v.l. Ekkehard Seegers, den Geschäftsführer des TZN, Dr. Thomas Jablonski, Udo M. Strenge von der Interessenvereinigung Mittelständische Wirtschaft sowie Moderator Prof. Dr. Thomas Merz (Foto: privat)
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Kempen/Kreis Viersen. Wie Unternehmen Gehör finden können, war das Thema beim digitalen Forum Mittelstand

„Auf mich hört ja sowieso keiner“: Solche Sätze fallen oft, auch in der Wirtschaft. Wie Unternehmen Gehör finden können, darum ging es beim Forum Mittelstand. Ekkehard Seegers (Public Affairs) zeigte auf, wie Interessenvertretung zwischen politischer Regulierungswut und gesellschaftlichem Gegenwind funktioniert.

Veranstaltet wird das seit zehn Jahren bestehende Forum Mittelstand vom Technologiezentrum Niederrhein (TZN), der Wirtschaftsförderungsgesellschaft (WFG) Kreis Viersen und der Interessenvereinigung Mittelständische Wirtschaft (IMW). „Ausgerechnet im Jubiläumsjahr sind wir gezwungen, Corona bedingt ins digitale Format zu wechseln“, sagte TZN-Geschäftsführer Dr. Thomas Jablonski zur Begrüßung. Gesendet wurde aus dem TZN in  Kempen, über 100 Teilnehmer schalteten sich online zu. „Eine tolle Resonanz. Langfristig wollen wir aber am Präsenzformat festhalten, um ungezwungene Gespräche und Netzwerken zu ermöglichen“, so Dr. Jablonski.

Politisches Netzwerken war denn auch das Stichwort für die erste Veranstaltung des Forum Mittelstand 2021. „Wir reden aber nicht über Lobbyismus mit Geld und Vorteilnahme“ betonte Referent Seegers, der auf den politischen Bühnen in Düsseldorf, Berlin und Brüssel aktiv ist. Lobbyismus sei heute oftmals negativ besetzt; dabei sei er wichtige Grundlage politischer Diskussionen. Er nannte ein aktuelles Beispiel aus seinem privaten Umfeld: Im Rahmen seiner ehrenamtlichen Tätigkeit für ein Jugendhilfezentrum sei es durch Gespräche mit Abgeordneten, Bürgermeister und Landrat gelungen, die Mitarbeiter bei der Priorität der Corona-Impfung von Stufe 4 auf Stufe 2 nach vorne zu bringen. „Die Politik wusste einfach zu wenig über die Arbeit der Jugendhilfe“ so Seegers.

Das gelte auch für die Arbeit von Unternehmen. Durch Gespräche mit Abgeordneten und Verbänden baue man Vertrauen auf und Vorurteile ab. „Meine Erfahrung zeigt: Abgeordnete haben Interesse an Unternehmen aus ihrem Wahlkreis“, betonte Seegers. Allerdings warnte er davor, solche Netzwerke erst in Krisenzeiten aufbauen zu wollen: „Dann ist man nicht mehr glaubwürdig.“ Anhand einer „Klüngel-Ampel“ machte er deutlich, was geht und was nicht. Danach sind Gespräche und Einladungen zum Essen okay, vertrauliche Treffen an geheimen Orten oder Einladungen zu einem Sylt-Wochenende aber tabu: „Klüngelei zahlt sich nicht aus“.

Dem pflichtete auch Udo M. Strenge vom IMW in der von Prof. Thomas Merz (IST-Hochschule Düsseldorf) moderierten Diskussionsrunde bei. „Zum Vertrauensaufbau gehört mehr als nur ein Gefällt-mir-Button.“ Gerade in Zeiten der Krise komme es auf die Menschen an. Den Vortrag und die Diskussion gibt es unter https://tzniederrhein.de/fmn-livestream/

Das nächste Forum Mittelstand findet am 27. April statt. Dann geht es um das Thema „Betriebliches Gesundheits-Management“.

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