Helferinnen beladen die Auslieferungs-Fahrzeuge am damaligen Vereinssitz am Deutschen Ring/Ecke Marktstraße mit sogenannten `Henkelmännchen` (Pressefoto Karl Heinz Lengwenings, 2.12.1969)
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Krefeld. Die Nachkriegsjahre waren geprägt vom Wiederaufbau bis weit in die 50er Jahre. Vielerorts  verspürte man einen wahren Aufschwung – grade Jüngere erlebten die Zeit des Wirtschaftswunders und konnten sich viele Dinge wieder leisten. Jedoch profitierten nicht alle Menschen davon. Hinter vielen Krefelder Haustüren herrschte schlichtweg Armut und sogar Hunger – die ältere Generation war davon häufiger betroffen.

Die dringende Notwenigkeit zu helfen, erkannte damals der Krefelder Beigeordnete Walter Nettelbeck. Er suchte nach fachlichen Kräften, um eine Hauspflege sowie eine häusliche Krankenpflege und die Betreuung von “Wöchnerinnen” in der Stadt Krefeld sicherzustellen. Dazu sprach er zahlreiche namhafte Krefelder Persönlichkeiten an. Schnell fand er Unterstützung und so wurde der „Krefelder Verein für Haus- und Krankenpflege e.V.“ im November 1958 gegründet – an der Spitze als Vorsitzende gewählt: Magdalena Schwitzke.

Am 01. Dezember 1958 startete der Verein mit drei Pflegerinnen seinen ambulanten Pflegedienst. Er ist damit der älteste Verein dieser Art in Nordrhein Westfalen. Nur drei Jahre später inspirierte ausgerechnet eine Dienstreise zu einer Innovation, die bis heute Vorbildfunktion hat: Magdalena Schwitzke lernt während eines Englandaufenthaltes 1961 die sogenannte meals on wheels kennen. Wieder zurück in Krefeld, begeistert sie sofort ihren Vereinsvorstand und man beschloss einstimmig die Initiative „Essen auf Rädern“ ins Leben zu rufen.

Am 1. Oktober 1961 waren die aufwändigen Vorbereitungen abgeschlossen. Die ersten 48 frisch zubereiteten Mittagessen – damals noch in den Städtischen Krankenanstalten zubereitet – konnten an hilfsbedürftige Menschen ausgeliefert werden. Die positiven Resonanzen und das bundesweite Medienecho waren überwältigend. Und so begann nach angelsächsischem Vorbild ein wahrer Siegeszug quer durch die ganze Republik.


„Im Mittelpunkt unserer Tätigkeit steht der Mensch, mit seinen individuellen Bedürfnissen und Wünschen.“

(Judith Meyer, Geschäftsführerin Krefelder Verein für Haus- und Krankenpflege e.V.)



Wichtig war den Machern von Anfang an, in Krefeld ein humanitäres Projekt zu etablieren, um einen bedeutenden Beitrag für die Lebensqualität vieler Krefelder zu leisten. Stets wird darauf geachtet, dass kein Mensch außen vor bleibt. Wer ein Essen benötigt, sich dieses aber nicht leisten kann, dem kann dank gemeinnütziger Spenden trotzdem geholfen werden.

Dass Krefelder Krefeldern helfen, ist seit jeher fester Bestandteil der Vereins-Philosophie – alle, die daran teilhaben, sind als Solidargemeinschaft enger zusammengerückt. Dabei wird nicht nur für volle Mägen gesorgt, sondern bewusst der soziale Kontakt, die Nähe zu den Menschen gesucht. Ein Essen mag einen einsamen, alten Menschen satt machen, aber zum Glücklichsein braucht es mehr. Darum sind alle vom Auslieferungsteam auf ihren Touren immer mit zwei offenen Ohren unterwegs, fungieren als Zuhörer und Trostspender. Essen auf Rädern beliefert keine Kunden, sondern hilft Menschen.

Nach einer 60-jährigen Erfolgsgeschichte gibt es bundesweit heute kaum noch Menschen, die sich unter „Essen auf Rädern“ nichts vorstellen können. Das Ziel, möglichst viele Bedürftige möglichst

schnell zu erreichen, führte rasch dazu, vom damaligen Zweirad auf die Auslieferung auf vier Rädern umzusteigen.

Täglich werden bis zu 200 Menüs ausgeliefert – frisch, warm und auf weißem Porzellan

Es ging nie darum, nur eine Mindestversorgung sicherzustellen. “Essen auf Rädern”, das der Krefelder Verein den Menschen serviert, hat schon immer höchsten Ansprüchen genügt. Das tägliche Ziel lautet: Ein Essen à la carte zu servieren.

Das war 1961 so, als bei der Premiere nach einer Sternchensuppe Spaghetti mit Soße und anschließend eine Götterspeise auf den Tisch kamen, und das ist noch heute so, wenn der Verein Schweizer Sahnegeschnetzeltes auftischt. So ist es eine weitere Alleinstellung, dass der Verein als einziger Anbieter im Krefelder Stadtgebiet die täglich rund 200 Mahlzeiten wertschätzend auf weißem Porzellan zustellt – so, wie man es zeitlebens gewohnt war.

Zeitnah auf dem Weg zu den Menschen werden die Mahlzeiten im Auto vitaminschonend in sogenannten Konvektoren gegart und nicht stundenlang warmgehalten. Jede Woche wechselt der vielseitige Speiseplan mit täglich bis zu 9 Menüs, wo jeder sein Leibgericht auswählen kann. Und damit der Nachtisch, der zu jedem Gericht kostenfrei serviert wird, gut gekühlt ankommt, ist in jedem Auslieferungsfahrzeug zudem ein Kühlschrank installiert. Die Rund-um-Versorgung gilt ebenfalls an Wochenenden und Feiertagen – sogar ohne Zuschläge.

„Der Verein entwickelt sich stets weiter“. erläutert Judith Meyer, Geschäftsführerin vom Krefelder Verein für Haus- und Krankenpflege e.V., „mittlerweile haben wir drei Leistungssäulen: neben dem ambulanten Pflegedienst und Essen auf Rädern bieten wir seit 2018  im Denkmal geschützten und stilvoll restaurierten „Schütenhof“ in Bockum zusätzlich eine umfassende Tagespflege an. Mit diesem 3-Säulen-Modell haben wir eine Alleinstellung in der gesamten Region.“

InfoKlick: www.pflegedienst-krefeld.de

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