Leitungsteam der Endoskopie von links nach rechts: Chefarzt Dr. med. Kerem Bulut, Christoph Koster (Pflegerische Leitung Endoskopie) und der Ltd. Oberarzt Klaus Bensmann (Foto: Thomas Momsen)
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Geldern. St.-Clemens-Hospital schließt mit der Spiralenteroskopie eine „blinde Lücke“ in der diagnostischen und therapeutischen Endoskopie

Wenn der Eisenwert ohne erkennbaren Grund dauerhaft zu niedrig bleibt, Patienten an Gewicht verlieren oder über unklare Bauschmerzen klagen, kann das Problem im Dünndarm liegen. „Als Ursachen kommen vor allem drei Erkrankungen in Frage: Angiodyplasien, Entzündungen oder in sehr seltenen Fällen Tumore“, erklärt Dr. med. Kerem Bulut.

Unter Angiodysplasie versteht man eine harmlose Fehlbildung von Blutgefäßen, die sich zu kleinen Knötchen zusammenschließen. Das Problem: Diese Gefäßherde sind oft eine Blutungsquelle, die unbehandelt zu einer Anämie führt. Bislang war es schwierig, die Gefäßknötchen im Dünndarm zu lokalisieren und zu behandeln, so der Chefarzt der Klinik für Gastroenterologie im St.-Clemens-Hospital Geldern. „In einer herkömmlichen Endoskopie kann ich über den Magen oder den Dickdarm nur einen kleinen Teil des Dünndarms erreichen. Mittels Kapselendoskopie bekommt man zwar Einblick in diesen blinden Teil des Verdauungsapparates, bei einem Befund müssen dann aber die chirurgischen Kollegen weiterbehandeln.“

Das ist nun anders. Denn das St.-Clemens-Hospital hat rund 250.000 € u. a. in die Anschaffung eines Spiralenteroskops investiert. Mit dem hochmodernen Instrument lässt sich der komplette Dünndarm endoskopisch erreichen. Für die Entnahme von Gewebeproben oder die Verödung von Angiodysplasien ist kein Bauchschnitt mehr nötig. Die Maßnahmen können während der Untersuchung erfolgen. Für die Patienten ist das ein enormer Vorteil.

Der besondere Kniff bei der Spiralenteroskopie: Um das komplette Organ zu untersuchen, wird das Instrument nicht über viele Meter in den Darm hineingeschoben, sondern zieht ihn vorsichtig auf. „Wir beginnen mit dem Zugang über den Magen. So erreichen wir rund 60 % des Dünndarms. Geht es nicht weiter, kennzeichnen wir den Endpunkt auf dem Gewebe und setzen die Untersuchung dann über den Enddarm bis zu dieser Markierung fort“, beschreibt Dr. med Kerem Bulut das Verfahren.

Geschäftsführer Christoph Weß musste nicht lange gebeten werden, als ihm der Chefarzt die neue Untersuchungsmethode vorstellte. „Natürlich sind damit erhebliche Investitionen verbunden. Aber wir schließen auch eine Versorgungslücke in der Region und können unseren Patienten eine weitere wichtige Leistung direkt vor ihrer Haustür anbieten.“

Besonders profitieren die zahlreichen Patienten der Gelderner Spezialambulanz für Chronisch entzündlichen Darmerkrankung (CED) von dem neuen Angebot. „CED-Patienten tragen ein erhöhtes Risiko, an Darmkrebs zu erkranken. Durch die neue Methode kann ich ihnen eine noch bessere Prävention für die tückischen Begleiterkrankungen ihres Leidens anbieten.“

Die Klinik für Gastroenterologie im St.-Clemens-Hospital Geldern werden Patientinnen und Patienten mit allen Erkrankungen des Verdauungsapparats ambulant und stationär versorgt. Für die Behandlung ist eine Überweisung bzw. Einweisung durch den Hausarzt notwendig. Im akuten Erkrankungsfall gibt es einen gastroenterologischen 24-Stunden-Notdienst.

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