Kerstin Abraham (SWK Vorstand), Levent Sirkal (Crefelder CSD Vorstand) und CCSD-Sprecher Oliver Leist vor der Regenbogen-Straßenbahn (Foto: Stadtwerke Krefeld)
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Krefeld. Der 2. Crefelder Christopher Street Day (CSD) wird in diesem Jahr am Samstag, 21. August, erneut als Fahrrad-Demo durchgeführt. Im Anschluss soll es eine Kundgebung mit Reden und Musik im Stadtgarten geben – sofern es die Coronaschutzverordnung zulässt. Als wichtigen Partner konnten die Organisatoren die Stadtwerke Krefeld (SWK) gewinnen. Als sichtbarstes Zeichen rollt daher ab sofort eine in Regenbogen-Farben getauchte Straßenbahn durch Krefeld. Schirmherr des Crefelder CSD ist Oberbürgermeister Frank Meyer.

Unter dem Motto „Einfach Mensch sein” werden am 21. August 250 Radler erwartet, die sich auf dem rund 20 Kilometer langen Rundkurs durch Krefeld bewegen. „Treffpunkt und Aufstellung ist ab 11 Uhr am Platz der Wiedervereinigung am rückwärtigen Bahnhofsausgang. Wir werden uns um 12 Uhr in Bewegung setzen und quer durch die Stadt fahren, bevor wir gegen 14 Uhr im Stadtgarten enden”, erklärt Oliver Leist, Sprecher des Vereins Crefelder CSD. Bei der Kundgebung sollen es dann 500 Teilnehmer sein – alles unter der Voraussetzung, dass die Corona-Zahlen nicht weiter so steigen, dass es eine Planänderung geben muss. Am Samstag, 14. August, wollen die Veranstalter in Zusammenarbeit mit der Stadt Krefeld eine Entscheidung treffen, wie die Kundgebung stattfinden wird.

Sie freuen sich sehr über das Engagement der SWK. Im Juni hatte die Debatte rund um das Verbot der UEFA, die Münchener Allianz-Arena während der Fußball-EM in Regenbogenfarben zu beleuchten, für einen Ruck in der Öffentlichkeit gesorgt. Auch die SWK überlegten sich spontan, wie man ein Zeichen setzen könnte und ließen einen Linienbus vor ihrer Zentrale an der Sankt Töniser Straße einen ganzen Tag und eine Nacht lang in Regenbogenfarben erstrahlen. „Bei mehr als 3.000 Mitarbeitenden in unserem Konzern ist Toleranz hinsichtlich Nationalität, Glauben, Geschlecht und sexueller Orientierung für uns eine Selbstverständlichkeit”, sagt SWK-Vorständin Kerstin Abraham und ergänzt: „Die Diskussion, die nach dem Beleuchtungsverbot der Allianz-Arena aufkam, hat aber auch gezeigt: Wir müssen unser Bekenntnis zu den Werten, die hinter der Bewegung stehen, auch in Zukunft immer wieder laut und deutlich zeigen. Die Regenbogenfarbe steht als Symbol, das unsere Kernwerte verkörpert und unterstützt die Vielfalt in der Gesellschaft. Wir im SWK-Konzern sind weltoffen und bunt und gegen jegliche Art der Diskriminierung.”

Neben einem finanziellen Engagement lassen die SWK eine Straßenbahn in Regenbogenfarben und mit dem Slogan „Wir fahren ab auf Vielfalt” durch Krefeld fahren – auch nach dem 21. August. „Denn”, so Kerstin Abraham, „das Bekenntnis zu Toleranz und gegen Diskriminierung soll das ganze Jahr über sichtbar sein. Wir bekennen uns hierzu an 365 Tagen im Jahr und nicht nur mit einer einmaligen Aktion.” Diese Unterstützung kommt bei den Organisatoren des Crefelder CSD gut an. „Wenn man sich Städte, wie Berlin, Düsseldorf, oder Köln anschaut, reiht sich Krefeld und die SWK in eine Reihe großer toleranter Städte ein und zeigt ebenfalls Flagge. Danke”, sagt der Vorsitzende des Crefelder CSD Levent Sirkal.

Mit reichlich Kreativität und der Unterstützung zahlreicher Sponsoren ist es ihm und seinen Mitstreitern gelungen, ein buntes Programm für den 21. August auf die Beine zu stellen. So wird die Fahrrad-Demo von einem Musik-Truck begleitet, den Sirkal sogar selbst steuern wird. Im Stadtgarten wird es später eine Kundgebung geben, bei der auch Schirmherr Frank Meyer sprechen wird. Musikacts (Jeck United und Rudy Chopper) und die eine oder andere Überraschung sind ebenso geplant wie ein gemeinsames Picknick, wobei jeder seine eigene Verpflegung mitbringt. „Auf die notwendigen Hygienevorschriften und Einhaltung der Corona-Schutzverordnung achten wir natürlich und befinden uns im ständigen Austausch mit den Gesundheitsbehörden”, sagt Oliver Leist. „Wir freuen uns auf den CSD und hoffentlich viele Teilnehmer. Wer am Zugweg wohnt, kann gerne als Zeichen der Solidarität eine Regenbogenflagge an sein Haus hängen.”

Der Demo-Weg im Detail

Platz der Wiedervereinigung (Start) – rechts Ritterstraße bis Dießemer Bruch – links in den Dießemer Bruch – rechts in die Oppumer Straße – links in die Grenzstraße – rechts in die Uerdinger Straße – links in die Schönwasserstraße – rechts in die Friedrich-Ebert-Straße – folgend Buschstraße – folgend Schütenhofstraße – rechts auf die Uerdinger Straße – folgend Glindholzstraße – rechts auf Glockenspitz – folgend Berliner Straße – rechts in die Kaiserstraße – links in die Wilhelmshofallee – folgend Breiten Dyk – links auf den Nassauerring – links auf die Blumentalstraße – rechts auf die Moerser Straße – Nordwall – Friedrichsplatz- Nordwall – links auf den Westwall – KWM (Kaiser Wilhelm Museum) umfahren – weiter auf Westwall – Südwall – Ostwall – Sankt Anton Straße – Steinstraße – Stadtgarten (Kundgebung).

Infos zum Christopher Street Day

Der Christopher Street Day, kurz CSD, ist eine Demonstration, deren Ursprung in den Vereinigten Staaten liegt. In vielen Städten finden mittlerweile weltweit Paraden in Erinnerung an die Übergriffe und im Kampf gegen Homophobie statt. Der historische Ursprung der Parade liegt im New Yorker Stadtteil Greenwich Village. In den 1960er-Jahren gab es immer wieder Razzien der Polizei in Lokalen, deren Kundschaft hauptsächlich aus schwul-lesbischer Klientel bestand. Das Hauptaugenmerk der Sicherheitsbehörden lag auf den homosexuellen Latinos und Afroamerikanern. Am 28. Juni 1969 begannen sich Transsexuelle Latinas und Dragqueens gegen die Polizeiwillkür zu wehren. Es war der Auftakt zu tagelangen Straßenschlachten. Um dem Aufstand zu gedenken, wurde ein Jahr nach dem Aufstand das Christopher Street Liberation Day Committee gegründet, welches nun die alljährlichen Gedenkfeiern ausrichtet. Seit den 1970er Jahren steht die Regenbogenfahne international als schwul-lesbisches Symbol.

Geschichte des Crefelder CSD e.V.

Die Geschichte des Crefelder CSD beginnt mit dem heutigen Vorsitzenden Levent Sirkal und dem Schatzmeister und Pressewart Oliver Leist. Irgendwann nach einer Parade kam Levent Sirkal auf die Idee, einen CSD in Krefeld zu veranstalten. „Wenn Mönchengladbach, Essen, Recklinghausen und weitere Kommunen etwas auf die Beine stellen können, warum sollten wir das nicht auch können”, so Sirkal. Gerade nach dem erfolgreichen Roze Zaterdag gemeinsam mit der Stadt Venlo und mit vielen Veranstaltungen für mehr Akzeptanz und Sichtbarkeit von Lesben, Schwulen, bi-, trans- und intersexuellen Menschen ist der erste CSD in Krefeld nahezu eine logische Folge. Im Frühling 2019 waren Mitstreiter gefunden und am 27. Juni 2019 fand das Gründungstreffen statt. Allen voran der ehemalige Krefelder Karnevalsprinz Rene Sellmer und die KG Rosa Jecken mussten nicht lange für die Idee begeistert werden. Ebenso Institutionen, wie das Team des „Together Krefeld”, ein wichtiger Treff für queere Jugendliche in unserer Stadt, und die AIDS-Hilfe, die ebenfalls in den Verein eingebunden sind.

Schon im darauffolgenden Jahr, 2020, fand der erste Christopher Street Day in Krefeld statt – wenn auch aufgrund der Corona-Pandemie in deutlich abgespeckter Version als ursprünglich geplant. Trotzdem kamen rund 120 Teilnehmende. Dem Verein gehören mittlerweile rund 25 aktive Mitglieder an. Den geschäftsführenden Vorstand bilden der Vorsitzende Levent Sirkal, seine Stellvertreterin Emma Sillekens und der Schatzmeister und Presswart Oliver Leist. Der Verein finanziert sich über das Jahr durch die Mitgliedsbeiträge, für größere Projekte hauptsächlich über Spenden und Sponsoren. Ziel des Vereins ist die Förderung der Jugend- und Altenhilfe, hier natürlich speziell die der LSBTIQ-Gemeinschaft. Gezielte Projekte in der Jugendbetreuung sollen durch die Spenden gefördert werden. Für ältere queere Menschen ist ein Treffpunkt angestrebt, der auch den Senioren eine Möglichkeit des Austausches bietet.

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