v.l. Kerstin Abraham, Vorständin und Arbeitsdirektorin SWK STADTWERKE KREFELD AG – Carsten Liedtke. Vorstandssprecher SWK STADTWERKE KREFELD AG – Prof. Dr. Hermann-Josef Roos, Geschäftsführer der EGK Entsorgungsgesellschaft Krefeld GmbH & Co. KG und Mona Neubaur, NRW-Ministerin für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie (Foto: Dirk Jochmann)
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Krefeld. Wirtschaftsministerin Neubaur: „Ich bin stolz auf dieses Projekt.“

Die Biogasaufbereitungsanlage der EGK an der Parkstraße ist in Betrieb. Aus Abwasser wird Biomethan, das abgespaltene CO2 wird weiterverwendet. Ein wichtiger Schritt in Richtung Energie- und Wärmewende für Krefeld.

In der Müll- und Klärschlammverbrennungsanlage der EGK wird bereits seit vielen Jahren Wärme und Strom aus Siedlungsabfall produziert, einem Brennstoff, der zur Hälfte aus Biomasse besteht. Rund 200.000 MWh Wärme und 75.000 MWh Strom aus der thermischen Verwertung der Müll- und Klärschlammverbrennungsanlage werden Jahr für Jahr in das lokale Netz eingespeist und können damit 10.000 Haushalte mit Heizenergie und 25.000 Kunden mit Elektrizität versorgen.

Nun ist die EGK auch zum Biomethanlieferanten avanciert. Nachdem die bisherige Nutzung in der Müllverbrennungsanlage aufgrund einer Verfahrensumstellung in der Rauchgasreinigung entfallen ist, wird das in der Kläranlage bei der Klärschlammverarbeitung entstehende Faulgas nun aufbereitet und als Biomethan für die Erdgasversorgung verwendet. Die neue Anlage ging jetzt ans Netz. Die Verwendungsmöglichkeiten dabei sind sehr vielfältig. Das gewonnene Biomethan kann zur Wärmeversorgung in Industrieanlagen und Privathaushalten (ca. 4.000 Haushalte) eingesetzt werden. Auch Erdgastankstellen könnten hiermit beliefert werden, so dass Fahrzeuge statt mit fossilem Erdgas mit Biomethan betankt werden können.

Doch das ist nicht alles, wie Prof. Dr. Hermann-Josef Roos, Geschäftsführer der EGK, herausstellt: „Aus dem Faulgas wird zusätzlich biogenes Kohlendioxid abgeschieden und auf minus 24 Grad heruntergekühlt. Dadurch verflüssigt es sich, wird in diesem Zustand gespeichert und kann z.B. in Gewächshäusern zur Pflanzendüngung oder in der Industrie als Trockeneis eingesetzt werden. Und noch besser: Es ersetzt fossiles Kohlendioxid.“ Bis zu 23.000 Tonnen fossiles CO2 können durch die Nutzung der beiden Produktströme jährlich eingespart werden.

Die innovative Biogasaufbereitungsanlage weckte auch das Interesse von Mona Neubaur, NRW-Ministerin für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie, die zur Inbetriebnahme nach Krefeld reiste. „Auch Bioenergie hat Potenzial und ist ein weiterer Baustein, uns von anderen Energieträgern unabhängiger zu machen und den Klimaschutz weiter voranzutreiben. Das hier in Krefeld umgesetzte Projekt zeigt: Biomethan kann beitragen, Erdgas zu ersetzen und damit dabei helfen, fossiles CO2 einzusparen“, erklärt Neubaur. „Ich bin stolz, zu sehen, dass wir in Nordrhein-Westfalen damit ein neues, zukunftsweisendes Konzept in der Sektorenkopplung von Abfallentsorgung und Energieversorgung umsetzen können und bestehende Synergieeffekte sinnvoll nutzen. Das hat Vorbildcharakter für weitere Unternehmen auf dem Weg zu einer klimaneutralen Energieversorgung und leistet einen wichtigen Beitrag dazu, unser Land und unsere Industrie nachhaltig und zukunftssicher aufzustellen.“

Rund sieben Millionen Euro wurden in den Bau der neuen Gasaufbereitungsanlage investiert. In drei Stufen wird das Faulgas über physikalische Prozesse aufgetrennt in Biomethan und biogenes CO2. Dabei werden keine zusätzlichen Chemikalien benötigt. Mit dieser Verfahrenstechnik ist es möglich, die Methankonzentration im Biomethan auf über 96 Prozent anzureichern. Bei einer optimalen Auslastung der Anlage können so bis zu acht Mio. Kubikmeter Biomethan pro Jahr erzeugt werden.

Mit der neuen Anlage leistet der SWK-Konzern einen weiteren wertvollen Beitrag, um die Klimaziele für Krefeld erreichen zu können. „Die gesamte Anlage der EGK an der Parkstraße mit all ihren einzelnen Komponenten ist mit Blick auf den Kernenergie- und Kohleausstieg von hoher Relevanz. Solche dezentralen Anlagen vor Ort leisten einen maßgeblichen Beitrag zum Klimaschutz und zur Versorgungssicherheit bei Strom und Wärme“, erklärt SWK-Vorständin Kerstin Abraham.

Für die Entwicklung der neuen Anlage wurden die notwendigen Kompetenzen im SWK-Konzern gebündelt. Von der ersten Idee über die Anlagenauslegung bis zum finalen Nutzungskonzept wurde alles in einem internen Projektteam entwickelt. SWK-Vorstandssprecher Carsten Liedtke ist überzeugt: „Die Faulgasaufbereitungsanlage am Standort der EGK in Krefeld zeigt sehr anschaulich, wie die Sektorenkopplung funktionieren kann: Entsorgungssektor, Verkehrssektor und Wärmesektor können hier in einer höchst effizienten Weise miteinander verknüpft werden.“

Die Einspeisung des erzeugten Biomethans erfolgt in die nördlich der EGK verlaufende Gashochdruckleitung, die von der Thyssengas GmbH betrieben wird. „Das Projekt hier in Krefeld ist auf vielen Ebenen zukunftsweisend. Zum einen leistet die Erzeugung und Einspeisung von klimaneutralem Gas in das vorhandene Erdgasnetz einen wichtigen Beitrag zur Dekarbonisierung des Energiesystems. Zum anderen trägt das wie herkömmliches Erdgas zu verwendende heimische Biogas mit Blick auf die aktuelle Lage an den Energiemärkten zur Versorgungssicherheit bei“, erläutert Dr. Thomas Gößmann, Vorsitzender der Geschäftsführung der Thyssengas GmbH. „Wir freuen uns vor diesem Hintergrund, einen wichtigen Beitrag zu diesem wegweisenden Projekt in der Region zu leisten.“

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