Polizeipräsidentin Friederike Zurhausen überreichte die Urkunden in einer Feierstunden persönlich an die anwesenden Retter (Foto: Polizei)
Anzeige

Recklinghausen/Bottrop/Herten/Haltern am See/Waltrop. Mit Mut, Herz und Engagement schritten elf Bürger zur Tat und leisteten anderen Menschen Hilfe, wo sie dringend geboten war. Am 29.07.2022 wurden diese Vorbilder für ihr couragiertes Verhalten in einer Feierstunde von Polizeipräsidentin Friederike Zurhausen geehrt.

“Für das Leben eines anderen Menschen Verantwortung zu übernehmen, erfordert Mut, Mitgefühl und Hilfsbereitschaft. Das sind Werte, wie sie nicht nur jede Polizeibeamtin oder jeder Polizeibeamter im Herzen tragen, sondern wie sie ein jeder von uns innehaben sollte. Diese elf Bürger haben gezeigt, dass sich Menschen in Not immer noch auf die Hilfe und die Unterstützung anderer verlassen können. Hier haben sich Menschen für Menschen stark gemacht”, lobt die Polizeipräsidentin.

In den vergangenen zwei Jahren traten die elf geladenen Ehrengäste in Aktion, um fremde Menschen zu retten oder Straftaten zum Nachteil anderer zu verhindern. Diese Männer vereitelten durch ihr beherztes Eingreifen Unrecht und Tragödien.

Sachverhalt 1 – Recklinghausen:

Im März 2022 verstarb ein 58-jähriger Lkw-Fahrer aus Rendsburg bei einem Unfall auf der Blitzkuhlenstraße. Er war nach einer Kollision mit einem Betonpfeiler durch einen Zaun gebrochen und letztlich mit seinem Sattelzug auf einer, auf dem Boden verlegten Baustromleitung zum Stehen gekommen. Ein 21-jähriger Rheinberger und ein 48-jähriger Drensteinfurter waren zum Unfallzeitpunkt auf der dortigen Baustelle beruflich tätig. Sie rannten sofort zum Fahrzeug und zogen den unter Atemnot leidenden Mann aus dem Führerhaus. Sie leisteten dem Verunfallten bis zum Eintreffen der Rettungskräfte Erste Hilfe. Leider verstarb der 58-Jährige kurz darauf im Krankenhaus.

Sachverhalt 2 – Bottrop:

Im Februar 2022 wäre ein Bottroper Ehepaar beinahe Opfer von Betrügern geworden. Nach einem “Schockanruf” war ein 88-Jähriger auf dem Weg zur Bank, um dort einen fünfstelligen Gelbetrag abzuholen. Ein 30-jähriger Taxifahrer aus Bottrop bekam das Geschehen mit und sorgte für die Einbindung der Polizei. Er verhinderte damit eine geplante Geldübergabe und den Verlust von mehreren Tausend Euro.

Sachverhalt 3 – Herten:

Im Dezember 2021 entriss eine 41-jährige Hertenerin einer 81-jährigen Dame, ebenfalls aus Herten, die Handtasche und flüchtete. Die Seniorin stürzte dabei zu Boden und verletzte sich. Ein 32-Jähriger aus Hamm und ein 51-jähriger Hertener wurden durch die Hilferufe der Frau auf die Situation aufmerksam und nahmen sofort die Verfolgung der Flüchtigen auf. Sie holten die Täterin ein und hielten sie bis zum Eintreffen der Polizei fest.

Sacherhalt 4 – Haltern am See:

Im Oktober 2021 verunglückte ein 61-jähriger Motorradfahrer aus Marl an der Kreuzung Recklinghäuser Straße/ Bossendorfer Damm. Er erlitt schwere Verletzungen. Noch vor dem Eintreffen der Rettungskräfte waren zwei Polizeibeamte und ein Rettungssanitäter der Bundeswehr (33) vor Ort, der zufällig an der Örtlichkeit vorbeikam. Während die Beamten die Unfallstelle absicherten, stoppte der 33-Jährige aus Oer-Erkenschwick die lebensbedrohliche Blutung bis zum Eintreffen des Notarztes und rettete dem Motorradfahrer damit das Leben.

Sachverhalt 5 – Waltrop:

Im August 2021 betrat ein 57-Jähriger aus Lünen die Berliner Straße, um sich in suizidaler Absicht von einem Lkw überfahren zu lassen. Der Lkw-Fahrer (63) aus Bochum konnte einen Zusammenstoß nicht mehr in Gänze vermeiden, verletzte den Mann jedoch nur leicht, da er eine Gefahrenbremsung hatte einleiten können. Als der 57-Jährige daraufhin erneut versuchte, sich von einem anderen Fahrzeug überfahren zu lassen, griff ein 47-jähriger Waltroper beherzt ein und hielt ihn zurück bis die Polizei eintraf.

Sachverhalt 6 – Bottrop:

Im August 2021 gab es noch einen zweiten couragierten Einsatz zweier Lebensretter. Zwei 20-jährige junge Männer aus München kümmerten sich um einen 63-jährigen Suizidenten (Essener), der vom Tetraeder springen wollte. Sie sprachen mit dem Mann, überzeugten ihn von seinem Vorhaben Abstand zu nehmen und über die Brüstung zurück zu klettern, die er bereits hinter sich gelassen hatte. Der Betroffene war im Nachgang glücklich und dankbar über das Einschreiten seiner Lebensretter.

Sachverhalt 7 – Recklinghausen:

Im Januar 2021 wurde ein 81-jähriger Altenheimbewohner zu später Stunde vermisst gemeldet. Der leicht bekleidete Mann war bei Außentemperaturen um den Gefrierpunkt und leichtem Schneeregen unterwegs, sodass eine Lebensgefahr für ihn nicht ausgeschlossen werden konnte. Zwei 27-jährige Hertener waren zufällig mit ihrem Auto unterwegs und trafen den Mann laufender Weise auf der Auffahrt zur L511, in Höhe Halterner Straße an. Sie reagierten sofort, hielten an, setzten ihn ins Auto und gaben ihm eine Decke und etwas zu trinken.

Die Polizei erhofft sich, dass auch weitere Menschen dem guten Beispiel der geehrten Zeugen folgen werden und so ein Zeichen für Zivilcourage setzen. Die “Aktion-Tu-Was” (www.polizei-beratung.de) gibt Ratschläge und Handlungsempfehlungen für alle Bürgerinnen und Bürger, wie sie eingreifen können, um anderen zu helfen.

Trotz der hier gezeigten Zivilcourage sollte die Gefahr für einen selbst jedoch in jedem Einzelfall abgewogen werden. Niemand muss sein eigenes Leben riskieren. Im Zweifel sollten besser die Polizei oder andere Hilfskräfte hinzugerufen werden. (ots)

Beitrag drucken
Anzeigen