Die Polizisten Nina Wagner, Manuela Letzelter, Manuel Többen, Nadine Habeck, Agentur-Chef Ralph Reiber und der Leiter des Arbeitskreises Verkehrssicherheit für Kinder, Hans Hamestuk vom Fachbereich Stadt- und Verkehrsplanung, stellten die aktuellen und kommenden Fairkehr-Aktionen vor (Foto: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation, Lothar Strücken)
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Krefeld. Die Initiative „Krefelder Fairkehr” hat Bilanz gezogen: Sie verzeichnete im vergangenen Jahr 69 verletzte Kinder, davon sieben schwer, aus 65 Verkehrsunfällen – so wenige wie noch nie seit ihrem Bestehen im Jahr 1999. Damals waren es genau 100 mehr und Anlass zur Gründung der Initiative durch die Stadt, die Polizei und die Verkehrswacht. Seitdem setzt sich die Initiative dafür ein, den Krefelder Straßenverkehr vor allem für Kinder sicherer zu gestalten. Der bisherige Tiefstwert stammt aus 2018 mit 73 verletzten Kindern.

Wie wichtig die permanente Arbeit der Initiative jedoch ist, zeigten die Zahlen aus 2019, als es nach vielen „guten” Jahren plötzlich erschreckende 100 verletzte Kinder gab – immerhin der höchste Wert seit 2010. „Die Zahl der verletzten Kinder ist nun von 100 auf 69 gesunken. Das zeigt uns, dass wir auf einem guten Weg sind – aber auch, dass wir Verkehrserziehung weiterhin intensiv betreiben müssen”, sagt deshalb Polizeirätin Verena Fischer, Leiterin der Direktion Verkehr. Die jetzigen Zahlen, da sind sich die Akteure einig, sind auch durch die Lockdowns während der Corona-Pandemie und die damit verbundenen Schulschließungen zustande gekommen. Ab dem 13. März schlossen die Schulen, rollierend öffneten sie erst wieder am 11. Mai. In diesem Zeitraum gab es insgesamt nur fünf verletzte Kinder im Straßenverkehr (im März zwei und Mai drei). Gerade auf dem Weg zur Schule oder wieder zurück sind Kinder gefährdet: Zwischen 7 und 8 Uhr morgens verletzten sich neun Kinder, zwischen 13 und 14 Uhr elf und zwischen 14 und 15 Uhr zehn.

Augenmerk auf Radfahrer

Nicht ohne Grund legt der Krefelder Fairkehr seit Jahren ein Augenmerk auf den Radverkehr. Denn auch diesmal stammen fast die Hälfte aller Verletzungen aus Radfahrunfällen (32). 18 Kinder wurden als Fußgänger verletzt, 18 als Beifahrer im Auto. Wie unaufmerksam erwachsene Verkehrsteilnehmer sind, zeigt der Blick darauf, wer den Unfall verursacht hat: 41 Verletzungen von Kindern, also fast 60 Prozent, stammen aus Unfällen, in denen diese nicht die Schuld hatten. Dabei sollten gerade Erwachsene den Kindern ein Vorbild sein. Fischer. „Kinder schauen genau hin. Wenn sie zum Beispiel einen Fahrradhelm aufsetzen sollen, ihre Eltern aber keinen tragen, dann fragen sie sich, warum. Deshalb ist es wichtig, dass Eltern sich ihrer Vorbildfunktion bewusst sind und auch selbst einen Helm tragen.” Die statistische Auswertung der Unfälle zeigt zudem, dass wie bereits in den Vorjahren die Zahl der Jungen unter den Verletzten überwiegt (46 zu 23) und 57 Prozent der verletzten Kinder aus eigen-verschuldeten Unfällen zwischen elf und 14 Jahre alt gewesen sind – davon wiederum sind 81 Prozent männlich.

Trotz Corona hat die Initiative Krefelder Fairkehr in 2020 zahlreiche Maßnahmen umgesetzt. Die Website www.krefelder-fairkehr.de erfuhr einen Relaunch, und auch die Puppenbühne der Polizei kommt neu daher. Nach über 15 Jahren wurden die alten Figuren der Puppenbühne durch neue ersetzt. Die „Neuen”, Lisa, Tom und Freddy Fair, erleben in dem Stück mit dem Titel „Freundschaft in Gefahr”, wie sie sich korrekt im Straßenverkehr verhalten sollten. Jeder Krefelder Erstklässler wird es in der Linner Burg-Schule am Danziger Platz zu sehen bekommen. Zwei Rundfunkspots machten auf Welle Niederrhein auf das neue Stück und die Initiative aufmerksam. In 2020 erhielten Grundschüler erstmals die neue Verkehrsbroschüre zum „Freddys Fair Club”, die den „Mobil-Pass” enthält. Er wird sie in ihrer kompletten Grundschulzeit begleiten und mit verschiedenen Maßnahmen zum sicheren Verkehrsteilnehmer erziehen. Weiterhin wurden Schulwegsicherungsmaßnahmen an Grundschulen durchgeführt, und der Kinderstadtplan von Uerdingen wurde überarbeitet und neu herausgegeben.

Und so geht es weiter

Auch im kommenden Jahr werden die Aktionen „Toter Winkel” und „Black Box”, das Verkehrssicherheitstraining der Polizei, die monatliche Verkehrsschau und die Radfahrprüfungen im vierten Schuljahr durchgeführt. Gerade dafür haben die Schulen jetzt die Broschüre „Kinder sicher im Straßenverkehr” von der Verkehrswacht Krefeld erhalten. Sie wird durch eine App und Videos auf Youtube ergänzt.

Forschungsvorhaben zur Freizeitmobilität konzipiert

Einen Blick in die Zukunft wagt Hans Hamestuk, Abteilungsleiter „Verkehrliche Infrastruktur” des Fachbereichs Stadt- und Verkehrsplanung und Vorsitzender des Arbeitskreises Verkehrssicherheit für Kinder: „Gemeinsam mit der Bergischen Universität Wuppertal wurde ein Forschungsvorhaben zur Freizeitmobilität von Kindern konzipiert. Zur Finanzierung haben wir einen Förderantrag gestellt.” Dieser befindet sich gerade in der Prüfung. Ziel ist es, neue Erkenntnisse zu erhalten zu den Wegezwecken, der Verkehrsmittelwahl und maßgeblichen Zielen von Kindern in der Freizeit, um die Verkehrsunfälle mit Kinderbeteiligung in Krefeld weiter zu reduzieren. Durch Videobeobachtungen im Bereich der aufgesuchten Ziele soll das Verkehrsverhalten ausgewertet werden. Auch hier spielt der Radverkehr eine zentrale Rolle: Warum ist der Anteil des Fehlverhaltens bei den Kindern insbesondere beim Radfahren relativ hoch, und wird das Radfahren bis zur Radfahrprüfung noch ausreichend geübt? Werden Kinder heutzutage überwiegend gebracht und wieder abgeholt, welche Aktivitäten haben Kinder in der Freizeit und welcher öffentliche Raum wird zum Spielen genutzt, sind weitere Fragen, denen nachgegangen wird.

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