Prof. Dr. Christoph Landscheidt (Foto: Bettina Engel-Albustin / fotoagentur ruhr moers)
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Niederrhein. Wenn Sie einen wirklichen Eindruck von der dramatischen Entwicklung am Niederrhein haben wollen, was die Zerstörung unserer wertvollen Kulturlandschaft durch die immer massiveren, wachsenden Abgrabungen der Kiesindustrie angeht, dann gönnen Sie sich einmal einen Flug über den Niederrhein. Eine Drohne tut es auch. Schon jetzt gleichen zahlreiche Gebiete einem Schweizer Käse, bei dem sich Baggerloch an Baggerloch reiht. Dabei handelt es sich, anders als uns die Kieslobby vorgaukelt, keineswegs um ökologisch aufgewertete „Paradiese“ für Flora und Fauna, sondern in den meisten Fällen um öde, unansehnliche und lieblos bepflanzte Tümpel, deren vollständige Einzäunung allenfalls „wilde Müllkipper“ anlockt. Nach dem Willen der schwarz-gelben Landesregierung, die sich bei der Frage nach dem zukünftigen Bedarf nach der endlichen Ressource Kies allein an den Wünschen der Industrie orientiert, soll es davon in Zukunft noch mehr geben. In den nächsten Jahren droht eine Verdreifachung der für immer zerstörten Flächen! Die Folgen sind verheerend.

Hunderte Hektar weiterer wertvoller Bodenflächen gehen unwiderruflich für die Landwirtschaft verloren. Weil nach dem Kiesabbau die filternden Deckschichten fehlen, ist der Schutz des Grundwassers nicht mehr gewährleistet. Die Abgrabung von Dauergrünland bedeutet einen Verlust von CO² Speichern und von Lebensraum für Tiere. Der über Jahrzehnte andauernde Abbau bedeutet Lärm- und Verkehrsbelastung für die Umgebung der Abbaugebiete. Was könnte die Politik dagegen tun? Für die nächsten zehn Jahre gibt es entgegen der Behauptung der Kieslobby noch genug Kies. Anstatt weitere Flächen auszuweisen, gilt es jetzt, diese Zeit für Forschung und Entwicklung zu nutzen, um mittelfristig die Ausbeutung von Kies überflüssig zu machen. Die Stichwörter sind: Ressourceneffizienz, Recycling und Substitution, mit anderen Worten; Bausteine und Beton müssen einer nachhaltigen Nutzung von Kies, Sand zugeführt oder ersetzt werden. Was können Sie tun? Erheben Sie Einspruch gegen die aktuellen Kiespläne der Landesregierung, die ab Montag in ihren Rathäusern ausliegen! Unterstützen Sie die Bürgerinitiativen und diejenigen politischen Kräfte, die so schnell wie möglich und glaubhaft ein Ende des Kiesraubbaus durchsetzen wollen!

 

Ein KlarKlick von Prof. Dr. Christoph Landscheidt, Bürgermeister der Stadt Kamp-Lintfort

 

Anmerkung der Redaktion: Unter KlarKlick versteht die LokalKlick-Redaktion Gastkommentare, die zur gesellschaftlichen Diskussion führen. Sie geben nur die Meinung des Gastkommentatoren wieder und sind nicht unbedingt die Meinung der Redaktion.

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