Superintendentin Marion Greve (Foto: Alexandra Roth)
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Essen. Superintendentin Marion Greve: Diese Tat macht mich fassungslos und wütend – Bundestagsabgeordneter Kai Gehrung: Kontinuierlicher Schutz jüdischer Einrichtungen und eine konsequente, breite –zivilgesellschaftliche wie politische– Bekämpfung des Antisemitismus

Nach den Schüssen auf das Rabbinerhaus neben der Alten Synagoge Essen, die am Freitagmorgen von der Polizei gemeldet wurden, hat sich Superintendentin Marion Greve tief betroffen geäußert. Ihr Statement im Wortlaut:

Zu meiner großen Bestürzung habe ich heute erfahren, dass auf das Rabbinerhaus neben der Alten Synagoge Schüsse abgegeben worden sind. Gemeinsam mit allen Menschen, die für ein friedliches Zusammenleben in unserer Stadt einstehen, frage ich mich fassungslos, was den Täter dazu verleitet hat, und hoffe auf eine schnelle Aufklärung dieser Tat.

Die Alte Synagoge Essen und das Rabbinerhaus stehen mir nahe, als Bürgerin und Christin. Erst kürzlich, am 9. November, haben wir uns gemeinsam in der Alten Synagoge an die Schrecken der Reichspogromnacht erinnert und der jüdischen Opfer des Nationalsozialismus gedacht. Unsere Gegenwart wurde ebenfalls in den Blick genommen: Eine deutliche Warnung vor jeder heutigen Form des Antisemitismus war Teil des Gedenkens. Die nationalsozialistische Diktatur ist Geschichte, doch menschenverachtende Ideologien und rassistische Hetze gibt es immer noch, nehmen aktuell sogar zu. Auch deshalb bin ich über diese Tat tief betroffen, sie beschämt mich und macht mich wütend.

Die Alte Synagoge zählt zu den wichtigsten Stätten der Erinnerung in unserer Stadt. Gleichzeitig ist sie ein wunderbarer, lebendiger Ort. Menschen aller Altersstufen besuchen sie, um den Reichtum jüdischer Kultur und Glaubensgeschichte kennenzulernen. Sie ist ein besonders sichtbares Zeichen dafür, dass Verfolgung, Gewalt und Krieg nicht das letzte Wort haben. Sie ermutigt dazu, unsere Verantwortung für Frieden, Toleranz und die Bewahrung der Menschenwürde ernst zu nehmen und in die Tat umzusetzen. Dafür, dass dies auch zukünftig so bleibt, wollen wir als Evangelische Kirche in Essen immer beitragen.

Kai Gehring MdB (Foto: Anna Muysers Fotografie/© Kai Gehring)

Kai Gehring, grüner Bundestagsabgeordneter für Essen und Vorsitzender des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung im Bundestag gibt zu den Berichten über Schüsse auf das Rabbinerhaus an der alten Synagoge in Essen folgende Erklärung ab:

“Ich bin tief bestürzt über die Nachricht, dass es auf das Rabbinerhaus an der alten Synagoge in unserer Stadt Schüsse gegeben hat. Der widerwärtige Anschlag muss schnellstmöglich und lückenlos aufgeklärt werden. Das Rabbinerhaus beherbergt seit elf Jahren das Salomon Ludwig Steinheim-Institut und ist eine weit über unsere Stadtgrenzen bekannte und renommierte jüdische Institution. Jüdisches Leben ist ein wichtiger Bestandteil unserer Stadt und der Vielfalt in Essen. Jüdinnen und Juden müssen in unserer Stadt jederzeit und überall in Freiheit und Sicherheit leben können. Dazu braucht es kontinuierlichen Schutz jüdischer Einrichtungen und eine konsequente, breite – zivilgesellschaftliche wie politische – Bekämpfung des Antisemitismus. Attacken auf jüdische Einrichtungen sind Angriffe auf unsere multireligiöse Demokratie und damit auf alle Demokratinnen und Demokraten. Es ist folgerichtig, dass der Staatsschutz vor Ort ermittelt und die kriminaltechnischen Untersuchungen laufen. Den Ermittlungsbehörden ist bei der Aufklärung schnellstmöglicher Erfolg zu wünschen.”

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