Obermeister Dietmar Lassek von der Kfz-Innung Krefeld hofft, dass die Rahmenbedingungen für die Werkstätten und Autohäuser bald besser werden (Foto: Kfz-Innung Krefeld)
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Krefeld. Innung: Schlechte Rahmenbedingungen fordern Branche heraus

Gutes Werkstattgeschäft, aber schwacher Autohandel, Lieferengpässe, Inflation und teure Energie: Wenig Licht und viel Schatten brachte das Jahr 2022 dem Kfz-Gewerbe in Krefeld. Für 2023 hofft die Kfz-Innung auf bessere Rahmenbedingungen.

„Das Konsumklima hat sich auch wegen der Auswirkungen des Krieges in der Ukraine und den damit einhergehenden Preissteigerungen verschlechtert“, sagt Dietmar Lassek, Obermeister der Kfz-Innung Krefeld. Die rund 90 in der Innung zusammengeschlossenen Werkstätten und Kfz-Händler hätten mit der Inflation und einer teuren Energieversorgung zu kämpfen.

„Der Autohandel leidet massiv unter den extrem niedrigen Pkw-Neuzulassungen. 2022 dürfte das schwächste Autojahr seit der Wende werden“, erklärt Lassek. Hauptgründe dafür seien die Probleme in der Fahrzeugproduktion durch gestörte Lieferketten, nach wie vor auch beeinträchtigt durch die Corona-Pandemie und die bis vor kurzem verfolgte Null-Covid-Strategie in China. Aber auch das Geschäft mit Gebrauchtwagen zeige starke Bremsspuren. „Weil Neuwagen schlecht verfügbar sind, greifen die Kunden vielfach zu jungen Gebrauchtwagen“, sagt Dietmar Lassek. Der Zufluss dieser Fahrzeuge stagniere jedoch, da der Markt nicht ausreichend mit Leasingfahrzeugen und Mietwagen versorgt werde.

Aber es gibt auch gute Nachrichten: „Was uns im Kfz-Gewerbe aktuell positiv stimmt, ist das Werkstatt-Geschäft. Hier sind wir wieder auf dem Vorkrisen-Niveau von 2019 angekommen“, berichtet Obermeister Lassek und fügt hinzu „Die Menschen fahren ihre Fahrzeuge länger. Das Pkw-Durchschnittsalter liegt inzwischen bei zehn Jahren. Und je älter ein Fahrzeug, desto mehr Wartung und Reparatur ist notwendig.“ Sorgen bereitet Lassek allerdings die Preisexplosion bei Ersatzteilen. Wenn denn überhaupt welche zu bekommen sind. „Früher waren das Automatikgetriebe oder die Lenkung in zwei Tagen da und der Kunde konnte wieder mit seinem Auto fahren. Inzwischen dauert die Lieferung manchmal drei oder vier Wochen“, schildert der Obermeister die Situation. Er hofft, dass sich die Situation bald wieder normalisiere.

Kritisch betrachtet Dietmar Lassek die geänderte Förderung von E-Fahrzeugen ab Anfang 2023. Das reduzierte Fördervolumen werde viele Kunden abschrecken, ein E-Auto zu bestellen – denn: „Bei den aktuellen Lieferzeiten von oft zwölf Monaten und länger weiß ich als Kundin oder Kunde ja gar nicht genau, wie hoch mein Prämienanspruch ist und ob ich überhaupt noch in den Genuss einer Prämie komme. Da ist zwischen 4.500 und null Euro alles möglich.“

Dabei sei klar, „dass wir einen starken Schub in Richtung CO2-neutraler Antriebsformen benötigen“, so der Obermeister. Derzeit könnten die von der Europäischen Union gesetzten Flottengrenzwerte nur mit Elektrofahrzeugen erreicht werden. Ganzheitlich CO2-neutral sei diese Antriebsart jedoch nur, wenn der dafür benötigte Strom grün sei und bereits die Fahrzeugproduktion klimaneutral gestaltet werden könne. „Es stellt sich die Frage, wann wir diesen Zustand hier in Deutschland und Europa bei den angestrebten Wachstumsraten für E-Fahrzeuge erreichen können. Wir haben auch bei der Ladeinfrastruktur und bei der Ertüchtigung der Stromnetze noch viel zu tun, um die E-Mobilität dahin zu bringen, wo sie hin soll“, sagt Dietmar Lassek.

Der Obermeister plädiert dafür, den Weg für andere klimaneutrale Antriebsarten, wie synthetische Kraftstoffe und Wasserstoff, offenzuhalten. Die rund 274 Millionen Pkw und leichte Nutzfahrzeuge in Europa mit konventionellen Antrieben könnten sehr schnell einen Beitrag zur CO2-Minderung leisten, wenn klimaneutral hergestellte synthetische Kraftstoffe in ausreichender Menge vorhanden wären, so Lassek.

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