Geschäftsführer der jüdischen Gemeinde Alexander Drehmann, Markus Giesler, Charline Kappes, Bernd Reuther MdB und Oberrabbiner David Geballe (Foto: privat)
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Duisburg/Kreis Wesel. Zeichen setzen: FDP-Abgeordneter Reuther besucht zusammen mit FDP-Delegation die jüdische Gemeinde in Duisburg

1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland- und noch immer gibt es einen tief verwurzelten Antisemitismus. Anlässlich jüngsten antisemitischen Ausschreitungen, als Reaktion auf die wiederholte Entzündung des Nahost-Konfliktes, wollte sich der Weseler FDP-Bundestagsabgeordnete Bernd Reuther gemeinsam mit den beiden Duisburger Bundestagskandidaten Charline Kappes und Markus Giesler erkunden, wie es Jüdinnen und Juden in seinem Wahlkreis ergeht und besuchte die Jüdische Gemeinde Duisburg- Mühlheim/Ruhr-Oberhausen, die auch für weite Teile des Kreises Wesel zuständig ist. “Es ist schade, dass wir uns immer zu solch schrecklichen Zeiten treffen, aber ich bin mir sicher, dass dies den Startpunkt für eine enge Zusammenarbeit markiert”, so der Politiker.

Einen “alten Antisemitismus” habe es in Deutschland immer gegeben, erklärt der Geschäftsführer der jüdischen Gemeinde Alexander Drehmann. Nur sei anlässlich der neuesten Entwicklungen immer mehr die Hemmschwelle gesunken, sich offen gegen jüdisches Leben in Deutschland auszusprechen. Drohmails erreichen die Gemeinde täglich. Schon längst steht die Synagoge am Duisburger Innenhafen unter vermehrten Polizeischutz. Natürlich mit starken Auswirkungen auf das Gemeindeleben, obwohl doch nun endlich gemeinsame Gebete in Präsenz erlaubt wären. “Unsere Gemeindemitglieder reagieren mit der gewohnten Schildkrötenreaktion”, erklärt Oberrabiner David Geballe. Jüdinnen und Juden versuchen sich im öffentlichen Leben so unsichtbar wie möglich zu machen. Der Oberrabiner weiß zu berichten, dass jüdische Schüler lieber auf eine Note für den jüdischen Religionsunterricht verzichten, als sich öffentlich zur jüdischen Identität zu bekennen, aus Angst vor Mobbing.

Alexander Drehmann erkennt zwei Probleme im Kampf gegen den Antisemitismus: Zum einen müsse erkannt werden, dass Antisemitismus vielschichtiger sei, als es in der Öffentlichkeit wahrgenommen wird. Man dürfe keinesfalls Judenhass allein einer Gruppe zuordnen. Das Resultat wäre eine einseitige Bekämpfung. Zum anderen sieht die jüdische Gemeinde die deutsche Bildungspolitik als maßgebliches Mittel im Kampf gegen Judenfeindlichkeit. Diese wäre jedoch bis dato versäumt worden mit einzubeziehen. Lehrer müssten ausreichend geschult werden, um Schülerinnen und Schüler über das heutige Leben mit jüdischer Identität aufzuklären. Der Fokus dürfe nicht nur auf der Vergangenheit liegen. Prävention durch Bildung, lautet die Forderung der jüdischen Gemeinde.

Bernd Reuther appelliert an die deutschen Bürgerinnen und Bürger sich im Kampf gegen die Diskriminierung von Jüdinnen und Juden zu beteiligen. “Das Existenzrecht Israels gehört zur deutschen Staatsräson. Der Kampf gegen den Antisemitismus ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Er darf nicht allein Aufgabe der in Deutschland lebenden Menschen jüdischen Glaubens sein”, so Reuther. Der FDP-Politiker verspricht für das Wohl von Jüdinnen und Juden einzustehen und zeitnah ein gewünschtes Umdenken in der Politik zu erreichen.

SPD-Fraktion: Solidarität mit Jüdischer Gemeinde

Die SPD-Ratsfraktion erklärt sich solidarisch mit den in Duisburg lebenden Jüdinnen und Juden und verurteilt jede Form von Gewalt, Antisemitismus und Feindlichkeit gegenüber jüdischen Mitmenschen. Eine entsprechende Erklärung bringt die SPD gemeinsam mit vielen anderen im Rat vertretenden Fraktionen in die Sitzung des Rates am 14. Juni 2021 ein. Hintergrund sind die aggressiven, antiisraelischen und antisemitischen Ausschreitungen und Anschläge gegen jüdische Einrichtungen in zahlreichen deutschen Städten. „Leider mussten wir auch in Duisburg antisemitische Parolen vernehmen. Das ist völlig inakzeptabel. Wir verurteilen dies auf das Schärfste und erwarten, dass diese mit der ganzen Härte der geltenden Gesetze verfolgt und bestraft werden“, so der SPD-Fraktionsvorsitzende Bruno Sagurna.

Mit dem Antrag bekennt sich der Rat der Stadt Duisburg aus seiner historischen Verantwortung heraus zum unbedingten Schutz jüdischen Lebens in Deutschland. „Wir sind froh und stolz, dass wir in Duisburg mit der Jüdischen Gemeinde Duisburg/Mülheim/Oberhausen eine jüdische Gemeinde haben, deren religiöses, soziales und kulturelles Leben einen festen und unersetzlichen Bestandteil unserer vielfältigen Stadtgesellschaft darstellt“, erklärt Bruno Sagurna. Weiter heißt es in der Resolution: „Wir erklären unsere uneingeschränkte Solidarität mit der jüdischen Gemeinde. Wenn Jüdinnen und Juden in Deutschland sich aus Angst vor Übergriffen verstecken oder ihre Kopfbedeckung nicht mehr tragen, ist das ein alarmierendes und beschämendes Zeichen. Alle Menschen, gleich welcher Religion, sollen sicher und wohlbehalten in Duisburg leben und ihre Religion im Rahmen unserer Gesetze und Grundrechte angstfrei ausleben können.“

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