„Operation“ geglückt: An einem Dummy-Torso mit allerlei „Erkrankungen“ üben Chefarzt Dr. med. Olaf Hansen und sein Team regelmäßig die entscheidenden Arbeitsschritte und schulen europaweit interessierte Chirurg:innen (Foto: EVK)
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Wesel. Jubiläum mit 2500 robotischen minimal invasiven Operationen

Das europäische Zentrum für Robotic-Chirurgie am Niederrhein feiert dieser Tage ein ganz besonderes Jubiläum: Über 2500 Operationen haben die Bauchchirurgen am Evangelischen Krankenhaus Wesel (EVK) in den letzten drei Jahren mit ihrem liebevoll „Robbi“ genannten Kollegen durchgeführt – und haben damit die Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Onkologische Chirurgie so zum europäischen Referenzzentrum für diese hochpräzise OP-Technik entwickelt.

Monika Roes ist eine von jenen Patientinnen und Patienten, die mittels „Robby“ operiert wurden. Die Weselerin hatte einen längeren Leidensweg hinter sich: Sie litt an einer ausgeprägten Zwechfellhernie, die zu starken Schmerzen, ständigem Erbrechen und Übelkeit führte. „Meine Lebensqualität war stark eingeschränkt“, blickt Monika Roes zurück. Zunächst versuchte sie noch mit Ernährung, das Problem in den Griff zu bekommen, „aber es war klar, dass eine OP unausweichlich sein würde.“ Schließlich kam es zu einer Einklemmung des Magens. Monika Roes kam schwerstkrank als Notfall ins EVK, wo man ihr umgehend eine OP mittels der Roboter-Technologie empfahl. „Ich war sofort überzeugt davon, dass dies der richtige Weg ist“, so Monika Roes heute. Der Rest ist (erfolgreiche) Geschichte: „Direkt nach der OP waren meine Probleme einfach weg“, erzählt Monika Roes. Die Schmerzen waren verschwunden und die Nahrungsaufnahme stellte kein Problem mehr dar. „Aufgrund der robotischen schonenden OP-Technik konnten wir Frau Roes schon sehr früh nach Hause entlassen“, freut sich Dr. med. Olaf Hansen, der als Chefarzt der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Onkologische Chirurgie das Team aus sieben speziell geschulten Roboter-Operateuren anführt, über den Genesungsverlauf seiner Patientin. Auch die weitere Genesung verlief so gut, dass Monika Roes bereits nach drei Wochen wieder ihrem Hobby, dem Golfen, nachgehen konnte.

Bei den minimalinvasiven Robotic-Operationen fungiert der Medizinroboter quasi als Schnittstelle zwischen Chirurg und Patient. Das System liefert dabei in Echtzeit zum einen gestochen scharfe, hochauflösende Bilder dreidimensional und in 16-facher Vergrößerung von dem Operationsfeld. So können selbst extrem feine Strukturen wie beispielsweise kleinste Nerven und Blutgefäße deutlich sichtbar dargestellt werden. Zum anderen arbeiten die lediglich drei Millimeter dünnen Spitzen der Instrumente bei den Roboter-Eingriffen wie eine Weiterleitung der Chirurgenhände ohne die menschliche Schwäche des Wackelns und der Ermüdung.  Über hydraulische Arme werden die Instrumente so äußerst präzise vom Operateur geführt. Dadurch ist ein patientenschonendes, minimalinvasives Operieren auch dort möglich, wo früher noch mit großen Bauchschnitten gearbeitet werden musste. „Das digitale System mit der integrierten künstlichen Intelligenz gibt mir als Chirurg zudem stets ein haptisches Feedback darüber, welche realen Kräfte gerade bei dem Eingriff auf das Gewebe einwirken. Deshalb ist der Einsatz dieser operativen Robotik-Methode bei allen Eingriffen angezeigt, welche sehr exakte Schnitte erfordern“, erklärt der erfahrene Operateur Hansen die Vorteile des Systems. So ist die Arbeit mit dem OP-Roboter präziser als ein Skalpell und der Blick in den Körper des Patienten schärfer als mit dem menschlichen Auge. Für die Patienten bedeutet dies eine bessere Schonung der Strukturen im OP-Umfeld, schnellere Wundheilung, weniger Schmerzen und einen kürzeren Krankenhausaufenthalt.

Durch die zunehmende Erfahrung mit der neuropathischen Technik kommt diese nun in vielen Gebieten der Bauchchirurgie minimalinvasiv zum Einsatz. So werden im Refluxzentrum des EVK sämtliche Operationen bei Sodbrennen und Zwerchfellbruch robotisch durchgeführt, im Darmzentrum erfolgt die überwiegende Mehrzahl der Eingriffe bei Darmkrebs robotisch. Bei dem gefährlichen Enddarmkrebs (Rektumkarzinom) wird diese Technik immer zur Vermeidung eines künstlichen Darmausganges eingesetzt. Daneben erfolgen viele robotische Eingriffe im Hernienzentrum, z.B. bei Leisten oder Narbenbrüchen sowie bei Gallensteinerkrankungen.

Die Erfahrung der Experten des EVK mit dem Roboter-Kollegen jedenfalls macht europaweit Schule. Die Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Onkologische Chirurgie ist europäisches Referenzzentrum und Hospitationsstätte für Ärztinnen und Ärzte in diesem Bereich. Mittlerweile streamt das Team um Dr. Hansen so von Wesel aus diese robotisch OP-Technik in die Welt und zeigte schon digital auf großen Chirurgenkongressen in London (England), Schottland, Luxemburg oder Tschechien ihr Können. Die chirurgische Oberärztin und Koordinatorin des Refluxzentrums und des Robotikzentrums, Dr. Vivianda Menke, wurde daher schon mehrfach als Ausbilderin von anderen internationalen chirurgischen Kliniken beispielsweise in die Schweiz oder USA eingeladen, um ihre Expertise weiterzugeben.

„Dies ist für uns eine große Ehre, aber auch Ausdruck einer innovativen und erfolgreichen Behandlungsoption, von dem die Menschen am Niederrhein sehr profitieren“, sagt Dr. Hansen  stolz über diese Anerkennung der Expertise in seinem Team.

Das wusste auch Patientin Monika Roes zu schätzen. „Ich war wirklich überwältigt von dem Ergebnis und froh, dass ich dabei die Ärzte meines Vertrauens an meiner Seite wusste. So schnell habe ich mit der Genesung nicht geechnet“, kann Monika Roes heute mit einem Lächeln sagen.

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