(Foto: privat)
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Düsseldorf. 70 Jahre haben sie sich nicht gesehen – und dann läuft in der WDR-Lokalzeit ein Beitrag über die Hilfen für impfwillige ältere Menschen des zentrum plus in Kaiserswerth. Im Interview dabei: zentrum plus-Gast Reinhard Krott. Marianne Nordbeck, geborene Krott, Bewohnerin des Wohnparks Kaiserswerth der Diakonie Düsseldorf, erkennt ihren Cousin im Fernsehen sofort. Am Namen, natürlich. „Aber auch die Familienähnlichkeit ist unverkennbar“, sagt sie. Das letzte Mal hatte die 88-Jährige ihren Cousin auf dessen Erstkommunion im Jahre 1951 gesehen. Danach gab es keine Treffen mehr. Marianne Nordbecks Vater war im Krieg gestorben und der Kontakt zur Familie seines Bruders, dem Vater von Reinhard Krott, abgebrochen.

Marianne Nordbeck heiratete, zog nach Meerbusch, zog ihre Kinder groß. An ihren Cousin dachte sie in dieser Zeit eher selten. Als ihr Mann starb, kehrte sie 2013 nach Düsseldorf-Kaiserswerth zurück, in die Nähe ihrer Tochter. Dass ihr Cousin bereits seit 1978 im Stadtteil lebte, wusste sie nicht. „Wir hätten uns auf der Straße treffen können und vermutlich nicht erkannt.“

Als die Cousine ihren Cousin im Fernsehen sieht, ruft sie Kerstin Riediger, Leiterin des zentrums plus an, die sie auch über den Wohnpark kennt. Die stellt den Kontakt zu Reinhard Krott her, er solle sich doch einmal bei der Marianne Nordbeck melden, sie sei vermutlich seine Cousine. Reinhard Krott hält das erst für Humbug. „Aber ich bin ein offener Mensch, also habe ich angerufen“, erinnert der 81-Jährige sich.

„Nein, das kann nicht sein. Ich kenne Sie nicht“, ist das erste, was er am Telefon sagt. Aber Marianne Nordbeck hat viel zu erzählen – von den Großeltern, die Reinhard Krott nicht mehr kennengelernt hat, den beiden Brüdern, ihren Vätern und von ihrem letzten Treffen bei der Kommunion – Familiengeschichten, die nur Angehörige kennen können. Also verabreden Cousin und Cousine sich. „Am Anfang haben wir uns noch gesiezt, aber wir sind schnell warm miteinander geworden“, sagt Marianna Nordbeck.

Reinhard Krott, bekennender Leica-Fan mit einem großen Bild-Archiv im Keller, hat in alten Aufnahmen gestöbert und sogar noch Fotos von seiner Kommunion entdeckt. „Da, das bin ich“, sagt seine Cousine, als er ihr die Bilder zeigt. Mittlerweile treffen sie sich regelmäßig. Wenn es Corona zulässt, bald auch nicht nur im Freien, sondern auch zum Essen im eigenen Zuhause. „Hier hat Corona die Menschen ausnahmsweise einmal nicht entzweit, sondern zusammengeführt“, sagt Kerstin Riediger. „Ohne den Beitrag zur Impfaktion hätten sich die beiden vermutlich nicht mehr gefunden, obwohl sie beide im selben Stadtteil leben.“

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