Karsten Schul (Foto: @ effefffoto)
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Leverkusen. Karsten Schul ist seit Saisonbeginn 2020/21 Cheftrainer der Leverkusener Zweitvertretung in der 1. Regionalliga West. Aktuell steht das Team des 56-Jährigen zwar auf dem vorletzten Tabellenplatz in der Liga, doch spiegelt dieser Zwischenstand nicht das Potenzial des Teams wider. Wir sprachen mit dem Übungsleiter über die aktuelle Spielzeit, seine Philosophie als Coach und vieles mehr.

BAYER GIANTS: „Karsten, deine Mannschaft hat in der 1. Regionalliga West bis dato fünf Siege in 14 Spielen einfahren können. Wie zufrieden bist du mit der Leistung deiner Jungs?“

Karsten Schul: „Die Leistung war bis hierhin vollkommen in Ordnung. Wenn man bedenkt, mit welchen Umständen wir zu kämpfen hatten, ist unser Auftreten sehr ordentlich. Wir hatten einige Verletzungen zu beklagen, des Weiteren mussten die Jungs auch in der ProA oder der Herren lll (Oberliga) aushelfen, wenn Not am Mann war. Das Wichtigste aber ist, dass die Entwicklung der Spieler stimmt, auch wenn wir in der Tabelle gut und gerne ein paar Ränge höher stehen dürften. Ich hätte zumindest nichts dagegen (schmunzelt).

Wie würdest du allgemein das Niveau in der 1. Regionalliga West beschreiben?

Das Niveau in der Regio ist sehr gut. Viele Klubs verfügen über Spieler, die locker in der ProB oder sogar ProA spielen könnten. Wenn man sich dann zusätzlich die ausländischen Imports der anderen Mannschaften anschaut, muss man sagen, dass die Vereine sehr gut rekrutiert haben. Die Mischung aus erfahrenen Routiniers, sehr guten ausländischen Akteuren und hochklassigen NBBL-Spielern hat dafür gesorgt, dass das Leistungslevel im Westen in 2022/23 aus meiner Sicht noch einmal gestiegen ist.

Auffällig ist, dass ihr viele Spiele sehr knapp verloren habt und dadurch im Tabellenkeller steht. Mit eurer Korbdifferenz (-10) dagegen rangiert auf einem soliden siebten Rang. Worin siehst du die Gründe für die knappen Niederlagen?

Das ist tatsächlich schon sehr auffallend, dass wir Spiele per „Buzzerbeater“ in der letzten Sekunde oder in der Verlängerung verlieren. Allerdings haben wir auch schon Siege in den letzten Sekunden einer Partie für uns entscheiden können, so ist das nicht. Aber auch dies spricht für unsere Entwicklung.  Im Vorjahr gab es einige Partien, welche wir mit 20 oder mehr Punkten deutlich verloren haben. In dieser Saison ist dies noch nicht geschehen. Das zeichnet die Qualität aus, welche wir inzwischen besitzen. Es ist schon längst nicht mehr der Fall, dass wir bei einem hohen Rückstand keine Chancen mehr haben zu gewinnen. Aber gerade die hohen Rückstände in einer Begegnung müssen wir verhindern, denn eine Aufholjagd kostet unheimlich viel Körner. Wenn uns dies gelingt und wir in der „Crunchtime“ bessere Entscheidungen treffen, werden wir sicherlich noch einige Siege einfahren, davon bin ich felsenfest überzeugt.

Worauf legst du als Coach in einer Mannschaft besonders großen Wert?

Vor allem auf zwei Dinge, und die widersprechen sich in meinen Augen nicht: Zum einen möchte ich, dass wir knallhart verteidigen. Dabei liegt mein Fokus auf die Defense am Ball. Hier möchte ich, dass wir stets versuchen, den Gegenspieler unter Druck zu setzen. Zur Verteidigung gehört natürlich auch das Reboundverhalten. Auch hier haben wir große Fortschritte im Gegensatz zur Vorsaison gemacht. Zum anderen ist mir natürlich unser Offensivspiel wichtig. Ich möchte eine gesunde Balance zwischen dem Spiel in Korbnähe und von jenseits der Dreipunktelinie etablieren. So möchte ich versuchen, dass jeder im Rahmen seine individuellen Fähigkeiten die Chance hat zu punkten. Ich glaube, dass uns das bisher ganz gut gelungen ist.

Und wie beschreibt Karsten Schul seinen Stil als Basketballtrainer?

Als demokratisch. Ich hole mir regelmäßig das Feedback meiner Spieler ein. Dabei ist vor allem der Austausch mit den erfahrenen Jungs wichtig, da diese schon einiges erlebt haben. Diese binde ich sowohl im Training als auch im Spiel aktiv in die Entscheidungsfindung ein. Ich überlasse es teilweise dabei selbst dem Team zu entscheiden, wie wir z. B. verteidigen oder in der Offensive agieren. Alles in allem ist es ein gesundes Geben und Nehmen. Jeder hat die Chance, sich bei uns einzubringen.

Welches eurer Spiele aus der aktuellen Saison 22/23 würdest du bis hierher herausheben?

Ich glaube die Begegnung in Essen muss man schon hervorheben. Bis zu unserem Auftritt dort hat der ETB jedes Team der Liga dominiert und viele Partien mehr als deutlich gewonnen. Wir lagen zwischenzeitlich in der Sporthalle „Am Hallo“ mit 18 Punkten in Front. Essen hing in den Seilen und wir hatten sie am Rande einer Niederlage. Doch am Ende haben uns ein, zwei individuelle Fehler in der entscheidenden Phase im Schlussabschnitt den Sieg gekostet. Hätten wir hier die ein oder andere bessere Entscheidung getroffen, hätten wir gewonnen. In Summe wäre das ein verdienter Erfolg gewesen.

Welche Mannschaften in der 1. Regionalliga West gehören deiner Meinung nach zu den Aufstiegsfavoriten?

Der Meisterschaftsanwärter Nummer eins sind sicherlich die Miners aus Essen. Danach kommt eine Reihe an Teams, welche durchaus das Potenzial haben, um oben mitzuspielen. Herausheben würde ich hier den Deutzer TV. Zwar hatten die Kölner Probleme am Anfang der Spielzeit, inzwischen finden sie sich aber immer besser zu Recht und spielen guten Teambasketball. Insgesamt kann man aber sagen, auch wenn es etwas abgedroschen klingt, dass in der 1. Regionalliga West jeder jeden schlagen. Das gilt aber auch für uns. Wir haben uns gegen die Spitzenteams gut geschlagen und das wollen wir in der Rückrunde vergolden.

Natürlich hast du auch die Situation der BAYER GIANTS in der BARMER 2. Basketball Bundesliga ProA im Blick. Wie würdest du die aktuelle Lage des Rekordmeisters beschreiben?

Wir müssen, glaube ich, nicht darüber diskutieren, dass die Situation der GIANTS für den gesamten Verein alles andere als angenehm ist. Selbstverständlich hat das auch Auswirkungen auf mein Team. Keine zweite Mannschaft, weder die der Telekom Baskets Bonn oder des UBC Münster, hat mit solchen Nachwirkungen aus dem Profiteam umzugehen. Das wirkt sich auf die Trainingsbeteiligung, die unmittelbare Spielvorbereitung und selbstverständlich auch auf die Partie an sich aus. Nichtsdestotrotz steht die ProA an aller erster Stelle und wir helfen gerne. Wenn man als Mannschaft in einer so schwierigen Phase steckt, gilt es an einem Strang zu ziehen. Hansi Gnad und Jacques Schneider können sich hier voll und ganz auf meine Unterstützung verlassen. Ich wünsche den GIANTS, dass sie so schnell wie möglich wieder zurück in die Spur finden und einige Erfolgserlebnisse einfahren können.

Was wünschst du dir sportlich für das Jahr 2023 und wo landet dein Team am Ende der Saison?

Mein größter Wunsch ist, dass wir am Ende der Saison 2022/23 die Klasse gehalten haben und optimalerweise in den Playoffs stehen. Für uns ist aktuell noch alles möglich, wir haben unser Schicksal selbst in der Hand. Des Weiteren wäre es super für die Jungs, wenn sie weiterhin eine so positive Entwicklung nehmen wie bisher. Aber über allem steht natürlich die Gesundheit. Es wäre wirklich toll, wenn wir vom Verletzungspech verschont bleiben würden. Das hat uns stellenweise ziemlich zurückgeworfen.

Karsten, vielen Dank für das Interview!

Ich bedanke mich auch und möchte mich an dieser Stelle bei allen Helferinnen und Helfern bei den Spielen unserer zweiten Mannschaft bedanken. Der Support von außen ist nicht selbstverständlich! Ich wünsche unseren Zuschauern und Helfern ein gutes neues Jahr 2023 und beste Gesundheit.

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