(Foto: RWO)
Anzeigen

Oberhausen. Es lebe das „evo-Jugendfußball-Förderzentrum Lindnerstraße“

Durch den Aufstieg in die 2. Bundesliga in der Saison 2008/2009 war der Aufbau eines vom Deutschen Fußballbund (DFB) zertifizierten Nachwuchsleistungszentrums (NLZ) eine Lizenzbedingung. 2011 war das NLZ an der Lindnerstraße bezugsfertig. Etwas mehr als zehn Jahre später muss sich Rot-Weiß Oberhausen von dieser Einrichtung schweren Herzens verabschieden.

Da das alte Trainingszentrum „an der Landwehr“ nicht den zeitgemäßen Bedingungen entsprach (ein Rasenplatz und zwei Aschefelder, veraltete Kabinen und Duschen), schuf der Verein mit Hilfe der Stadt Oberhausen im Jahre 2011 auf der Emscherinsel direkt am Stadion Niederrhein ein neues Leistungszentrum.

Das mittlerweile in der Regionalliga freiwillig geführte und mehrfach zertifizierte Nachwuchsleistungszentrum war zuletzt ein Aushängeschild des Vereins und der Stadt. Neben Rot-Weiß Oberhausen besitzen nur ganz wenige der aktuell 90 in der Regionalliga spielenden Vereinen ein solches Leistungszentrum. Zum Vergleich: während alle Erst- und Zweitligisten dazu verpflichtet sind (Lizenzbedingung), besitzen selbst in der 3. Liga nur rund die Hälfte aller Klubs ein solches Leistungszentrum.

Das NLZ konnte trotz geringfügigen Budgets in den vergangenen zehn Jahren immer wieder mal glänzen. Bei der alljährlich ausgeschriebenen Fritz-Walter-Medaille (Verleihung der besten deutschen Juniorenspieler des Jahrganges) konnte zweimal Silber (Max Meyer, 26, aktuell Fenerbahce Istanbul) und einmal Gold (Felix Passlack, 23, aktuell Borussia Dortmund) errungen werden. Zudem schafften es mit Gideon Jung (27, lange Hamburger SV, aktuell SpVgg Greuther Fürth) und Chris Führich (24, über den 1. FC Köln, Borussia Dortmund und den SC Paderborn aktuell beim VfB Stuttgart) zwei weitere Oberhausener Eigengewächse von der Emscherinsel auf die große Bühne des deutschen Fußballsports.

Das alles hatte und hat seinen Preis ohne einen für den Verein nennenswerten Gegenwert. Der SC Rot -Weiß Oberhausen kann und will die jedes Jahr gesteigerten personellen und infrastrukturellen Anforderungen des DFB nicht mehr tätigen. Hajo Sommers, Vorstandsvorsitzender der Kleeblätter: „Die Kosten in dieser Saison belaufen sich auf über 650.000,- EUR. Ohne das Wohl des Gesamtvereins nach fast zwei Corona-Saisons zu gefährden, ist das ein Ding der Unmöglichkeit! Ab der Saison 2023/24 plant der DFB eine nochmalige Reform für alle Leistungszentren. Spätestens dann wird ein kleiner Viertligist nicht mehr in der Lage sein, mit den großen Bundesligisten in einem Teich zu schwimmen.“

Aus diesem Grund haben sich der RWO-Vorstand und der rot-weiße Aufsichtsrat nach vielen kontrovers geführten Diskussionen und in enger Abstimmung mit dem langjährigen Namingright-Partner evo entschlossen, ab dem 30. Juni 2022 die von DFB geforderten personellen Anforderungen nicht mehr zu erfüllen und damit auf den Status „Zertifiziertes Nachwuchsleistungszentrum“ zu verzichten.

Sommers: „Nach all den letzten Jahren, in denen wir in dieses Projekt sehr viel Geld, Arbeit und Mühe gesteckt haben, fiel die Entscheidung vorrangig mit einem weinenden Auge. Aber wir sind für die Zukunft voller Zuversicht, dass wir weiterhin eine hervorragende Jugendarbeit bei RWO gewährleisten können.“ Dies war der evo sehr wichtig! „Die RWO-Zukunft ist und bleibt die Jugend – eben jetzt nur ohne Stempel und Auflagen des DFB. Wir blicken voller Hoffnung auf einen neuen Abschnitt in der RWO-Jugendarbeit und werden selbstverständlich auch in Zukunft all das anbieten, was Fußball nach unserer und der Meinung der RWO-Verantwortlichen im Jugendbereich ausmacht“, sagt Sabine Benter, Leiterin der Unternehmenskommunikation evo.

Im Klartext heißt das, auch in Zukunft will Rot-Weiß Oberhausen ausdrücklich:

  • möglichst in den höchsten deutschen Spielklassen spielen
  • weiterhin nur Trainer mit den notwendigen Lizenzen beschäftigen
  • auf eine ganzheitliche Betrachtungsweise (Schule, Leben, Ausbildung, Beruf, Zukunft, Sozialverhalten etc.) Wert legen, und dies bei der Fußballausbildung sogar noch mehr als in den letzten Jahren
  • weiterhin daran arbeiten, Kinder und Jugendliche so auszubilden, dass sie in unserer 1. Mannschaft spielen wollen und können

Mit einem Satz: Das zertifizierte Nachwuchsleistungszentrum ist tot – es lebe das „evo-Jugendfußball-Förderzentrum Lindnerstraße“!

Der SC Rot-Weiß Oberhausen bedankt sich bei allen Beteiligten, insbesondere bei dem langjährigen Jugendpartner evo, die in den vergangenen Jahren maßgeblich dazu beigetragen haben, dieses Niveau erreicht zu haben. „Dass RWO im Nachwuchsbereich trotz der geringfügigen Mittel immer eine sehr gute Rolle gespielt hat, ist nicht selbstverständlich. Wir waren gut und werden jetzt nicht schlechter, aber vielleicht freier“, so RWO-Vorsitzender Hajo Sommers.

Beitrag drucken
Anzeige