Über die Personalsituation in der Pflege und die Zukunft der Inklusion sprachen (v. l.) Caritas-Geschäftsführer Frank Polixa, Daniel Winkens, Andreas Terhaag (beide FDP) und Caritas-Vorsitzender Christof Wellens (Foto: Caritas)
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Mönchengladbach. Wer soll künftig alte Menschen in Mönchengladbach pflegen? Und wie werden Kinder mit Behinderung betreut? Über diese Fragen sprach die Führungsspitze des regionalen Caritasverbandes mit den FDP-Politikern Andreas Terhaag MdL und Daniel Winkens.

Zu den drängendsten Problemen in der Arbeit des Caritasverbandes gehört der Fachkräftemangel in der Pflege, wie Caritas-Vorsitzender Dr. Christof Wellens und Geschäftsführer Frank Polixa den beiden Landespolitikern bei dem Treffen in der Caritas-Geschäftsstelle erläuterten. Zwar bilde der Caritasverband Region Mönchengladbach stets zwischen 60 und 70 Menschen aus, sagte Frank Polixa. Allerdings seien insgesamt zu wenige Fachkräfte auf dem Arbeitsmarkt. „Offene Stellen können kaum besetzt werden“, berichtete Polixa.

Der Geschäftsführer geht davon aus, dass den Betreibern von Altenpflege-Einrichtungen weitere Fachkräfte verlorengehen, wenn ab Mitte März die einrichtungsbezogene Impfpflicht kommt. Dazu meinten Andreas Terhaag und Daniel Winkens: „Die einrichtungsbezogene Impfpflicht in Altenpflegeeinrichtungen ist notwendig, um die vulnerablen Bewohner und Gäste zu schützen. Trotzdem wird auch die Personalnot im Bereich der Pflege gesehen und die Befürchtungen können gut nachvollzogen werden.“

Christof Wellens regte an, dass die Politik über eine Verringerung der vorgeschriebenen Fachkraftquote nachdenken möge. „Die Frage ist, wie der Personalmix zwischen dreijährig ausgebildeten Fachkräften und Pflegehilfskräften gestaltet werden kann. Welche Pflegeleistungen müssen zwingend von Fachkräften erbracht werden und was kann eine Hilfskraft genauso gut? Dazu brauchen wir neue Konzepte und Vorgaben“, erklärte Wellens.

Auf offene Ohren bei Andreas Terhaag und Daniel Winkens stießen die Vertreter des Caritasverbandes auch beim Thema Inklusion. Hintergrund: Der früher rein heilpädagogische Caritas-Kindergarten hat sich zu einer inklusiven Einrichtung gewandelt. Seit dem Umzug vom Hardter Wald in einen Neubau an der Urftstraße in Rheydt werden die Kinder in zwei (früher vier) heilpädagogischen Gruppen mit je neun Mädchen und Jungen betreut sowie in drei gemischten Gruppen, die jeweils von fünf Kindern mit und zehn ohne Behinderung besucht werden.

Der Landschaftsverband Rheinland (LVR) wolle nun, dass auch die letzten beiden heilpädagogischen Gruppen umgewandelt werden, sagte Frank Polixa. Die Caritas in Mönchengladbach hält das für keine gute Idee: „Für Kinder mit Entwicklungsverzögerung oder einer Körperbehinderung sind inklusive Gruppen eine große Bereicherung. Manche Kinder jedoch, die vielleicht eine Mehrfachbehinderung haben oder unter schweren Verhaltensauffälligkeiten leiden, brauchen einfach kleine und geschützte Räume“, erklärte Polixa. Er habe erfahren, dass 2026 Schluss mit den heilpädagogischen Gruppen sein solle. „Die Frage ist doch, ob das konzeptionell richtig ist oder ob da nicht noch einmal anders gedacht werden muss“, meinte der Caritas-Geschäftsführer. Die beiden FDP-Politiker versprachen, sich des Themas anzunehmen. Sie hätten sich bereits für den Erhalt der Förderschulen eingesetzt. „Nun werden wir auf den Besuch von behinderten Kindern in Kindertagesstätten noch einmal einen besonderen Blick richten“, sagte Landtagsabgeordneter Andreas Terhaag.

Weitere Themen waren die für Investoren unattraktiven Bedingungen und bürokratischen Verfahren beim sozialen Wohnungsbau, die der Caritasverband derzeit beim Umbau der entwidmeten Kirche St. Johannes in Rheydt erfährt, und die steigenden Wohnkosten, nicht zuletzt aufgrund der Energiepreise. Der Caritasverband befürchtet, dass die Wohnungslosigkeit demnächst noch zunehmen wird, weil mehr Menschen das eigene Dach über dem Kopf nicht mehr bezahlen können.

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