Straßenwärter Christian Motten am LKW (Foto: Stadt Nettetal)
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Nettetal. Das Baubetriebshof-Team leistet momentan Schwerstarbeit fast rund um die Uhr

„Der Winterdienst stößt bei diesen Temperaturen an Grenzen – sowohl körperlich als auch geistig.“ Ingo Willmann-Russ ist Leiter des Baubetriebshofs in Nettetal. Der 54-jährige Mitarbeiter des NetteBetriebs ist stolz auf sein Team, das seit Einbruch der klirrenden Kälte Schwerstarbeit auf den Straßen der Seenstadt leistet. Die Männer in Gelb sind Schneekämpfer im Akkord.

„Mit einem Dutzend Fahrzeugen rücken wir um 4 Uhr hier aus und sind teilweise bis Mitternacht im Einsatz“, beschreibt der Baubetriebshofleiter, was zurzeit an der Breyeller Straße 108 los ist. Sternenförmig schwärmen die LKW, Unimogs und Schlepper im Dunkel der Nacht aus, um nach einer Prioritätenliste die Straßen und Radwege von Schnee und Eis zu befreien und abstumpfende Mittel aufzustreuen. „Es soll weiter kalt bleiben, deshalb bleiben wir in Alarmbereitschaft“, sagt Ingo Willmann-Russ.

Wie krass die Situation zurzeit ist, zeigt das vergangene Wochenende: Samstagabend wurde von 17 bis 22 Uhr auf den Straßen Salz vorgestreut. Und Sonntag von 4 bis 21 Uhr war der Nettetaler Winterdienst mit zwei Bereitschaftsteams – das sind rund 40 Mitarbeiter – im Einsatz. Binnen einer Woche waren die Kolonnen damit rund 3.500 Stunden im Einsatz.

Mit dem 2018 neu gebauten Baubetriebshof spielt Nettetal in der „Champions-League“, wie Ingo Willmann-Russ es ausdrückt. Moderner Fahrzeugpark, eigene Werkstatt, gut ausgestattete Läger seien in diesen heftigen Zeiten viel wert. Mit Matthias Dohmes hat Nettetal sogar einen Landmaschinenmechaniker, der einen Meisterbrief in der Tasche hat und anstehende Reparaturen fachmännisch und schnell in die Hand nimmt. „Der Materialverschleiß bei dieser Witterung ist enorm“, sagt der 26-jährige Kempener.

Der heftige Wintereinbruch stellt das Bauhof-Team trotz guter Vorbereitung und minutiöser Planung auch sonst vor manche Herausforderung. „Am Dienstag ist ein Unimog ausgefallen, die Kupplung musste erneuert werden“, nennt Ingo Willmann-Russ einen Engpass. Mit zwei Dutzend Fahrzeugen – darunter vier Großfahrzeuge, zwei Unimogs und vier Kleinschlepper – ist der Baubetriebshof gut ausgestattet.

Ein weiteres Problem: Das Hochsilo fasst zwar mehr als 100 Tonnen Salz. „Aber der Nachschub lässt auf sich warten, da zurzeit alle Kommunen hohen Materialbedarf an Streugut haben“, so der Betriebsleiter. Da die Wetterprognosen auch für die nächsten Tage Temperaturen deutlich unter dem Gefrierpunkt anzeigen, bleiben Ingo Willmann-Russ und seine Leute in ständiger Alarmbereitschaft. Es geht an die Reserven.

Die Hauptstraßen – Kategorie 1 – hat der Nettetaler Winterdienst den Umständen entsprechend gut im Griff. Kategorie 2 betrifft wichtige Nebenstraßen, an denen sich zum Beispiel Einrichtungen wie Schulen oder Kindergärten befinden. Auch dort hat der Winterdienst mehr mit sperrig geparkten PKW oder achtlos von Anwohnern auf die Straße gekippten weißen Massen zu kämpfen als mit der eigentlichen Beseitigung von Schnee und Eis.

Für Nebenstraßen im Siedlungsbereich – Kategorie 3 – bleibt kaum Luft. „Hier ist es aber auch besser, sich auf einer geschlossenen Schneedecke zu bewegen“, sagt Ingo Willmann-Russ und warnt vor neuen Eisschichten, die sich bei einer Kompletträumung schnell wieder bilden würden. Radwege räumt der NetteBetrieb mit seinen Fahrzeugen so gut es geht. „Aber auch hier sind uns natürliche Grenzen gesetzt“, bittet der Baubetriebshofleiter um Verständnis. Besser sei, das Rad stehen zu lassen. Der höher gelegene Ortsteil Hinsbeck mit seinen teilweise abschüssigen Straßen in bis zu 80 Metern Höhe stellt wegen der besonderen Rutschgefahr ebenfalls ein immenses Problem für den Winterdienst dar.

Björn Schwan, der diese Woche den Bereitschaftsdienst leitet, sieht mit Blick auf die Bürgersteige ein Gefahrpotenzial. „Das Schlimmste ist, wenn der Schnee vom Trottoir einfach auf die Straße geschippt wird“, sagt der 46-Jährige. Besser sei, so der Leuther, am Haus entlang eine Furt freizuschippen und auf dem Gehweg zur Straße hin einen kleinen Schneewall anzulegen.

Den großen LKW lenkt beim Winterdienst Christian Motten. Der Straßenwärter hat auf seinen Touren die meisten Probleme mit parkenden Fahrzeugen, die teilweise weit weg vom Kantstein fast mitten auf der Straße stehen. „Das ist zuweilen Millimeterarbeit, es wird eng. Wenn dann noch drängelnde Autofahrer hinter einem sind, geht es an die Nerven“, beschreibt der 33-Jährige seinen komplizierten Job. Der Appell von Baubetriebshofleiter Ingo Willmann-Russ lautet daher: „Geduld, Rücksichtnahme, vorausschauend handeln – und natürlich vorsichtig sein.“

Winterdienst Nettetal

Hauseigentümer und Mieter müssen dafür sorgen, dass der Bürgersteig vor ihrem Haus geräumt und gestreut ist. Statt Salz empfiehlt der NetteBetrieb abstumpfende Mittel wie Granulat oder Sand.

Für die Sicherung der vereisten Seen ist der Netteverband zuständig. Verband und Stadt warnen davor, die Seen zu betreten. Der Nettetaler Winterdienst startet um 4 Uhr, ein Dutzend Fahrzeuge verlassen sternförmig über das Stadtgebiet verteilt den Baubetriebshof und sichern Straßen und Radwege. Priorität haben Hauptstraßen. Pro Bereitschaftsschicht sind 20 Leute des Bauhofs im Winter-Einsatz. Der NetteBetrieb hat insgesamt 76 Mitarbeiter.

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