Um die Arbeit leisten zu können, ist die Aidshilfe Oberhausen e.V. sowohl auf öffentliche Finanzierung als auch auf private Zuwendungen und die großzügige Hilfsbereitschaft der Kooperationspartner*innen angewiesen. Der gemeinnützige Verein hofft, sich auch in Zukunft auf die Unterstützung durch die Stadt und die Bürger*innen verlassen zu können.

Weitere Informationen finden Sie unter https://www.welt-aids-tag.de/ und auf der Homepage der Aidshilfe Oberhausen e.V. www.aidshilfe-oberhausen.de

 

INFO-BOX I:

Beratung und Psychosoziale Dienste rund um HIV/Aids und STI:

Aidshilfe Oberhausen e.V. – Fachstelle für sexuelle Gesundheitsförderung

Marktstraße 165 in 46045 Oberhausen

0208-806518 oder beratung@aidshilfe-oberhausen.de

Weitere Infos unter: www.aidshilfe-oberhausen.de

Spendenkonto: DE40 3655 0000 0000 1116 66 bei der Sparkasse Oberhausen

 

INFO-BOX II

Eckdaten der Schätzung des RKI (Stand: Ende 2019)

Geschätzte Gesamtzahl von Menschen mit HIV/Aids in NRW: 17.700

Geschätzte Zahl der HIV-Neuinfektionen in NRW:                      540

 

Geschätzte Gesamtzahl von Menschen mit HIV/Aids in Deutschland:   90.700

Geschätzte Zahl der HIV-Neuinfektionen in Deutschland:                        2.600

Quelle: https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/H/HIVAIDS/Eckdaten/Eckdaten.html

 

Aktionen rund um den Welt-Aids-Tag 2020

Dienstag, 01.12.2020 und Mittwoch 02.12.2020

Zeit: 10:00 – 18:00 Uhr

Informationstand und Spendenaktion im

Bero Einkaufscenter

Concordiastr. 32

46049 Oberhausen

***

Seit 20 Jahren schon findet anlässlich des Welt-Aids-Tages ganztägig eine große Aktion zugunsten der Arbeit der Aidshilfe Oberhausen e.V. im Bero Zentrum statt. An zwei Tagen werden rote Schleifen und Informationsmaterial an Passant*innen verteilt. Die Besucher*innen können das Engagement mit Spenden unterstützen und auch den begehrten Aids-Teddy erwerben.

 

 

 

[1] Siehe https://www.aidshilfe.de/corona-hiv

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